Zuerst ein paar Zahlen – wem die zu wenig polemisch sind, möge die nachfolgenden zwei Abschnitte überspringen.
Auf den ersten Blick scheint Dustin Jeffrey beim SCB der nächste Mark Arcobello zu sein. Der kanadische Stürmer kam 2016 in die Liga und ist seither mit 170 Punkten aus 168 Spielen hinter Mark Arcobello (181/171) der zweitbeste Skorer. Seine Werte sind auch in den Playoffs (16/18) vergleichbar mit jenen des SCB-Stars (45/44).
Mark Arcobello ist die Nummer vier der aktuellen Liga-Skorerliste. Dustin Jeffrey bloss die Nummer 16. Das will wenig heissen. Die statistischen Werte sind beinahe identisch: 26 Punkte für den SCB-Topskorer und 21 Punkte für Lausannes besten Punktesammler bei gleich vielen Spielen. Beide können Flügel und Center. Beide sind gleich alt und ungefähr gleich belastbar.
Das ausländische Personal bei der Konkurrenz einzukaufen kann Sinn machen. Jüngstes Beispiel: Garrett Roe ist bei den ZSC Lions Topskorer und besser als letzte Saison in Zug. Und Harri Pesonen war im Frühjahr 2018 in Lausanne nicht mehr gut genug und musste gehen. Inzwischen ist er mit Finnland Weltmeister geworden, hat die Langnauer in die Playoffs geführt und ist der Topskorer der SCL Tigers.
Anders als im Fall von Garrett Roe beim Transfer nach Zürich und dem anstehenden Wechsel von Mark Arcobello zu Lugano braucht es bei Dustin Jeffrey keine kräftige Lohnerhöhung. Er musste ja nicht abgeworben werden. Weil die Durchschnittsspieler notorisch überbezahlt werden, ist es für den SCB-Finanzhaushalt wichtig einen bewährten ausländischen Stürmer zu einem vernünftigen Preis zu bekommen. Den Transfer vermeldet die in der welschen Hockey-Kultur sehr gut vernetzte Zeitung lematin.ch. Wir können davon ausgehen, dass die Meldung stimmt.
Aber es hat schon einen Grund, warum Lugano Mark Arcobello mit einem Dreijahresvertrag aus Bern weggelockt hat und warum Dustin Jeffrey in Lausanne keinen Vertrag mehr bekommt.
Lausannes Sportdirektor Jan Alston versucht ein Meisterteam aufzubauen. Dabei spielen die Ausländer eine zentrale Rolle. Ist ihm nun bei Dustin Jeffrey noch einmal der gleiche Irrtum unterlaufen wie bei Harri Pesonen?
Nein. Ein zentraler Faktor im Eishockey ist die Schnelligkeit. Erst recht in einer Lauf- und Tempoliga wie der National League. «Speed kills» sagen die Nordamerikaner. Jan Alston wird versuchen, seinen Topskorer auf die nächste Saison mit einem schnelleren Stürmer zu ersetzen und Lugano erhofft sich vom SCB-Star eine Beschleunigung des Spiels.
Mark Arcobello ist kleiner, leichter und schneller als Dustin Jeffrey. Er wird Luganos Spiel schneller machen. Das geschmeidige, schnelle, schlaue «Kufentier» ist eine nahezu perfekte «Punkte-Maschine». Eine ständige Gefahr für den gegnerischen Torhüter. Von allen SCB-Stürmern hat der Amerikaner in seiner Statistik am meisten Torschüsse (100).
Dustin Jeffrey (44 Torschüsse) ist langsamer. Mehr smarter Vorarbeiter und Vorkämpfer mit einem hohen defensiven Verantwortungsbewusstsein und weniger Künstler und Spielbeschleuniger. Er wird eher eine Rolle wie Andrew Ebbet übernehmen können. Aber nicht eine wie Mark Arcobello. Er ist also nicht der Mann, der den SCB-Topskorer ersetzen wird.
Aber er ist eine Klasse besser als der Fehleinkauf Jan Mursak. Seine Tage in Bern müssten eigentlich nach der Ankunft von Dustin Jeffrey gezählt sein.
Der SCB braucht also nach wie vor einen Ersatz für Mark Arcobello. Wenn der fleissige SCB-Sportchef auch noch einen Skorer mit schnellen Füssen als Ergänzung zu Dustin Jeffrey findet, dann hat er nächste Saison dir besseren ausländischen Dienstboten. Und das wäre ein grosser Schritt nach vorne.
Neben dem viel zu spät erkannten Problem mit den Goalies (das mit der Verpflichtung von Tomi Karhunen vorerst gelöst worden ist) gibt es zwei weitere Gründe für die SCB-Krise: die ungenügenden Leistungen der Ausländer – nur Mark Arcobello genügt höheren Ansprüchen – und zu wenig «Speed».
Die Meistermannschaft ist eine der langsameren der Liga und Dustin Jeffrey wird sie nicht schneller machen.