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Eine Hockeyparty endet mit Frust

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Nach Testspielsieg

Eine Hockeyparty endet mit Frust

Die Schweizer besiegten in Neuenburg Tschechien 3:1. Aber sie verloren Verteidiger Julien Vauclair und Martin Gerber ist an der WM nicht dabei. Nationaltrainer Sean Simpson ist stocksauer.
25.04.2014, 23:2426.04.2014, 13:40
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Alles war so gut gelaufen. Nostalgie. Folklore. Eine ausverkaufte Arena. Ein Hockeyfest in der tiefsten Provinz und letztlich ein zeitlos gutes Spiel der Schweizer, die gegen eine unerfahrene Tschechische Auswahl 3:1 siegten. 

«Es war ganz einfach amüsant.»
Damien Brunner

In Neuenburg, der Hauptstadt des Uhrenkantons, funktionierte die Matchuhr nie richtig und doch störte es niemanden. Zu gut war die Stimmung. Schliesslich schaut jemand, der mit Leidenschaft bei der Sache ist ja auch nicht ständig auf die Uhr. Es wurde handgestoppt, die Zeit bei Strafen wohl geschätzt, und so war es im besten Wortsinne ein zeitlos gutes Spiel. Tatsächlich störte die technische Panne der Zeitmaschinerie die Helden auf dem Eis nicht. «Es war ganz einfach amüsant», sagte Damien Brunner. Er wusste, als er das sagte, noch nicht um die dramatischen Folgen der letzten Minute. Doch davon später. 

Damien Brunner im Zweikampf.
Damien Brunner im Zweikampf.Bild: KEYSTONE

Beste WM-Sturmreihe schon sichtbar

Mit ziemlicher Sicherheit haben die Fans gestern auch zum ersten Mal die beste WM-Sturmreihe im Einsatz gesehen. Sean Simpson formierte eine Angriffsreihe mit Denis Hollenstein, Kevin Romy und NHL-Stürmer Damien Brunner. Wenn alles normal läuft, wird dieses Trio bei der WM in Minsk (9. Bis 25. Mai) unsere torgefährlichste Formation sein. Was auch für diese Linie spricht: Bereits 2012 stürmten Romy und Brunner gemeinsam in einer Formation. 

Bei seinem ersten Einsatz provozierte Damien Brunner gestern durch eine Nachlässigkeit einen gefährlichen Konter. Aber als er zum dritten Mal aufs Eis kam mit seinem ersten Schuss im ersten Powerplay gleich den ersten Treffer zum 1:0. Zielstrebigkeit, Entschlossenheit und Aggressivität waren bei Brunner nicht zu übersehen. Er war klar besser als bei seinem letzten Nationalmannschaftseinsatz in Sotschi. Diese erste Formation stand beim 2:0 auf dem Eis, das schätzungsweise in der 24. Minute fiel – Uhr lief ja keine. Von diesem Zeitpunkt an liefen die Schweizer nie mehr Gefahr, dieses unterhaltsame Spiel zu verlieren. 

Ganz klar bester Verteidiger der Schweiz

Wir haben gestern also mit grösser Wahrscheinlichkeit bereits unseren besten WM-Sturm erstmals im Einsatz gesehen – und natürlich auch unseren mit grossem Abstand besten Verteidiger. NHL-Titan Roman Josi, bei der letzten WM zum wertvollsten Spieler des Turniers erkoren, zelebrierte gestern sein Eishockey ganz einfach auf einem anderen, höheren Niveau als alle anderen Spieler der eigenen und der gegnerischen Mannschaft. Er dominierte alle drei Zonen, schlug Pässe präzise wie ein Landvermesser und natürlich erzielte er auch einen Treffer (zum 2:0). Neben Brunner, Romy, Hollenstein und Josi gibt es vorerst nur noch einen weiteren WM-Fixstarter: Andres Ambühl. 

Roman Josi.
Roman Josi.Bild: freshfocus

Aber es gab letztlich doch kein Happy-End. Das grosse Fest endete im Frust. Im allerletzten Einsatz in der letzten Minute lief Captain Julien Vauclair, bei der letzten WM im All-Star-Team, in einen Check. Nach dem Spiel stellte sich heraus, dass er sich bei diesem finalen Zweikampf eine Gehirnerschütterung zugezogen hat. Nationaltrainer Sean Simpson war stocksauer und sagte gegenüber watson: «Ich bin frustriert. Wir haben einen unserer wichtigsten Spieler verloren. Ich muss noch das Video checken. Aber es war ein böser Check. Andererseits muss einfach jeder bis ganz zum Schluss mit hundertprozentiger Aufmerksamkeit spielen.»

«Ich bin frustriert. Wir haben einen unserer wichtigsten Spieler verloren.»
Seans Simpson.

Die grosse Frustration von Simpson

Was die Frustration des Nationalcoaches noch verstärkt: Nach Tobias Stephan hat gestern nun auch Martin Gerber, Simpsons Lieblingsgoalie und WM-Silberheld von 2013, für die WM abgesagt. Simpson: «Seine Fussverletzung ist noch nicht ganz verheilt.» Mit Martin Gerber kam Sean Simpson bei der WM 2010 in Deutschland auf den 5. Platz und bei der WM 2013 in Stockholm ins Finale. Ohne Martin Gerber reichte es 2011 und 2012 sowie 2014 in Sotschi nicht für die Viertelfinals.  

Die WM-Goaliekarten werden nun neu gemischt. Die Chancen für Leonardo Genoni steigen. Er spielte gestern vorzüglich und wurde zum besten Spieler der Schweizer gewählt. Es ist nun nicht mehr ausgeschlossen, dass Robert Mayer, wenn er denn morgen in Basel (Spielbeginn 13.30 Uhr) ein gutes erstes Länderspiel zeigt, zur WM fährt. Ob Jonas Hiller (Anaheim) und WM-Silberheld Reto Berra für die WM in Frage kommen, hängt davon ab, wie die NHL-Playoffs laufen, ob die beiden fit sind und ob sie allenfalls einem WM-Aufgebot Folge leisten. 

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