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Geld gegen Geist und Taktik. Ambri und Lausanne gegen das mächtige, reiche Bern und das Kloten der kanadischen Ölmilliardäre. Der Realist sieht keinen Playoff-Platz mehr für Ambri und Lausanne. Weil am Ende im Sport-Business des 21. Jahrhunderts das Geld triumphiert. Aber der Romantiker setzt auf Ambri. Das «Strichteam der Herzen».
Die Tessiner haben die schlechteste Ausgangslage. Weil sie, anders als Lausanne, der SCB und Kloten, die Playoffs nicht mehr aus eigener Kraft schaffen können. Im schlimmsten Fall reichen nicht einmal zwei Siege.
Aber Trainer Hans Kossmann lässt sich nicht beirren und verzichtet auf die endlose Rechnerei, was denn passieren muss, dass sein Team so oder so am Ende wenigstens auf Platz 8 steht. Wer rechnet, der zweifelt und verliert.
Ambris Bandengeneral hat eine ganz spezielle Theorie: «Ich gehe nicht davon aus, dass der SCB noch beide Spiele gewinnt. Wenn die Berner heute Lausanne besiegen, dann verlieren sie morgen in Fribourg.» Das würde bedeuten: Ambri wäre in diesem Fall mit zwei Siegen auf Kosten von Lausanne und Bern in den Playoffs. «Genau. Deshalb gehen wir jetzt Schritt für Schritt vor. Als erstes müssen wir das Spiel in Biel gewinnen», sagt Kossmann.
Seine Einschätzung des SC Bern hat eine gewisse Brisanz. Hans Kossmann kennt den grössten Hockeyklub der Schweiz aus der Innenansicht. Er war zwei Jahre lang, von 2009 bis 2011, in Bern Assistent und gewann mit seinem Chef Larry Huras 2010 den Titel.
Siege in Biel und gegen Lugano – ist das möglich? Warum nicht! Ambri hat diese Saison beide Spiele in Biel (5:0 und 6:3) gewonnen. Wenn es heute Abend für Biel um «alles oder nichts» ginge, wären die Jungs von Hans Kossmann wahrscheinlich chancenlos. Denn Biels Trainer Kevin Schläpfer pflegt zu sagen: «Es gibt Spiele, die darfst du nicht verlieren. Punkt.» Die Spiele, die er nicht verlieren durfte, hat er immer gewonnen. Dreimal in der Liga-Qualifikation, am Abgrund stehend.
Aber heute steht für Biel kein solches Drama-Spiel auf dem Programm. Eher ist es eine «Wohlfühl-Partie». Die 1:5-Pleite vom letzten Samstag in Ambri sitzt nämlich Biels Trainer noch in den Knochen: «Das war unser schlechtestes Saisonspiel.» Nun gehe es darum, das Selbstvertrauen wieder zu finden und diese Enttäuschung zu überwinden. Kevin Schläpfer steht noch nicht unter Druck. Er rüstet sich für den Playout-Final. Der beginnt erst am 19. März. Ambri kann heute also gewinnen. Und dann sind morgen auch drei Punkte gegen Lugano möglich.
Luganos Trainer Doug Shedden reagiert nämlich knurrig auf die Frage, ob seine Mannschaft Ambri, falls nötig, den Sieg mehr oder weniger schenken werde. «Was soll diese Frage? Ich weiss doch, was ein Derby bedeutet! Aber darauf kann ich keine Rücksicht nehmen. Ich muss dafür sorgen, dass wir für die Playoffs bereit sind. Das bedeutet, dass unser zweiter Torhüter nach einer Verletzungspause endlich Spielpraxis braucht. Wir müssen doch eine Alternative haben, wenn Merzlikins schwächeln sollte.»
Shedden sagt, er werde deshalb Daniel Manzato in einer der zwei letzten Partien einsetzen. Falls dies gegen Ambri der Fall sein sollte, also nicht, um dem Kantonsrivalen den Sieg zu erleichtern. Sondern um für die Playoffs parat zu sein.
So nah ist Ambri also dem grossen Ziel – und doch so fern. Wenn die Playoffs trotz allem nicht erreicht werden, wartet die Abstiegsrunde und am Ende drohen im schlimmsten Falle die Playouts, die Liga-Qualifikation gegen den NLB-Meister und der Abstieg.
Daran denkt niemand. Aber wenn alle ihre ganze Energie in das Erreichen eines grossen Ziels investieren und dann doch scheitern, kann es sehr gefährlich werden. Der Schotte Robert Scott lieferte sich anno 1913 mit dem Norweger Roland Amundsen ein dramatisches Rennen. Beide wollten als erste am Südpol sein. Scott erreichte den Südpol – und musste feststellen, dass ihm Amundsen zuvorgekommen war. Die Enttäuschung war so gross, dass Scott mit seinen vier Begleitern die Rückkehr nicht mehr schaffte. Ein Drama, das in die Weltgeschichte eingegangen ist – und Ambri als Warnung dienen möge.