Im Grunde genommen ist es typisch: Eine Nachwuchsauswahl aus der kleinen Schweiz scheidet an einer WM vorzeitig, aber ehrenvoll aus und wird dafür gefeiert. Daran ist auch nichts falsch. Nur: Seit 2009 und dem WM-Triumph der U17-Fussballer wissen wir, dass es auch «trotz» Schweizerkreuz auf der Brust klappen kann mit dem ganz grossen Coup.
Dieser wäre auch dem Team von U20-Nationaltrainer Christian Wohlwend zuzutrauen gewesen. Die SIHF-Auswahl spielte eine gute Vorrunde, liess sich dann aber im abschliessenden Gruppenspiel gegen die bereits ausgeschiedenen Finnen zur Zufriedenheit hinreissen und musste wegen der unnötigen 0:2-Niederlage dann im Viertelfinal gegen die letztlich eben doch übermächtigen Amerikaner ran.
Es kam, wie es kommen musste: Die Schweizer spielten sackstark, waren ebenbürtig, mussten aber dennoch als Verlierer vom Eis. Grossartig verlieren – eine ausgewiesene Schweizer Tugend im Sport. Die Crux dahinter bringt Wohlwend am besten auf den Punkt: «Ich hätte lieber schlechter gespielt und gewonnen.»
Das Gute an der heroischen Niederlage ist, dass sie auch die ungenügende Performance gegen Finnland übertüncht und so ein positiver Nachgeschmack bleibt. Bei den Spielern, bei den Fans, beim Staff, bei den Scouts (wichtig!) und auch bei den Medien. Die Schweizer U20-Junioren dürfen neben der Enttäuschung also auch eine Portion Stolz mit nach Hause nehmen.
Den verdienten Zuspruch gibt es unter anderem in den sozialen Medien:
You guys can be very proud @SwissIceHockey !🇨🇭 great fight till the end @HFXMooseheads pretty good player you guys got there from the swiss🙈 https://t.co/9kg47qUD8m
— Timo Meier (@MeierTimo) 3. Januar 2017
Hold your heads high @SwissIceHockey you played incredible. Way to make us proud @nicohischier pic.twitter.com/rj2ZA1s8bs
— Halifax Mooseheads (@HFXMooseheads) 3. Januar 2017
What a comeback @SwissIceHockey at the @iihf_wjc good fight boys! Proud of your morality! Good game @usahockey - pretty sad now 😔
— Shahryar Sean Amini (@Shahryar_Amini) 3. Januar 2017
Am meisten Lob setzte es – und das überrascht niemanden – für «Wunderkind» Nico Hischier ab, den mit 7 Punkten (4 Tore/3 Assists) überragenden Spieler, der auch gegen die Amerikaner beide Tore erzielt hat …
Swiss tie the game pic.twitter.com/kZvrq2bvOY
— GIF Grand Maester (@myregularface) 3. Januar 2017
... und der dem 3:3 sehr nahe war. «Wir haben eine gute Gruppe von Jungs. Wir gaben nie auf. Es tut weh», sagte der 17-Jährige von den Halifax Mooseheads nach der Niederlage. Trotz dem Ausscheiden hat Hischier seine Chancen auf eine frühe Ziehung im NHL-Draft durch seine überzeugenden Auftritte weiter gesteigert.
You might know that I'm s'times rather critical with SUI players but IMO Hischier def.arrived in the small group of potential No.1-picks.
— Thomas Roost (@thomasroost) 3. Januar 2017
Von beiden Trainern gab es Sonderlob. «Er ist ein absoluter Ausnahmekönner. Wenn er sich körperlich noch verbessert, wird er in der NHL eine wunderbare Karriere hinlegen», sagte Wohlwend. Seinem Namen nicht folgend wählte auch US-Headcoach Bob Motzko nur positive Worte: «Nico Hischier ist der beste Spieler, den wir an diesem Turnier gesehen haben. Das ist das Erste, das wir gesagt haben, als wir zurück in die Kabine gegangen sind. Wir haben alle vier Linien gegen ihn getestet und manchmal hatte ich das Gefühl, dass er immer gespielt hat.»
Hischier war aber nicht der einzige Schweizer, der Werbung in eigener Sache machen konnte. Dies gelang beispielsweise auch dem Genfer Damien Riat und ZSC-Verteidiger Jonas Siegenthaler, die die WM beide mit 6 Punkten (je 1 Tor und 5 Assists) abschlossen. Auszeichnen konnte sich aber auch der Davoser Goalie Joren van Pottelberghe.
Top three players of the tournament:
— Swiss NHL (@SwissNHL) 3. Januar 2017
Jonas Siegenthaler (WSH),
Nico Hischier (#2017NHLDraft top prospect),
Joren van Pottelberghe (DET)
Die Zukunft des Schweizer Eishockey scheint durchaus rosig und so blickt auch Christian Wohlwend schon auf die nächste U20-WM voraus: «Wir werden an ein paar Sachen extrem hart arbeiten, um den nächsten Schritt zu schaffen.» Dazu gehöre beispielsweise, bei numerischer Gleichzahl zu mehr Chancen zu kommen. So erzielten die Schweizer sechs ihrer total 13 Treffer im Powerplay.
Nachdem die Schweizer zuvor zweimal an einer U20-WM die Viertelfinals verpasst hatten, darf vom Turnier in Kanada sicherlich eines mitgenommen werden: Es war ein Schritt in die richtige Richtung. Und wer weiss, vielleicht gibt es ja schon bei der nächsten Austragung den erhofften grossen Coup.
(Mit Material der Agentur sda Sport)