0:3 in Anaheim, schon wieder verloren. Es war die neunte Niederlage Ottawas in den letzten zehn Spielen. Mittlerweile haben nur noch die Buffalo Sabres und die Arizona Coyotes noch weniger Punkte geholt als die Senators. Sie befinden sich in einer tiefen Krise. Das Team vom früheren SCB-Trainer Guy Boucher hat sich in den letzten Wochen neun Punkte Rückstand auf die Playoff-Plätze eingehandelt. Der Stuhl des Trainers wackelt gewaltig.
Was ist passiert? Eigentlich spielen die Ottawa Senators nun ungefähr so, wie das vielerorts bereits vergangenes Jahr von ihnen erwartet wurde. Der Erfolg der letzten Saison kam für viele Experten überraschend. Man war sich einig, dass Bouchers Team insbesondere in den Playoffs über seinen Verhältnissen gespielt hat.
Dass die «Sens» nun aber gleich wieder derart brutal tauchen, kommt doch eher unerwartet. Im Training nach der 0:5-Niederlage in der Nacht auf Montag gegen die Winnipeg Jets sprach Boucher engagiert zu seinen Spielern, wie die «Ottawa Sun» berichtet. Er forderte sie auf, endlich wieder mit «der nötigen Dringlichkeit und Intensität» zu spielen.
Dass die Jets derzeit eines der besten Teams seien, das habe Boucher schon vor dem Spiel gewusst. «Doch der Leistungsunterschied zwischen ihrer Mannschaft und der unseren war nicht akzeptabel», sagt der 46-Jährige.
Eine der grössten Schwachstellen ist im Moment Torhüter Craig Anderson. Seine Fangquote beläuft sich auf 89,5 Prozent. Das reicht in der besten Liga der Welt einfach nicht. Vielleicht täte der Trainer gut daran, wiedermal auf Ersatztorhüter Mike Condon zu setzen.
Aber auch der Rest der Mannschaft überzeugt nicht. Die «Sens» scheinen bei ihrem letzten Trade den kürzeren gezogen zu haben. Während der von Ottawa nach Nashville gezogene Kyle Turris bei den Predators aufblüht, geschieht genau das Gegenteil mit der Senators-Neuerwerbung Matt Duchene.
Während Turris für Nashville in 13 Spielen bereits zwölf Punkte erzielt hat, sind es bei Duchene in Ottawa ein Tor und ein Assist in elf Partien.
Doch nicht nur der Erstrundendraft von 2009 enttäuscht. Auch der Rest des Teams hat über den ganzen November gesehen an Produktivität eingebüsst. Wie «The Athletic»-Analyst Dom Luszczyszyn schreibt, hat bis auf eine Ausnahme (Flügel Mark Stone) jeder Spieler des Kaders in der GameScore-Statistik abgebaut. Wenn ein ganzes Team an Produktivität einbüsst, läuft irgendwo etwas schief.
Das schwächste Glied ist in einem solchen Fall immer der Trainer. Mit einer neuen Philosophie und neuen Impulsen – Boucher vertraut weiterhin seiner defensiven «Falle» 1-3-1-System – könnte Ottawa vielleicht wieder in die Erfolgsspur zurückkehren. Auch deshalb wackelt der Stuhl des ehemaligen SCB-Trainers so stark wie zuletzt im Herbst 2015 in Bern.