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So wie der SC Bern hat im Profisport wahrscheinlich noch nie ein Klub einen Wettbewerb lächerlich gemacht. Nun ist es sozusagen offiziell: Der Cup im Eishockey ist bloss lästig.
SCB-Manager Marc Lüthi lässt nämlich offiziell verbreiten, dass der SCB für das Cupsiel gegen die Ticino Rockets einige Stammspieler der ersten Mannschaft schonen und das Kader mit Elitejunioren auffüllen wird. Die SCB-Führung habe entschieden das Engagement in Meisterschaft und Champions Hockey League prioritär zu behandeln. Die Massnahme werde vom Trainer gestützt.
Und dann wird das Publikum auch noch für dumm verkauft: «Diese Massnahme ist nicht als fehlende Wertschätzung gegenüber dem Wettbewerb, den der SCB im Jahr 2015 gewonnen hat, zu verstehen.»
Natürlich ist es nicht anderes als eine Geringschätzung des Cups und auch als solche zu verstehen. Man stelle sich vor, der SCB verkündet, zwecks Schonung der Stars werde das Kader für eine Partie gegen Ambri durch Elite-Junioren aufgestockt – es wäre ja nur eine von 50. Qualifikationspartien. Oder verkündet die gleiche Massnahme für die Champions Hockey League. Unvorstellbar.
Das grösste Hockey-Unternehmen im Lande führt ein lächerliches Theater auf. Wer krank oder verletzt oder angeschlagen ist, spielt nicht. Wer gesund ist, spielt. Wen er einsetzt, entscheidet der Trainer. Punkt. Fertig. Es braucht keine larmoyante öffentliche Erklärung und Jammern auf Vorrat, damit man schon die Entschuldigungen parat hat. Es widerspricht zudem jeder professionellen Einstellung, gesunde Spieler für einen offiziellen Wettbewerb zu schonen und diese Massnahme dann auch noch, weil man ein schlechtes Gewissen hat, öffentlich zu deklarieren.
Die Belastung in unserer Meisterschaft ist im Vergleich zu anderen wichtigen Ligen gering. In keiner anderen wichtigen Liga werden so wenig Qualifikationspartien ausgetragen und sind die Reisen zu den Auswärtsspielen so kurz. Nun sind wir schon soweit, dass einem gut verdienenden Berufsspieler eine Busfahrt nach Bellinzona und eine Cup-Partie gegen den NLB-Letzten nicht mehr zuzumuten ist. Wahrlich keine Einstellung, die uns international weiterbringt. Das ist pure SCB-Arroganz.
Cup-Chef Willi Vögtlin ist natürlich sauer. Er war am Dienstagabend in der Sagibach-Arena zu Wichtrach bei der Partie Wiki gegen Zug. Er lobte die professionelle Einstellung der Zuger, die in Bestbesetzung antraten (nur Tobias Stephan liess seinem Ersatz den Vortritt) und 10:1 gewannen. Josh Holden buchte vier Treffer. Dabei hätten die Zuger allen Grund zur Schonung ihrer wichtigsten Spieler gehabt. Der nächste Gegner ist am Freitag in Bern der SCB und sie sind, wie der SCB, auch in der Champions Hockey League engagiert.
Willi Vögtlin sagte, die Einstellung der Zuger sollte eigentlich selbstverständlich sein. Aber er hat nicht den Mut, öffentlich die SCB-Arroganz zu kritisieren. Und schon gar nicht, beim Einzelrichter ein Verfahren gegen den SCB zu beantragen. Das hätte zwar keine Aussicht auf Erfolg – aber es wäre ein starkes Zeichen für den Cup. Zu zeigen, dass man öffentliche Geringschätzung eines offiziellen Wettbewerbes nicht duldet. Der Cup-Chef sagt bloss kleinlaut: «Wir müssen den Entscheid des SCB halt hinnehmen. Wenigstens sind die Berner ehrlich.» Ja, wenigstens das. Ehrliche «Unprofessionalität».
Was lernen wir aus dieser Episode? Dass SCB-Trainer Kari Jalonen und mit ihm die ganze Chefetage ungewohnt nervös sind. Der neue SCB-Trainer hat die Dinge gerne unter Kontrolle – und er erkennt jetzt, dass in Bern die Dinge eben nicht immer so laufen wie es der Trainer möchte. Die Heimniederlage gegen Lausanne (2:3 n.V) und die Pleite in Biel (1:4) haben den Trainer und die SCB-Führung stark verunsichert.
Dabei gibt es in Bern gar keinen Grund zur Nervosität. Der SCB steckt, wie die ZSC Lions, nach einem sportlichen Kurswechsel in einer Findungsphase. Die braucht Zeit und wird durch die Nervosität des Trainers und des Managements bloss erschwert.
Niemand weiss besser als die Berner, dass die Meisterschaft erst im März und im April entschieden wird. Der SCB steht auf Rang 7 und segelt auf Meisterkurs. Im letzten Frühjahr gelang der Titelgewinn vom 8. Platz aus.
Was, wenn der SCB in eine echte sportliche Krise geraten sollte? Dann wird die Unterhaltung beim dünnen Nervenkostüm der SCB-Führung vorzüglich sein. Willkommen beim SCB, willkommen in der Schweiz, lieber Kari Jalonen.