Die Minnesota Wild ritten in dieser Saison lange auf einer Erfolgswelle. Als Zweite in ihrer Divison schafften sie die Qualifikation für die Playoffs souverän. Erst gegen Ende der Regular Season schlitterten sie in eine Krise. Dennoch besteht die Möglichkeit, dass die Wild zum ersten Mal in ihrer 17-jährigen Geschichte den Stanley Cup gewinnen.
Das Portal hockey-reference.com spricht Minnesota eine 10,4-prozentige Chance zu, den Cup zu holen. Das klingt nicht nach viel, ist aber nach den Washington Capitals (17,2 %) der zweithöchste Wert der Liga. Hier sind die wichtigsten Gründe, weshalb es in diesem Jahr reichen könnte.
Der Torhüter der Wild spielt in dieser Saison seine ganze Klasse aus und kann deshalb sehr gute Statistiken vorweisen. Er kommt auf eine Fangquote von 92,3 Prozent. Im Schnitt kassiert der Kanadier 2,25 Tore pro Spiel. In beiden Bereichen zählt Dubnyk zur Liga-Spitze. Mit ihm durften die Wild auch schon fünf Shutouts feiern. Ein Torhüter in der besten Form seiner Karriere. Der perfekte Grundstein für den Stanley-Cup-Sieg.
Die Minnesota Wild verfügen über die zweitproduktivste Offensive der gesamten NHL. Mit durchschnittlich 3,21 Toren pro Spiel liegen nur die Pittsburgh Penguins vor Niederreiter und Co. Dabei vernachlässigen sie die Defensivarbeit aber keineswegs. 2,52 Tore kassierte Minnesota im Durchschnitt pro Spiel und stellt damit die siebtbeste Defensive der Liga. Das Powerplay (9.) und das Boxplay (8.) sind ebenfalls solide. Die Statistiken der Wild haben durch die Krise kurz vor Ende der Regular Season etwas gelitten, sind aber immer noch sehenswert.
Auch die erweiterten Statistiken dürften die Wild-Fans hoffnungsvoll stimmen. PDO ist ein statistischer Wert, bei dem die Trefferquote der Feldspieler zur Fangquote der Torhüter addiert wird. Über eine ganze Saison hin pendelt sich der Wert normalerweise bei rund 100 Prozent ein. Ein PDO über diesem Wert bedeutet, dass ein Team eine Glückssträhne hat.
Die Wild haben derzeit ein PDO von knapp über 101 Prozent. Der Wert ist nach der Niederlagenserie gegen Ende der Regular Season etwas eingebrochen. Grund zur Sorge für Minnesota? Nicht unbedingt. Besser, die Leistungen liessen in der Phase nach, in der es um nichts mehr ging, als in den Playoffs. Dass eine Schwächephase kurz vor Ende der Qualifikation nicht zwingend in den Playoffs weitergehen muss, hat in der Schweiz der EV Zug mit seiner Final-Qualifikation eindrücklich bewiesen.
Eric Staal und Mikko Koivu bringen mit ihrer Grösse viel Wucht und Wasserverdrängung auf die Mittelachse. Staal erlebt in St.Paul gar eine Art Wiederauferstehung. Nach einer durchzogenen Saison, in der er weder bei den Carolina Hurricanes noch bei den New York Rangers überzeugen konnte, wurde der 32-Jährige von Minnesota übernommen. Er zahlt es dem Klub mit Topleistungen zurück. In der Qualifikation kam der Kanadier auf 28 Tore und 37 Assists in 79 Spielen. Und mit Mikael Granlund (26 Tore, 43 Assists) verfügen die Wild über einen weiteren Top-Spielmacher mit unglaublichen Skorerqualitäten.
Boudreau hat die Wild übernommen, nachdem der vorherige Headcoach Mike Yeo während der Saison 2015/16 gefeuert wurde. Und es ist dem Kanadier gelungen, die talentierten Spieler zu einem Team zusammenzuschweissen.
Vorher galten die Wild zwar als talentiert, wirkten aber etwas wie eine dysfunktionale Familie. Boudreau, der als Vaterfigur gilt, scheint den richtigen Umgang mit seinen Spielern gefunden zu haben. Der 62-Jährige gilt als akribischer Analytiker, der viel von seinen Spielern verlangt.
Dass die Wild über ein tiefes Kader verfügen, lässt sich – ironischerweise – an einem Spieler aufzeigen. Zach Parise war er in den vergangenen Jahren der wichtigste Stürmer von Minnesota. Heuer ist er nur noch der achtbeste Skorer des Teams. Die Wild haben mit dem überragenden Center-Trio Granlund, Koivu und Staal und Jungs wie Nino Niederreiter, Charlie Coyle oder Jason Zucker genügend Feuerkraft, um allfällige Torflauten einzelner Spieler aufzufangen.
Der Bündner könnte sich als wichtiges Teil im Titelpuzzle der Wild erweisen. Primär natürlich aufgrund seiner Skorerqualitäten – Niederreiter (25 Tore, 32 Assists) ist der drittbeste Torschütze seines Teams. Sein Zug auf das Tor und seine Schüsse sind mittlerweile ligaweit respektiert und gefürchtet.
Es gibt aber noch eine Statistik, die eine grosse Stärke des 24-Jährigen aufzeigt. Sie nennt sich Corsi, benannt nach dem früheren Torhütertrainer der Buffalo Sabres, Jim Corsi. Für diesen Wert zieht man die Anzahl der gegnerischen Schüsse auf das eigene Tor (inklusive Fehlschüsse und Blocks) von allen eigenen Schüssen auf das gegnerische Tor ab. So kann man statistisch belegen, ob ein Spieler während seines Einsatzes mehrheitlich in der eigenen Zone beschäftigt war, oder ob er sich offensiv entfalten konnte.
Ein Corsi-Prozentsatz von über 50 Prozent gilt als positiv. Und Niederreiter hat mit 55,4 Prozent den deutlich besten Wert aller Stammspieler von Minnesota. Das bedeutet, dass die Wild mehrheitlich in Scheibenbesitz sind, sobald der Churer auf dem Eis steht. Und so lange man in Scheibenbesitz ist, kassiert man keine Tore. Ein Wert, der vor allem in den Playoffs nicht zu unterschätzen ist.