Am 23. Juni 2017 wählten die Vancouver Canucks an fünfter Stelle im NHL-Draft einen jungen schwedischen Stürmer. Elias Pettersson. Nicht alle Beobachter waren glücklich mit dieser Wahl. Der Schweizer Nico Hischier, Nolan Patrick, Miro Heiskanen und Cale Makar waren bereits weg. Aber Spieler wie Cody Glass, Gabe Vilardi, oder Casey Mittelstadt – körperlich stärker und schon ans nordamerikanische Eishockey gewöhnt – wären noch zur Verfügung gestanden.
Scary pick, maybe not a bad pick. In terms of "electric" forwards, many thought Pettersson was 2nd behind Hischier. High ceiling, low floor
— Blake Price (@BlakePriceTSN) 23. Juni 2017
Blake Price, Eishockey-Moderator beim kanadischen Sender TSN, bezeichnete die Wahl als riskant. Viele kritisierten, dass Pettersson aufgrund seiner schmächtigen Statur mehrere Jahre brauchen würde, um sich in der NHL zu etablieren.
Die Kritiker lagen falsch.
Zwar wagte der Flügel nicht gleich den Sprung in die NHL, sondern blieb noch ein weiteres Jahr in Schweden. Doch das war der bestmögliche Entscheid für die Entwicklung des bald 20-Jährigen. Denn bei Växjö in der SHL konnte er zeigen, was er drauf hat.
Mit 19 Jahren wurde Pettersson schwedischer Meister. Und das nicht in irgendeiner Nebenrolle. Nein, der junge Schwede war einer der führenden Spieler, sammelte in 57 Spielen 75 Skorerpunkte (davon 34 Tore). Am Ende der Saison wurde er nicht nur als Rookie des Jahres, sondern auch als bester Juniorenskorer, Ligatopskorer, Stürmer des Jahres sowie als bester Spieler (MVP) der Regular Season und der Playoffs ausgezeichnet.
Die Vorfreude in Vancouver auf ihr Stürmerjuwel war riesig. Die meisten Kritiker waren verstummt. Aber nicht alle.
Noch immer hiess es, Pettersson würde mit seinen Körpermassen von 188 Zentimetern und nur 80 Kilogramm Mühe haben, sich in der NHL durchzusetzen. Doch der Schwede beweist im Moment das Gegenteil.
Mit seiner Explosivität, seiner überragenden Technik und seiner hervorragenden Spielintelligenz beweist Pettersson, dass die Zeit, in denen leichtere Spieler in der NHL einen schweren Stand hatten, vorbei ist. Und der Jungstar der Canucks zeigt auch keine falsche Scheu: «Es ist toll, gegen Spieler zu spielen, die ich von klein auf im TV sah. Ich sehe das als guten Test», sagte Pettersson nach seinen ersten NHL-Spielen.
Einen Test, den er mehr als zufriedenstellend meistert. Pettersson startete mit acht Punkten (fünf Tore) aus den ersten fünf Spielen überragend in die Saison. Danach setzte ihn eine Hirnerschütterung einige Spieltage ausser Gefecht. Seit drei Spielen ist der Schwede wieder zurück und hat bereits wieder zwei Tore erzielt.
Das ist in einem offensiv weitgehend harmlosen Team wie Vancouver eine sehr gute Bilanz. Die beiden obenstehenden Grafiken zeigen: Pettersson ist – neben Brock Boeser und Bo Horvat – die treibende Kraft in Vancouvers Sturm. Der Rookie schafft es trotz seiner schmalen Statur regelmässig in die gefährliche Zone vor dem gegnerischen Tor.
Er ist der Hauptgrund, warum Vancouver der Saisonstart so gut gelungen ist. Die Kanadier grüssen immer noch von der Spitze der schwächelnden Pacific Division. Kann Pettersson sein Team schon dieses Jahr in die Playoffs tragen? Es wäre zumindest eine Überraschung.
Doch er beweist, dass sich das Spiel in der NHL verändert – weg vom harten, körperbetonten Spiel, hin zu Fokus auf Tempo und Skills. Auch schmalere Spieler können sich bereits früh in der Liga durchsetzen. Und früher oder später wird Pettersson sein Können auch in den Playoffs beweisen dürfen.