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Die ganze Dramatik rund um einen Titanen in einer Nussschale. Luca Cunti vollendet kunstvoll zum 4:2. Mit Wilhelm Busch können wir sagen: Lange sass er auf der Bank, jetzt tanzt er wieder, Gott sei Dank. Die Entscheidung. Nein. Noch mehr Drama. Langnaus Trainer Heinz Ehlers verlangt Video-Nachprüfung («Coaches Challenge»). Und siehe da: Offside. Luca Cuntis Schlittschuh hatte im entscheidenden Sekundenbruchteil beim Eindringen in die Langnauer Verteidigungszone keinen Eiskontakt. Mike Künzle hatte ihn mit der Genauigkeit eines Landvermessers angespielt.
Das 2:4 wird auf 2:3 zurückgestellt und kurz darauf steht es gar 3:3. Luca Cunti wird hinterher sagen: «Wenn so viel Negativität in der Luft ist, passieren eben solche Dinge.» Und kurz darauf zeigt ihm Trainer Hans Wallson, dass sein Platz im Löwenrudel nach wie vor noch am spielerischen Katzentisch ist: Er muss Ronalds Kenins' Disziplinarstrafe absitzen.
Luca Cunti ist im Niemandsland zwischen Abschied und Neuanfang gestrandet und frustriert. Wäre er also bereit für den sofortigen Transfer zu Lugano, wo er bereits einen Zweijahresvertrag unterschrieben hat? Er sagt nicht «Ja» und nicht «Nein».
Aber er sagt: «Ich wünsche mir Klarheit. Ich versuche mich über die Leistung zu definieren und ich möchte für die Mannschaft alles geben um die Meisterschaft zu gewinnen. Doch das ist schwierig, wenn ich nicht spiele. Ich sehe mich in der Mannschaft, und solange ich spiele, werde ich alles tun, damit sie Erfolg hat. Wenn man mich braucht: gut. Wenn nicht …» So redet einer, der bereit ist, sofort zu gehen.
Es war in Langnau eine Partie mit vielen Geschichten. Mit den zwei Penaltyschützen Ero Eelo und Yannick-Lennart Albrecht die beim Stande von 0:1 bzw. 2:3 nicht einmal das Tor treffen. Mit einer Langnauer Achterbahnfahrt vom 0:3 zum 3:3 zum 3:4.
Und mit der «Begnadigung» von Luca Cunti. Er ist wieder dabei und beginnt das Spiel als 13. Stürmer. Ryan Shannon stürzt in der achten Minute kopfvoran in die Bande und kehrt nach dem ersten Drittel nicht mehr zurück. Wenn der Amerikaner nicht ausgefallen wäre, hätte Luca Cunti kaum Eiszeit gesehen. Er weiss: Wenn alle fit sind, hat es für ihn keinen Platz mehr.
Der Mann, der in der «Causa Cunti» Klarheit schaffen kann, schaffen muss, ist Trainer Hans Walsson. Hat Luca Cunti ein Problem mit dem Trainer? «Nein», sagt der WM-Silberheld. Warum spielt er dann nicht? «Es gibt viele, die in unserer Organisation entscheiden.» Wer entscheidet? Darauf gibt Luca Cunti keine Antwort. Wenn es nicht der Trainer ist, dann muss es der Sportchef sein. Edgar Salis, sagen Sie dem Trainer, ob Luca Cunti spielen darf oder nicht? «Das ist eine interne Angelegenheit.»
Es sind Statements, die den Liebhaber von Verschwörungstheorien erfreuen. Eine ZSC-Verschwörung gegen Luca Cunti? Nein. Zürich ist nicht Lugano. Aber die Situation hat inzwischen eine Eigendynamik entwickelt, die bald einmal weder der Sportchef noch der Trainer noch der Spieler kontrollieren kann. Alle Handlungen und Reden werden inzwischen zum Drama umgedeutet. Fast kommt ein wenig Nostalgie auf. So ging es einst beim ZSC im letzten Jahrhundert selbst in den ruhigsten Zeiten zu und her.
Und noch ein Transfer zeichnet sich ab. Niklas Schlegel (22), der an einem guten Abend (wie bei diesem 4:3 in Langnau) ein bisschen an Reto Pavoni mahnt, hat die Möglichkeit, nächste Saison mit Luca Boltshauser (23) Klotens Torhüter-Tandem zu bilden. Martin Gerber (42) würde sich dann möglicherweise in den wohlverdienten Ruhestand ins Emmental zurückziehen, sich stärker der Familie widmen und eine neue Karriere (zum Beispiel Goalietrainer) aufgleisen.
«Wir warten auf seine Antwort», sagt Edgar Salis zur Torhüterfrage. Wenn Niklas Schlegel nach Kloten wolle, werde man keine Gegenofferte machen und die frei gewordene Position der Nummer zwei hinter Lukas Flüeler mit einem Torhüter aus der Organisation der ZSC Lions besetzen. «Wir haben gute Kandidaten.»
Die ZSC Lions mahnen in diesen Tagen an den SC Bern unter dem antiautoritären finnischen Spielerversteher Antti Törmänen. Sie spielen hin und wieder beeindruckend, ja meisterlich. So viel Talent! Welch exzellente Spielorganisation! Die Herrlichkeit wird allerdings nur in ausgewählten Partien offenbar, und meistens auch dann nicht während des ganzen Spiels. Aber selbst wenn es drunter und drüber geht, finden die Zürcher am Ende doch irgendwie einen Weg zum Sieg. Diesmal war es der Schillerfalter Robert Nilsson, der 95 Sekunden vor Schluss durch Langnaus Abwehr schlüpfte wie der Zaunkönig durch die Buchenhecke und kunstvoll und elegant zum 4:3 traf.
So ist es möglich, Meister zu werden. Wie Antti Törmänen im Frühjahr 2013 in Bern. Aber Ordnung, Konzentration und Disziplin sind bei den ZSC Lions nicht strahlende Leuchtfeier. Sondern wie flackerndes Kerzenlicht. Unter solchen Voraussetzungen ist der Trainer auf einmal schneller in Not als er denkt. Wie Antti Törmänen, der im Herbst 2013 in Bern als Meistertrainer gefeuert wurde.
Selbst eine Mannschaft mit dem Talent, der taktischen Intelligenz, der Ausgeglichenheit und der Wasserverdrängung der ZSC Lions kann sich nicht über eine längere Zeit eine Seifenoper um einen der teuersten und besten Spieler leisten. Tut sie es doch, ist es ein Zeichen von Selbstüberschätzung. Wenn Luca Cunti Klarheit will, dann hilft er mit dieser Forderung auch den ZSC Lions.