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Eismeister Zaugg

Ein Hockey-Heimatabend mit Drama und Transfer-Hollywood

Tigers Jules Sturny, rechts, Torschuetze zum 1:0 jubelt mit Samuel Erni,waehrend dem Qualifikations-Spiel der National League, zwischen den SCL Tigers und dem HC Lugano, am Samstag 7. Januar 2023, im  ...
Jules Sturny. Um ihn drehen sich Gerüchte.Bild: keystone
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Ein Hockey-Heimatabend mit Drama und Transfer-Hollywood

Langnau verliert in der Verlängerung gegen Lausanne 4:5. Das Spiel ist ein Drama. Aber noch interessanter ist, was in Gängen und Galerien des Stadions so alles erzählt und vermutet wird.
22.01.2023, 08:1322.01.2023, 13:48
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Das Drama spielt sich auf dem Eis vor aller Augen und TV-Kameras ab: Langnau holt ein 0:1, 1:2 und 2:3 auf, führt 4:3 und verliert nach Verlängerung 4:5. Soweit also alles klar. Ein Hockeyspiel an der Ilfis ist aber sehr oft auch ein Heimatabend mit viel Tratsch und Klatsch und gelegentlich sogar etwas Transfer-Hollywood.

Wer was gesagt hat, ist in diesem Fall unerheblich. Es geht um die Botschaft. Und es ist vor dem Spiel und in den Pausen so viel Interessantes erzählt worden, dass der Chronist findet, er sollte das Gehörte mit der am Hockey interessierten Leserschaft teilen.

Um die ganze Sache etwas zu ordnen und zu vereinfachen, nennen wir die drei hochrangigen Kenner, die sich während des Spiels zwischendurch ausgetauscht haben, Bänz, Joggeli und Ueli. So kann es keine Rückschlüsse auf die tatsächlichen Namen geben.

Hier der Ilfis-Transfer-Klatsch in geraffter, komprimierter, vereinfachter Form. Alle Ähnlichkeiten mit echten Personen wären rein zufällig.

Bänz: Wohin geht jetzt Jules Sturny?

Joggeli: Na, was vermutet ihr?

Bänz: Keine Ahnung.

Ueli: Ich vermute, in die Swiss League. Wahrscheinlich zu Olten. Den will doch sonst niemand mehr.

Joggeli: Nein, er wechselt zu einem NL-Klub. Ihr dürft dreimal raten, wohin.

Ueli: Also zum SCB sicher nicht. Denen ist zwar alles zuzutrauen. Aber das dann doch nicht. Ich vermute, zu Ambri oder Ajoie.

Joggeli: Falsch.

Bänz: Dann wohl zu Kloten, zu den Lakers oder zu Gottéron. Die geben ja den Rossi (Stürmer Matthias Rossi – die Red.) sofort zu uns.

Joggeli: Falsch. Der Sturny wechselt per sofort zu Davos.

Ueli: Sicher nicht.

Bänz: Was wollen die denn mit dem Sturny? Der hat ja bei uns nicht einmal mehr zehn Minuten Eiszeit pro Spiel.

Joggeli: Das müsst ihr den Alston (HCD-Sportdirektor Jan Alston – die Red.) fragen. Ich denke, ihm gefallen Sturnys Schnelligkeit und Energie.

Ueli: Ja, ja, aber dann muss der Sturny den Kopf einschalten. Sonst hilft ihm das Tempo wenig.

Bänz: Und hölzerne Hände hat er auch.

Joggeli: Wir wollen nicht grübeln und ihm gönnen, dass er seine Karriere in der National League fortsetzen kann. Freuen wir uns doch: Inzwischen haben wir Stürmer, die so gut sind, dass sie sogar von Davos abgeworben werden.

Switzerland goaltender Kevin Pasche looks for the puck as Canada's Nathan Gaucher, center, and Switzerland's Brian Zanetti battle in front of him during the second period of an IIHF World Ju ...
Brian Zanetti (rechts) gegen Nathan Gaucher von Kanada.Bild: keystone

Ueli: Du hast recht. Wisst ihr eigentlich, warum es dem Päsggu (Langnaus Sportdirektor Pascal Müller – die Red.) gelungen ist, den Brian Zanetti zu verpflichten? Der ist ja ein Lugano-Junior und es ist ja schon bemerkenswert, dass der die nächste Saison, nach seiner Rückkehr aus Nordamerika, nicht bei Lugano verteidigt.

Joggeli: Ich habe mich bei meinen Gewährsleuten in Lugano erkundigt.

Bänz: So? Und was sagen die?

Joggeli: Es ist eine erstaunliche Geschichte.

Ueli: Wir hören.

Joggeli: Ich weiss es aus ganz sicherer interner Quelle. Also die Information habt ihr nicht von mir.

Bänz: Ist doch klar, wir verraten sicher nicht, von wem wir es haben.

Joggeli: Versprochen?

Bänz: Versprochen.

Ueli: Versprochen.

Joggeli: Der Zanetti kehrt offenbar wegen Trainer Luca Gianinazzi nicht nach Lugano zurück.

Bänz: Das kann nicht sein. Der Luca war doch in Lugano Juniorentrainer, bevor er die erste Mannschaft übernommen hat, und er kennt den Zanetti.

Joggeli: Das scheint ja gerade das Problem zu sein. Es muss da eine hockeytechnische Meinungsverschiedenheit gegeben haben und es gab für den Zanetti offensichtlich nur noch zwei Klubs: uns und Ambri. Es hat den Duca (Ambris Sportdirektor Paolo Duca – die Red.) schon ein wenig geärgert, dass wir das Rennen gemacht haben. Aber er hat uns gratuliert.

Ueli: Umso besser für uns. Vielleicht denkt der Zanetti halt, dass er in Lugano auch nach seiner Rückkehr ein Junior bleibt und er bei einem anderen Klub eine bessere Rolle bekommt. Aber es ist schon erstaunlich, dass der Nätt (Luganos Sportdirektor Hnat Domenichelli – die Red.) diese Sache intern nicht regeln konnte. Er ist ja ein smarter Typ und war vollkommen sicher, dass der Zanetti nach Lugano zurückkehrt.

Joggeli: Mich nimmt es ja auch wunder, warum es so ist, wie es ist. Ich werde bei Gelegenheit noch mal nachfragen. Aber Hauptsache, der Zanetti ist nächste Saison bei uns. Und wisst ihr was: Er hat jetzt bei uns einen Vertrag. Wenn er im Sommer trotzdem in die Organisation der Philadelphia Flyers wechseln sollte, dann bekommen wir 250'000 Dollar Ablöse. Entweder haben wir einen sehr guten jungen Verteidiger aus dem nordamerikanischen Junioren-Hockey oder einen schönen Zustupf in die Transferkasse.

Bänz: Sozusagen den Batzen und das Weggli.

Tigers Postfinance Topscorer Marc Michaelis, waehrend dem Qualifikations-Spiel der National League, zwischen den SCL Tigers und dem HC Ajoie, am Freitag 13. Januar 2023, im Ilfisstadion in Langnau. (P ...
Marc Michaelis.Bild: keystone

Ueli: Wie stehen eigentlich die Chancen, dass wir den Michaelis (Topskorer Marc Michaelis – die Red.) halten können?

Joggeli: Sehr gut.

Bänz: Da bin ich nicht so sicher.

Joggeli: Doch, doch. Ich gehe davon aus, dass die Chancen mindestens 50:50 stehen. Entweder investiert er noch eine weitere Saison in seine sportliche Weiterentwicklung. Dann bleibt er eine zweite Saison bei uns. Wenn er sich bereit fühlt für den nächsten grossen Karriereschritt, dann wird er nach Zug wechseln. Zu einem Spitzenklub mit guten Aussichten, die Meisterschaft zu gewinnen.

Bänz: Ist denn der SCB kein Thema mehr? Dort könnte er ja mit seinem Nationalmannschaftskollegen Kahun spielen.

Joggeli: Nein, der SCB-Sportchef hat bereits gesagt, der Michaelis sei kein Thema.

Ueli: Das ist seltsam. Vielleicht hat dich der Ebbett (SCB-Sportchef Andrew Ebbett – die Red.) angelogen.

Joggeli: Nein, der ist eine ehrliche Haut, ein Gentleman und wenn er lügt, siehst du es ihm an wie einer Katze, die etwas unerlaubterweise ausgefressen hat. So viel ich in Erfahrung gebracht habe, mag der Michaelis den Dido (SCB-Topskorer Chris DiDomenico – die Red.) nicht.

Bänz: Kann ich irgendwie verstehen. He nu, es wäre halt schon toll, wenn der Michaelis bei uns bleiben würde.

Joggeli: Wenn er geht, dann geht er halt. Kommt ihr am Ziischti gegen Gottéron auch?

Gotterons Matthias Rossi, links, und Biels Jesper Olofsson, rechts, kaempfen um den Puck, beim Eishockey Meisterschaftsspiel der National League A zwischen den HC Fribourg Gotteron und dem EHC Biel-Bi ...
Matthias Rossi (links).Bild: keystone

Ueli: Ja klar, wir wollen sehen, was der Rossi bringt. Was denkst du über den Transfer? Der Dübee (Gottérons Sportdirektor Christian Dubé – die Red.) hat ihm ja nicht einmal mehr zehn Minuten Eiszeit gewährt. Dass er ihn gleich freigibt und uns erlaubt, ihn schon am Ziischti einzusetzen, ist doch erstaunlich.

Joggeli: Es ist ein guter Transfer. Der Rossi ist ein kräftiger Flügel mit viel Wasserverdrängung, unterschätzter Spielintelligenz und einem so guten Schuss, dass er auch im Powerplay nützlich ist. Er wird halt vier, fünf Spiele brauchen, bis er wieder im Schuss ist.

Ueli: Das tönt ja schon mal gut.

Bänz: Wo treffen wir uns heute nach dem Matsch?

Joggeli: Ich schlage vor, beim Crosscheck-Hene im Bären z‘Raufli.

Bänz: Abgemacht, beim Hene.

Ueli: Ich komme auch.

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14 Kommentare
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sidthekid
22.01.2023 08:32registriert Mai 2015
Klingt nach Selbstgespräch 😉
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