Luca Sbisas Optimismus vor dem Final war gross gewesen. Gerade mal drei Niederlagen hatten die Golden Knights in den ersten drei Playoff-Serien gegen die Los Angeles Kings (4:0), die San Jose Sharks (4:2) und die Winnipeg Jets (4:1) erlitten. Tatsächlich glückte der Start gegen die Washington Capitals mit einem 6:4-Heimsieg. Dann aber setzte es vier Niederlagen in Serie, nachdem Las Vegas zuvor nie mehr als drei Partien hintereinander verloren hatte.
Im letzten Spiel gaben die Golden Knights im Schlussabschnitt ein 2:3 aus der Hand. Dementsprechend geknickt war Sbisa in der Garderobe. «Wir waren so nah dran, Geschichte zu schreiben», sagte der Zuger Verteidiger. Wie erklärt er sich den deutlichen Ausgang zu Gunsten der Capitals? «Wir waren zwar nicht nervös, spielten in den ersten drei Partien jedoch zu passiv. Im ersten Duell hatten wir Glück, dass wir gewannen. Erst danach fingen wir an, richtig zu spielen. Wenn wir so die ganze Serie aufgetreten wären, hätte es wahrscheinlich gereicht.»
Worauf führt er es zurück, dass die Mannschaft gegen Washington nicht mehr mit jener Leichtigkeit agierte, die sie zuvor ausgezeichnet hatte? «Wir hatten nie richtig Druck, spielten die gesamte Saison Vollgas und auf einmal waren wir im Final. Wir überlegten zu viel», bilanzierte Sbisa.
Deshalb wurde nichts aus dem Märchen und genau ein solches wäre ein Triumph der Golden Knights gewesen. Vor der Saison gab es gar Stimmen, die vermuteten, dass Las Vegas in der NHL nicht konkurrenzfähig sei. Stattdessen eilte die aus «Verstossenen» zusammengestellte Equipe von Rekord zu Rekord, avancierte sie zum besten Expansionsteam aller Sportarten.
Auch Sbisa war wenig zugetraut worden. Nachdem ihn die Golden Knights von den Vancouver Canucks ausgewählt hatten, hiess es, dass er wohl getradet werde. Als dies nicht der Fall war, glaubten viele so genannte Experten, er werde den Sprung ins Team nicht schaffen. Stattdessen war er eine feste Grösse, obwohl er wegen diverser Verletzungen in der Qualifikation nur 30 von 82 Partien absolvieren konnte.
Überhaupt hat Sbisa im mentalen Bereich enorme Fortschritte gemacht. «Ich werde diese Saison nie vergessen», erklärte der 28-Jährige. «Die Fans empfingen uns mit offenen Armen. Ohne ihre Unterstützung wären wir nicht so weit gekommen.»
Dennoch blieb am Ende nur eine grosse Enttäuschung. «Klar können wir stolz über das Erreichte sein», sagte Sbisa. «Wenn du jedoch in dieser Situation (im Final) bist, ist alles egal, was vorher passiert ist. So eine Chance erhältst du vielleicht nie mehr. Dann musst du sie packen, was uns nicht gelang. Es ist eine bittere Pille. Im Moment ist tote Hose und das wird noch eine Zeitlang so bleiben. Wenn du so nah dran bist, tut es umso mehr weh.» Ein wenig Trost gab es dann doch noch, erwartete ihn doch seine Frau mit dem bald einjährigen Sohn auf dem Arm. (sda/qae)