Nach der Hälfte der Qualifikation ziehen die Medien gerne eine erste Bilanz. Sie konzentrieren sich dabei auf die Stars der Liga, auf die Topskorer, auf die Ausländer und die Transfers. Spieler wie Sven Senteler taugen eher nicht für die grossen Schlagzeilen. Der Zuger Center ist kein begnadeter Techniker, kein herausragender Goalgetter, kein Blender. Senteler gehört zu jenen Akteuren, die im Schatten der grossen Namen meist unauffällig, aber zuverlässig ihre Dienste verrichten.
Im EV Zug darf sich Senteler zur Halbzeit dennoch wie ein Gewinner fühlen. Das hat mit seinen überzeugenden Auftritten in der laufenden Meisterschaft zu tun und auch mit seiner markanten Leistungssteigerung im Vergleich zur Vorsaison. Sechs Tore hat der Stürmer in 24 Spielen erzielt, doppelt so viele wie in der gesamten Qualifikation 2017/18. Es ist ein anderer Senteler, ein Senteler mit mehr Präsenz, Entschlossenheit und Selbstbewusstsein.
Seine neue Stärke hat viel auch mit der Position zu tun. In der vergangenen Saison wurde er unter dem damaligen Trainer Harold Kreis als Flügel eingesetzt. Er kam nie auf Touren, mehr als vier Monate musste er auf seinen ersten Treffer warten. Senteler sagt: «Ich war natürlich enttäuscht, ich machte mir viele Gedanken und verkrampfte mich. Es war ein Teufelskreis, das wünsche ich niemandem.»
Doch seit Dan Tangnes im Sommer das Zepter an der Bande übernommen hat, blüht Senteler auf. Tangnes lässt ihn wieder auf der Mittelachse spielen, wo sich Senteler deutlich wohler fühlt, wo er mehr ins Geschehen involviert ist und das Spiel aus der Defensive heraus lenken kann. Senteler erhält auch mehr Verantwortung. Seine Eiszeit ist um drei Minuten auf durchschnittlich knapp 15 Minuten pro Spiel gestiegen.
Auch im Boxplay nimmt er inzwischen eine wichtige Rolle ein, was so verkehrt nicht ist: Der EVZ stellt das effizienteste Team in Unterzahl. «Ich spüre die Unterstützung des Trainers, das gibt mir Selbstvertrauen», sagt Senteler. «Ich bin lockerer geworden.»
Unlängst hat der robuste Stürmer seinen Vertrag bis 2020 verlängert, was vor einem Jahr noch kaum denkbar gewesen wäre. Die Zuger Verantwortlichen würdigen damit Sentelers Entwicklung – einerseits. Andererseits lässt eine Verlängerung um nur ein Jahr darauf schliessen, dass der EVZ seine Nachwuchsstrategie konsequent verfolgt. In der Kaderbreite will er künftig vermehrt auf junge Spieler aus der eigenen Academy setzen.
Für zugezogene Dritt- und Viertlinien-Stürmer wie Senteler, der aus dem Nachwuchs der ZSC Lions stammt und seit 2015 für den EVZ spielt, bringt dies Ungewissheiten mit sich. Seine mittelfristige Zukunft in Zug hängt auch davon ab, wie sich die Eigengewächse wie Yannick Zehnder und Sven Leuenberger entwickeln, beide können als Center und Flügel agieren.
Senteler weiss um seine Situation, er hatte die Chance zum Wechsel. Die SCL Tigers unterbreiteten ihm ein Angebot. Trotzdem entschied er sich für den EV Zug. «Ich wollte in Zug bleiben und bin froh darüber, dass es geklappt hat», erklärt er. «Ich fühle mich wohl in diesem Team und mit dem neuen Coaching-Staff. Wieso sollte ich also etwas verändern?»
Es liegt nun auch an Sven Senteler selber, sich für den EVZ unverzichtbar zu machen. «Ich sehe es als Herausforderung», sagt der Center. «Der Druck ist definitiv da. Aber ich glaube daran, dass ich noch länger für Zug spielen kann, wenn ich mich gut präsentiere. Diese Chance will ich packen.» Man kann das als Kampfansage verstehen. Als neues Selbstverständnis eines Spielers, der nach einer schwierigen Saison das Vertrauen in seine Fähigkeiten wiedererlangt hat.