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Dieses Drama gegen Schweden (ohnehin ist ja jedes Spiel der Schweizer ein Drama) ist nach vielerlei Irrungen und Wirrungen der leistungsmässige und dramaturgische Höhepunkt in der «Ära Patrick Fischer». Und letztlich auch typisch für die Schweizer bei dieser WM. Unsere Leistung war beinahe eine «Hockey-Sinfonie». Aber eben nur eine unvollendete. Am Ende könnte sich erweisen, dass uns genau die gegen Schweden verlorenen zwei Punkte fürs Viertelfinale fehlen werden.
Die vielen Baustellen, die zu Beginn des Turniers unser Spiel beeinträchtigt hatten, sind inzwischen zumindest teilweise aufgeräumt worden. Und von den Schiedsrichtern sind wir diesmal nicht benachteiligt worden. Zwei Treffer der Schweden (in der 5. Minute beim Stande von 0:0) und in der 24. Minute (beim Resultat von 1:0) sind annulliert worden. Der erste zurecht, der zweite hätte auch gegeben werden können.
Das Spiel ohne Scheibe, die ganz grosse Schwäche, ist weitgehend korrigiert. Das miserable Boxplay (15. in der WM-Statistik), eine der Hauptursachen für den mühseligen Start funktionierte zwar nach wie vor zu wenig gut – aber der Schaden der zwei Unterzahl-Gegentreffer konnte durch die solide Defensivarbeit beim numerischem Gleichstand kompensiert werden.
Und immerhin haben wir in der Schlussphase (ab der 55. Min), als die Schweden mit einem Time-Out ihr Powerplay noch einmal justiert hatten, in Unterzahl standgehalten, 59 Sekunden lang sogar mit zwei Mann weniger. Und das Powerplay (10. In der WM-Statistik vor dem Spiel) bescherte uns immerhin das 2:1. Und gute Chancen auf das 3:1, das vielleicht den Sieg gebracht hätte.
Ein entscheidender Faktor für die Steigerung: Torhüter Reto Berra hat Selbstvertrauen, Charisma und Stilsicherheit gefunden und ist wieder ein «über-90-Prozent-Goalie» – die Voraussetzung für einen Sieg gegen einen der Grossen (Russland, Kanada, USA, Finnland, Tschechien, Schweden). Er hat gegen Schweden 94,29 Prozent der Schüsse gehalten.
Weil die Tempofestigkeit und die Härte – ausser in einigen Phasen gegen Russland – an diesem Turnier sowieso noch nie Probleme waren, weil die Mannschaft immer intakt geblieben und weil die Leidenschaft nie abgeklungen ist, reichte es nun gegen Schweden im 6. Anlauf endlich zum nahezu perfekten Spiel. Zum ersten WM-Punktgewinn gegen einen Grossen unter Patrick Fischer – aber eben nicht zum Sieg.
Wir haben zwar nicht gegen ein grosses Schweden verloren. Die Schweden haben lediglich sechs NHL-Feldspieler im Team. So gesehen hat unsere tapfere Gegenwehr durchaus eine gewisse Logik. Unsere NLA ist eine der schnellsten Tempoligen der Welt und eine Mannschaft aus unserer NLA steht damit auf dem Papier mehr oder weniger auf Augenhöhe gegen ein Team, das ebenfalls mehrheitlich mit Spielern aus europäischen Ligen zusammengestellt wird. Ja, wenn sich die Schweden 2013 nach der Startniederlage gegen uns fürs Finale nicht noch erheblich hätten verstärken können (Sedin-Zwillinge!), dann wären wir wahrscheinlich 2013 sogar erstmals Weltmeister geworden.
Es wäre nun überaus ärgerlich, beklagens- und bedauernswert und ganz einfach, sehr, sehr schade, wenn wir am Dienstag den Sieg fürs Weiterkommen gegen Tschechien nicht mehr schaffen sollten. Denn nun ist die Mannschaft defensiv so stabil geworden und hat dabei so viel von ihrer offensiven Dynamik bewahrt, dass sie gegen jeden Gegner eine Chance hat – und damit nach wie vor zumindest theoretisch eine Chance auf das Halbfinale und eine Medaille. Die Schweiz ist die einzige Mannschaft an dieser WM, die gegen jeden Gegner verlieren oder gewinnen kann.
Bei Punktgleichheit zählt die Direktbegegnung. Wenn Dänemark am Montag gegen Absteiger Kasachstan drei Zähler holt und auf elf Punkte kommt, dann müssen wir am Dienstag gegen Tschechien nach 60 Minuten siegen, um ins Viertelfinale zu kommen. Zumindest dann, wenn die Norweger in den verbleibenden zwei Spielen gegen Russland und Lettland nicht mehr als fünf Punkte holen. Sollten die Schweiz, Norwegen und Dänemark am Ende punktgleich sein (was theoretisch auch noch möglich ist), dann ist Dänemark im Viertelfinale.