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Eishockey

Eishockey-WM: Schweiz unterliegt Russland nach grossem Kampf

Eishockey-WM, Vorrunde
Gruppe A:
Slowakei – Schweden 3:4 (1:2,1:1,1:0,0:1) n.V.
Österreich – Weissrussland 4:0 (1:0,3:0,0:0)
Schweiz – Russland 3:4 (0:0,1:3,2:1)
Gruppe B:
Lettland – Deutschland 3:1 (0:0,1:0,2:1)
Dänemark – Südkorea 3:1 (0:0,2:1,1:0)
Finnland – Kanada 5:1 (1:3,0:0,0:2)
Russia's players celebrate their first goal past Switzerland's goaltender Reto Berra, left, and Switzerland's forward Timo Meier, right, during the IIHF 2018 World Championship prelimin ...
Die Schweiz hält gegen Russland gut mit, am Ende gewinnt man aber trotzdem keinen Punkt.Bild: KEYSTONE

«Gezeigt, dass wir mit den Grossen mithalten können» – Schweiz unterliegt Russland knapp

Die Schweizer Nationalmannschaft hat erstmals nach elf WM-Gruppenspielen nicht gepunktet. Das Team von Trainer Patrick Fischer unterlag Olympiasieger Russland in Kopenhagen 3:4
12.05.2018, 23:3913.05.2018, 08:47
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» Hier gibt's den Liveticker der Partie zum Nachlesen.

Im Gegensatz zu den ersten vier Partien, in denen die Schweizer zugleich das Zepter übernommen hatten, lautete die Devise gegen die Russen, defensiv kompakt zu stehen. Das gelang insofern, als der Olympiasieger nicht viele Torschüsse (23) verzeichnete. Allerdings unterliefen der SIHF-Auswahl zu viele Fehler, um gegen einen Gegner eines solchen Kalibers zu bestehen.

Beim 0:1 von Kirill Kaprisow in der 23. Minute fehlte die defensive Zuordnung, waren die Schweizer zu stark auf den Puck fokussiert. Das 1:2 von Jewgeni Dadonow (28.) fiel nur 72 Sekunden nach dem 1:1 im Powerplay erzielten Ausgleich von Ramon Untersander (27.). Dem Tor ging ausgerechnet ein Fehler von Untersander voraus.

In der letzten Minute des Mittelabschnitts hatten die Schweizer zu viele Spieler auf dem Eis, nachdem zuvor schon der kämpferisch einmal mehr überzeugende Tristan Scherwey eine Strafe kassiert hatte. Diese Chance liessen sich die Russen nicht nehmen – Nikita Nesterow gelang drei Sekunden vor der zweiten Pause das 3:1. Der Favorit benötigte für die drei Treffer in den zweiten 20 Minuten gerademal sieben Torschüsse.

Die Stimmen zum Spiel

Timo Meier:

«Wir haben das ganze Spiel über gut gespielt. Kleine Fehler können so ein Spiel gegen solch eine Mannschaft entscheiden. Was wir heute falsch gemacht haben, müssen wir morgen gegen Schweden besser machen. Gegen eine derart starke Mannschaft dürfen wir solche Strafen nicht nehmen.»

Dean Kukan:

«Das ist natürlich eine bittere Niederlage, aber wir haben gezeigt, dass wir mit den Grossen mitspielen können. Im zweiten und dritten Drittel konnten wir uns steigern, das nehmen wir mit. Wir haben zu Beginn zu viel Respekt gezeigt, wir waren zu passiv. Natürlich ist es Russland, aber wir kommen immer näher an diese Nationen heran.»
epa06731850 Yevgen Dadonov (R) of Russia in action against Nino Niederreiter (back L) of Switzerland during the IIHF World Championship Group A ice hockey match between Russia and Switzerland at the R ...
Die Schweizer wehrten sich gegen die Russen mit allen Mitteln.Bild: EPA/SCANPIX DENMARK

Raphael Diaz

«Zu Beginn hatten wir etwas zu viel Respekt. Am Ende war es extrem knapp. Es ist schade, dass wir ihnen solche ‹mühsamen› Tore zugestehen mussten. Vielleicht wäre noch etwas mehr drin gelegen. Mit der Leistung können wir sicher zufrieden sein, vor allem wie wir zurück ins Spiel gefunden haben. Das letzte Drittel war unser bestes in diesem Spiel. Nach dem 2:3 lag das Momentum auf unserer Seite, fast hätte es noch zum Ausgleich gereicht. Das Positive aus diesem Spiel müssen wir mitnehmen für gegen Schweden, es geht rasch weiter.»

Chris Baltisberger:

«Es war eigentlich ein super Spiel von uns. Im zweiten Drittel machten wir zwei Fehler, sie machten zwei Tore daraus. Es ist schade, wenn uns kleine Fehler die Partie kosten. Aber insgesamt können wir uns nicht viel vorwerfen. Am Ende stehen wir halt mit leeren Händen da. Gegen Schweden wird es eine ähnliche Partie geben. Schweden ist vielleicht physisch nicht ganz so stark, dafür läuferisch noch etwas besser. Wir müssen noch etwas konsequenter und konzentrierter spielen.»

Zwar führten die Russen wie erwartet die feinere Klinge, die Schweizer hatten aber durchaus auch ihre Möglichkeiten. In der 34. Minute vergab Timo Meier im Powerplay eine sehr gute Chance zum 2:2. Der Stürmer der San Jose Sharks schaffte es aus kurzer Distanz nicht, den Puck über den Schoner des russischen Keepers Wasili Koschetschkin zu bringen. Es wäre das zweite Tor in Überzahl gewesen, gegen einen Gegner notabene, der zuvor im Boxplay eine makellose Bilanz ausgewiesen hatte.

Das 1:1 von Untersander, der nach einem Pass von Dean Kukan mit einem Direktschuss reüssierte, war äusserst sehenswert. Für den Berner Verteidiger war es im 32. Länderspiel das zweite Tor, das erste an einer WM.

Im Schlussabschnitt sah es zunächst danach aus, als würden die Russen den Dreier ohne grössere Probleme über die Zeit bringen. In der 52. Minute zeichnete dann allerdings Sven Andrighetto mit seinem zweiten Treffer an diesem Turnier für das 2:3 verantwortlich. Das gab den Schweizern sichtlich Auftrieb.

Auch nach dem 2:4 von Michail Grigorenko nach einem schönen Konter (57.) gab sie nicht auf. 108 Sekunden vor dem Ende verkürzte Gaëtan Haas bei sechs gegen vier Feldspielern erneut. Und beinahe wäre Enzo Corvi kurz vor der Schlusssirene noch das 4:4 gelungen, er scheiterte aber am Pfosten.

Wie das Überzahlspiel konnte sich bei den Schweizern auch das Boxplay sehen lassen. Jedenfalls hatten die Russen, die zuvor im Powerplay auf eine Erfolgsquote von 44,44 Prozent gekommen waren, mit einem Mann mehr grosse Mühe, sich im Drittel der Schweizer zu installieren.

Mit dem 0:0 nach 20 Minuten waren die Schweizer gut bedient. Die Russen scheiterten gleich dreimal an der Torumrandung, zweimal in den ersten vier Minuten. Insofern ging der Erfolg für den Rekord-Weltmeister insgesamt in Ordnung.

Die Schweizer müssen somit weiterhin auf den ersten WM-Sieg gegen die Russen seit dem Jahr 2000 warten, als sie sensationell 3:2 gewonnen haben. Patrick Fischer war damals noch Spieler. Seither gab es bloss noch ein Unentschieden – 3:3 im Jahr 2005 in Wien. Die Niederlage vom Samstag war die zehnte gegen Russland seit 2000. Bereits am Sonntagabend geht es für die Schweizer mit der Partie gegen Titelverteidiger Schweden weiter. 

Das Telegramm:

Russland - Schweiz 4:3 (0:0, 3:1, 1:2)
Kopenhagen. - 12'366 Zuschauer (ausverkauft). - SR Kubus/Schukies (SVK/GER), Davis/Kilian (USA/NOR).
Tore: 23. Kaprisow (Dazjuk, Gussew) 1:0. 27. (26:35) Untersander (Kukan, Corvi/Ausschluss Bereglasow) 1:1. 28. (27:47) Dadonow (Anissimow) 2:1. 40. (39:57) Nesterow (Gussew, Dazjuk/Asschlüsse Scherwey, Niederreiter) 3:1. 52. Andrighetto (Meier, Vermin) 3:2. 57. Grigorenko (Anissimow, Gawrikow) 4:2. 59. Haas (Andrighetto, Niederreiter/Ausschluss Kaprisow) 4:3 (ohne Goalie).
Strafen: je 4mal 2 Minuten.
Russland: Koschetschkin; Gawrikow, Kisselewitsch; Saizew, Nesterow; Bereglasow, Jakowlew; Trjamkin; Dadonow, Andronow, Mamin; Butschnewitsch, Anissimow, Grigorenko; Kaprisow, Dazjuk, Gussew; Schalunow, Kablukow, Barabanow; Michejew.
Schweiz: Berra; Diaz, Müller; Untersander, Kukan; Fora, Frick; Genazzi; Rod, Haas, Scherwey; Niederreiter, Corvi, Moser; Meier, Vermin, Andrighetto; Baltisberger, Schäppi, Hofmann; Riat.
Bemerkungen: Schweiz ohne Genoni (Ersatztorhüter), Senn (überzählig), Josi, Fiala (beide noch nicht angekommen), Walser (nicht angemeldet) und Siegenthaler (abgereist). - Pfostenschüsse: Gussew (3.), Dadonow (4.), 11. Saizew, 60. Corvi. - Timeouts: Schweiz (58:12); Russland (59:01). Schweiz von 56:48 bis 58:12 und ab 58:28 ohne Goalie. - Schüsse: Russland 23 (8-7-8); Schweiz 27 (5-9-13). - Powerplay-Ausbeute: Russland 1/4; Schweiz 2/4.. (pre/sda)

Die Tabelle

Gruppe A:

Bild
bild: screenshot srf

Alle Eishockey-Weltmeister

1 / 11
Diese Nationen wurden schon Eishockey-Weltmeister
Kanada: 28 × Gold, 15 × Silber, 9 × Bronze; zuletzt Weltmeister: 2023.
quelle: keystone / pavel golovkin
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8 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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MyPersonalSenf
12.05.2018 23:32registriert Mai 2018
Geiles Spiel zum anschauen, die teschnischen Analysen überlasse ich heute anderen! Das war echt der Hammer! :-)
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Zum Kommentar
8
7 Mal, als ein Spiel 7 der Schweizer Eishockey-Playoffs besonders dramatisch war
Nie ist Eishockey spannender als in den Playoffs. Dann, wenn es um alles oder nichts geht, wird die eine oder andere Geschichte geschrieben, von der man sich noch Jahre später erzählt. Wir werfen einen Blick zurück auf sieben denkwürdige siebte Spiele der Schweizer Eishockey-Playoffs, die bis heute nachhallen.

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