Torhüter Dominic Nyffeler ist zwei Jahre älter und fünf Zentimeter grösser als sein Bruder Melvin, der Aufstiegs-Held der Lakers. Aber er ist und bleibt der «kleine» Bruder. Er ist weniger talentiert. Anders als sein Bruder ist er nie für eine Junioren-WM aufgeboten worden und mit Ajoie hat er halt nicht die gleich guten Vorderleute wie sein Bruder.
Klotens Sportchef Felix Hollenstein hatte im Sommer vergeblich versucht, Dominic Nyffeler aus dem laufenden Vertrag heraus nach Kloten zu holen. Es ist eigentlich schade, dass nun ein ausländischer Torhüter beim Absteiger im Kasten steht. Denn sonst würde es in der Liga-Qualifikation vielleicht zum Bruderduell der Nyffelers gekommen. Aber immerhin kann Dominic darauf verweisen, dass Kloten nur noch im Ausland einen besseren Goalie als ihn gefunden hat.
Kein anderer Klub steht so für Glanz und Elend der welschen Hockeykultur: für die Blütezeit mit den sechs Titeln in Serie zwischen 1968 und 1973. Aber ebenso für den Niedergang: seit 1973 hat nie mehr eine welsche Mannschaft (Biel zählen wir nicht zum welschen Hockey) die Meisterschaft gewonnen. 2001 haben die Neuenburger die NLA verlassen und seither ist es ihnen nie mehr gelungen, wenigstens den Titel in der zweithöchsten Liga zu gewinnen.
Im Hinblick auf das 100-Jahr-Jubiläum im Frühjahr 2019 hat der neue Sportchef Loïc Burkhalter mit Alain Mieville, Philipp Wetzel, Adam Hasani, Torhüter Christophe Bays und zwei neuen ausländischen Stürmern kräftig nachgerüstet. Bei weitem genug Talent, aber wie (fast) immer seit 1973 nicht die Härte, die Kraft und die taktische Schlauheit, um die Liga zu dominieren.
Am 14. März wird Leo Schumacher 66 Jahre alt. Ist er also zu alt, um eine Mannschaft mit einem Durchschnittsalter von knapp 23 Jahren zu führen? Auf den ersten Blick scheint es so. Die GCK Lions haben die Playoffs zum fünften Mal in Serie verpasst. Aber auf dem zweiten Blick erkennen wir: Leo Schumacher ist von den ZSC Lions um die Playoffs gebracht worden.
In der Weihnachtspause musste er den Platz an der Bande verlassen und ins Hallenstadion zügeln. Dort half er als Assistent Nottrainer Hans Kossmann den Meistertitel zu gewinnen. Keine Frage: wäre er bei den GCK Lions geblieben, dann hätte er das Farmteam in die Playoffs geführt. Nun hat er seinen Job bei den GCK Lions wieder übernommen und wird in seiner zweiten Saison die Playoffs im Frühjahr 2019 erreichen. Mit 66 fängt das Leben gemäss Udo Jürgens schliesslich erst richtig an. Und wir gehen nicht davon aus, dass er erneut im Hallenstadion gebraucht wird.
Der Absteiger ist ein Sofortwiederaufstiegs-Anwärter. Sportchef Felix Hollenstein hat bis auf die Wahl des Trainers alles richtig gemacht. Aufstiegsteams müssen ähnlich zusammengesetzt werden wie NLA-Meisterteams. Es braucht erfahrene Leitwölfe, aber auch dynamische junge Spieler plus exzellente Ausländer und einen grossen Torhüter.
Zwar muss für die Besetzung der Goalieposition vorerst eine Ausländerlizenzen geopfert werden – aber wenn Felix Hollenstein nicht rastet und nicht ruht, wird es ihm gelingen, im Laufe der Saison irgendwo einen aufstiegsfähigen helvetischen Torhüter aus einem Vertrag herauszulösen. Und ganz wichtig: sollte Trainer André Rötheli doch kein grosser Bandengeneral sein, dann kann der Sportchef das Team selber übernehmen oder – auch das ohne Kostenfolge – Elite-Junioren-Trainer Bob Mongrain an die Front beordern.
Wahrlich, eine grosse Ära ist zu Ende. Acht Jahre lang hat die Sturmlinie mit den beiden Kanadiern Jeff Campbell und Brent Kelly sowie Captain Stefan Tschannen die Liga gerockt und Langenthal die ruhmreichsten Jahre der Geschichte mit zwei Titeln (2012, 2017) beschert. Nun gibt es diese Linie nicht mehr. Weil Jeff Campbell den Saisonstart wegen einer Verletzung verpasst. Ende Saison laufen die Verträge der beiden Kanadier aus, die acht Jahre lang beide bis auf den Rappen genau gleich viel verdient haben.
Für die Langenthaler hat eine schwierige sportliche Umbruchphase begonnen, die trotz wirtschaftlicher Stabilität und exzellenter taktischer Schulung des Teams zu einem vorübergehenden Abrutschen ins Mittelfeld führen kann. Sportchef Noël Guyaz muss die Nachfolger für Brent Kelly und Jeff Campbell finden. Das ist noch schwieriger als einst bei Gottéron die Nachfolge von Slawa Bykow und Andrej Chomutow zu regeln.
Olten rockt. Aber es holte keine Titel mehr. Seit dem Abstieg aus der NLA (1994) ist es nicht mehr gelungen, die zweithöchste Liga zu gewinnen. Zuletzt gingen 2013, 2015 und 2018 die Finals gegen die späteren Aufsteiger Lausanne, Langnau und die Lakers verloren. Aber unentwegt werden Titel und Aufstieg angestrebt. Selbstüberschätzung? Nein. Eine andere Zielsetzung als eine Rückkehr auf die grosse Bühne ist der Hockeystadt Olten unwürdig.
Hier gilt: «Wir glauben an den Aufstieg, also sind wir!» Der EHCO hat die infrastrukturellen, wirtschaftlichen und sportlichen Voraussetzungen für eine Existenz in der höchsten Liga. Die Oltner rocken und deshalb scheitern sie oft: sie sind in heiklen Situationen manchmal wenig geduldig. Auf dem Eis und manchmal auch neben dem Eis. Aber überschätzt haben sie sich noch nie. Der Glaube an die eigene Grösse ist schliesslich die Voraussetzung zum Erfolg.
Jahr für Jahr ein sportliches Maximum herausholen und doch nie auf einen grünen Zweig kommen: das ist Thuns Schicksal in der Fussball-Sparkassen-Operetten-Liga und Thurgaus Problem im Hockey. Nun sind die sechs offensiv besten Spieler der letzten Saison (oder 231 Skorerpunkte) gegangen. Die beiden kanadischen Stürmer sind von ausländischen Ligen abgeworben worden, die besten Schweizer von der Liga-Konkurrenz und vom Aufsteiger Rapperswil-Jona.
Lars Neher kehrt aus beruflichen Gründen ins Amateurhockey zurück. So ist das halt wenn es nicht möglich ist, bei den Salären mit den bösen Hunden zu bellen. Der Führungscrew gebührt für das Geschick, mit dem sie sich trotz allem im Profigeschäft behauptet mindestens so viel Anerkennung wie den Machern des FC Thun und Asterix für den erfolgreichen Überlebenskampf des Gallischen Dorfes im Römischen Reich.
Die Ticino Rockets haben in den zwei ersten Jahren ihrer Existenz 75 von 96 Partien verloren. So schwach war in der Neuzeit noch kein Team in der zweithöchsten Liga. Und es wird diese Saison nicht besser werden. Aber wir können auch sagen: Ja, die Rockets sind das schlechteste B-Team aller Zeiten – na und?
Denn für Ambri rechnet sich die Investition ins Farmteam bereits nach zwei Jahren alleine durch die Ausbildung des Trainers: Luca Cereda hat ja an der Bande der Rockets während der Saison 2016/17 seine Cheftrainer-Lehre abgeschlossen und letzte Saison mit Leidenschaft, Ausdauer, Unbeirrbarkeit, psychologischem Geschick und taktischer Schlauheit Ambri erneuert, zu den Wurzeln zurückgeführt und vor dem Abstieg errettet. Und wer weiss, vielleicht wird ja auch aus dem aktuellen Rocket-Trainer Jan Cadieux (dem Bub der Legende Paul-André Cadieux) einmal ein grosser Trainer wie Luca Cereda.
Trainer Matti Alatalo ist ein exzellenter Ausbildner. Aber junge Spieler ausbilden und um den zu Titel spielen – diese Quadratur des Kreises hat der freundliche Finne in seiner ersten Saison in Visp nicht geschafft und in der Qualifikation nur Rang 7 erreicht. Obwohl er eine der nominell besten Mannschaften der Liga zur Verfügung hatte.
Visp ist «Hockeytown». Das Volk hat dem Bau eines neuen Tempels zugestimmt und die Arena wird im Herbst 2019 bezogen. Wird dann Matti Alatalo noch immer an der Bande stehen? Nein. Er wird wahrscheinlich noch im Laufe dieser Saison gefeuert. Eine grosse Hockeystadt wie Visp mit einer grossen Tradition (Meister 1962) und einer grossen Mannschaft braucht auch einen grossen Trainer. Matti Alatalo hat viele Qualitäten und wir verneigen uns. Aber er ist kein grosser Bandengeneral, der grosse Spiele für eine grosse Mannschaft gewinnt.
Vor drei Jahren hat Winterthur den «vernünftigen Aufstieg» in die Swiss League gewagt. Die Zürcher haben seither 109 von 139 Partien verloren und in der vergangenen Saison die letzten 17 Partien der Qualifikation. Inzwischen gehört zu den wenigen Gewissheiten der zweithöchsten Liga, dass den Zürchern nach der Saisonhälfte der Sprit ausgeht und dass sie die Playoffs verpassen. Und nun ist durch Klotens Abstieg auch noch der NLA-Partner verloren gegangen.
Die Frage ist also berechtigt: Wäre es Michel Zeiter und seinen Mannen nicht wohler eine Stufe tiefer in der MySports League? Wohler schon. Sie müssten sich weniger anstrengen. Aber glücklicher? Nein. Sie haben im Liga-Keller leben gelernt und ein Sieg zählt fast so viel wie früher ein Meistertitel im Amateurhockey. Die Winterthurer können frohen Herzens sagen: Ach, wir verlieren fast immer – na und? Gut, gibt es noch Hockey-Romantiker.
Jason O’Leary ist neuer Cheftrainer bei Zugs Farmteam. Nicht Siege sind gefragt. Sondern Ausbildung. Deshalb die Frage: kann der Kanadier so gut ausbilden wie seine beiden schwedischen Vorgänger Björn Kinding und Stefan Hedlund? Natürlich kann er das. Er hat bereits in Österreich erfolgreich als Juniorentrainer und U 18-Nationalcoach gearbeitet (bis 2013), ehe er in Langenthal am 10. Dezember 2014 vom Juniorentrainer und Assistenten der ersten Mannschaft zum Cheftrainer befördert worden ist.
Aber da ist noch etwas: Jason O’Leary kann auch Meister (Titelgewinn 2017 mit Langenthal) und EVZ-Cheftrainer Dan Tangnes kann nicht Meister. Er hat noch nicht mal eine Playoffserie gewonnen. Warum erwähnen wir das? Weil die Zuger im Falle eines Falles Dan Tangnes feuern und ohne Kostenfolge durch einen Trainer ersetzen können, der ausbilden und erfolgreich sein kann. Aber das ist natürlich bloss eine boshafte Bemerkung. Wir verneigen uns vor Dan Tangnes.