Sport
Eismeister Zaugg

Ein Mann dreht durch – 10 Spielsperren für Fabrice Herzog?

Berns Thomas Thiry, rechts, sagt Davos' Fabrice Herzog, links, die Meinung, nach einem Check von Herzog gegen Berns Eric Blum (nicht im Bild), im Eishockey Meisterschaftsspiel der National League ...
Fabrice Herzog muss sich nach seinem bösen Check gegen Eric Blum die Meinung von Thomas Thiry anhören.Bild: keystone
Eismeister Zaugg

Ein Mann dreht durch – 10 Spielsperren für Fabrice Herzog?

HCD-Powerstürmer Fabrice Herzog verübt gegen Berns Eric Blum eines der übelsten Fouls der letzten Jahre. 10 Spielsperren wären angemessen.
15.02.2021, 11:5416.02.2021, 06:41
Folge mir
Mehr «Sport»

Ein Mann dreht durch. Darf man das so sagen? In diesem Fall ja. Fabrice Herzog entspricht dem Eishockey-Klischee wonach die «bösesten» Männer auf dem Eis zugleich die freundlichsten in Zivilkleidern sind. Typ Traum-Schwiegersohn. Dem Klischee des netten, freundlichen, ja fast schüchternen jungen Mannes, der im hockeytechnischen Sinne gefährlich wird, sobald er in einer ritterähnlichen Ausrüstung das Eis betritt. Nicht nur für den Torhüter, weil er einer der besten Vollstrecker der Liga ist. Auch für die Gegenspieler, weil ein Zusammenstoss mit ihm schwerwiegende Folgen haben kann.

Fabrice Herzog (26) ist im besten Wortsinn ein Powerstürmer. Er bekäme auch in der NHL die Ehrenbezeichnung «Tough Guy». Zwar «nur» 189 Zentimeter gross und 80 Kilo schwer. Aber durchtrainiert. Einer der kräftigsten Spieler mit Schweizer Pass. Er stürmt wuchtig, unaufhaltsam wie eine Maschine. Er ist aktuell der beste HCD-Torschütze, hat die beste Plus-/Minus-Bilanz des Teams – und mit Abstand am meisten Strafminuten. Ligaweit ist er die Nummer 6 der Bösewichte.

Berns Eric Blum liegt nach einem Check von Davos' Fabrice Herzog, rechts, auf dem Eis, im Eishockey Meisterschaftsspiel der National League zwischen dem SC Bern und HC Davos, am Sonntag, 14. Febr ...
Eric Blum bleibt auf dem Eis liegen.Bild: keystone

Der perfekte Powerstürmer also. Aber mit einer Schwäche: Er neigt latent zum Ausrasten. Zu «emotionalen Aussetzern» nach einer Provokation, einer verpassten Torchance oder bei ungünstigem Spielverlauf. Zu viele seiner Strafen müssen in der Buchhaltung auf dem Konto «Frustrations-Fouls» eingetragen werden.

Das üble Vergehen gegen Berns Verteidiger Eric Blum (34), von den Schiedsrichtern mit Restausschluss geahndet, ist seine bisher schlimmste Tat. Dabei hat er zwei hockeytechnische Todsünden begangen.

  1. Er checkt mit Eric Blum einen Gegenspieler, der bereits in einen Zweikampf verwickelt ist und deshalb nicht mit einem Angriff rechnen muss. Die bei uns gängige Ausrede, ein Spieler habe sich ungeschickt verhalten und sei deshalb in einen Check gelaufen, zählt hier in keinster Art und Weise.
  2. Check gegen den Kopf.
Berns Eric Blum wird nach einem Check von Davos' Fabrice Herzog, nicht im Bild, behandelt, im Eishockey Meisterschaftsspiel der National League zwischen dem SC Bern und HC Davos, am Sonntag, 14.  ...
Blum muss blutend vom Eis begleitet werden.Bild: keystone

Wie sieht nun die Hockey-Rechtslage aus? Drei Punkte sind zu beachten:

  1. Bei Fouls gibt es drei Abstufungen. Die höchste Stufe wird mit fünf und mehr Sperren geahndet. Hier handelt es sich um ein Foul der schwersten Form.

    Eric Blum ist schlimm verletzt worden. Er lag noch eine Stunde nach dem Vorfall in einem abgedunkelten Raum und war nicht ansprechbar – schwere Gehirnerschütterung. Das Nasenbein ist gebrochen und wahrscheinlich auch das Schlüsselbein. Es kann sein, dass seine Saison zu Ende ist. Im schlimmsten Fall muss er um seine Karriere bangen.

    Das Strafmass richtet sich jedoch nicht nach den Folgen eines Fouls, so schlimm die auch sein mögen. Sondern nach der Tat, bei der Fabrice Herzog eine Verletzung seines Gegenspielers in Kauf nimmt. Was hier zweifelsfrei der Fall ist. Also sind fünf Spielsperren das absolute Minimum. Oder anders gesagt: Das Strafmass müsste im Grundsatz das gleiche sein, wenn Eric Blum bei genau gleicher Tat nicht verletzt worden wäre.
  2. Die Vorgeschichte spielt eine Rolle. Ist der Sünder ein «Ersttäter», der vorher noch nie mit solchen Fouls aufgefallen ist? Gäbe es diese mildernden Umstände, könnte Fabrice Herzog mit vier bis sechs Sperren davonkommen.

    Aber er ist ein «Wiederholungstäter». Bereits am 6. Dezember 2020 Dezember ist er für ein Vergehen gegen Rapperswils Daniel Vukovic mit zwei Sperren zu milde bestraft worden. Selbst in Davos löste dieses Urteil Verwunderung aus. Diese Vorgeschichte wirkt sich strafverschärfend aus. Deshalb wären bis zu zehn Spielsperren angemessen.
  3. Es geht noch um etwas anderes: Viel Geld wird vom Verband ausgegeben, um Broschüren anzufertigen und Dresses zum Thema «Respekt» («Respect my game») zu bedrucken. Um genau solche Fouls wie jenes von Fabrice Herzog zu vermeiden.

    Wenn ein Spieler mit einer so starken Vorbildfunktion wie Fabrice Herzog so austickt, dann wäre eine milde Bestrafung das falsche Signal.
Die besten Szenen der Partie.Video: YouTube/MySports

Zugs Sportchef Reto Kläy ist mit Fabrice Herzog auf nächste Saison ein «Königstransfer» gelungen. Seine Neuerwerbung ist ein Stürmer der höchsten Kategorie: Er ist dazu in der Lage, ein Spiel zu entscheiden. Er kann alles. Die Zuger müssen ihn nicht mehr ausbilden.

Jubel bei Davos' Lukas Stoop und Davos' Fabrice Herzog, von links, nach dem Tor zum 0-1 beim Eishockey Meisterschaftsspiel der National League zwischen dem EV Zug und dem HC Davos, am Freita ...
Die Skorerqualitäten von Herzog sind unbestritten.Bild: KEYSTONE

Aber es wäre vielleicht nützlich, wenn sich Reto Kläy nach einem guten Mental- oder Yogatrainer umsehen würde. Fabrice Herzogs Tore können den Zuger Titel einbringen. Aber seine Ausraster können auch Titel kosten.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die Logos der Schweizer Klubs, wenn sie NHL-Teams wären
1 / 18
Die Logos der Schweizer Klubs, wenn sie NHL-Teams wären
Fribourg Caquelons
quelle: watson / lea senn
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Despacito mit Eishockey-Spielern
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
66 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
PHILIBERT
15.02.2021 12:13registriert Januar 2021
Ich bin HCD-Fan, aber was sich da Herzog geleistet hat geht gar nicht und eine Sperre von mehreren Spielen wäre angemessen... ich hoffe, dass Blum schnell wieder auf's Eis zurückkehren kann....
61518
Melden
Zum Kommentar
avatar
Aussenminister
15.02.2021 12:15registriert September 2020
So Sachen machen extrem hässig, das muss eine heftige Strafe geben, ganz einfach.
46315
Melden
Zum Kommentar
avatar
BeatBox
15.02.2021 12:10registriert Januar 2014
Was für ein übles Foul! Wenn man bedenkt, dass Blum sehr lange hatte um sich von der letzten Gehirnerschütterung zu erholen (er war eigentlich nie mehr der alte), dann befürchte ich das er dem Karriereende nahe steht!
43713
Melden
Zum Kommentar
66
Wir wünschen euch einen so guten Tag, wie ihn Pep damals beim Training hatte
Du hast schlechte Laune? Führ' dir mal dieses Video von Manchester-City-Coach Pep Guardiola zu Gemüte. Es geht dir dann besser, versprochen.

(Und Pep selbst sollte es vielleicht auch gleich schauen, nachdem er gestern Abend auf ziemlich bittere Art und Weise aus der Champions League ausgeschieden ist und sich emotional gerade in weniger berauschenden Dimensionen bewegen dürfte ...)

Liebe Community,
aktuell kann einem vieles auf die Stimmung schlagen (was soll dieser erneute Wintereinbruch, gopf?! Schnee??? Ernsthaft?
🤬). Aber jetzt bloss nicht den Kopf hängen lassen. Wir haben hier eventuell genau die Dopamin-Spritze, die ihr braucht. Toggi meinte jedenfalls, ihm sei es nach dem Video direkt wieder besser gegangen. «So fühl ich mich amis, und so rede ich zu den Kindern, wenn die mal selber das Zimmer aufgeräumt haben», gab er zu Protokoll.

Zur Story