Ein Orakel (wahrscheinlich ein Chronist) hatte einst prophezeit, dass derjenige die Herrschaft über Asien erringen werde, der den Gordischen Knoten zu lösen vermöge. Viele kluge und starke Männer versuchten sich an dieser Aufgabe. Keinem gelang es, die kunstvoll verknoteten Seile zu entwirren. Doch dann kam im Frühjahr 333 v. Chr. Alexander der Große, fackelte nicht lange und durchschlug die verknoteten Seile einfach mit einem einzigen Schwerthieb. Er hat anschliessend ein Weltreich erobert.
Heute bedeutet die Redewendung «den gordischen Knoten durchschlagen» die Lösung eines schier unlösbaren Problems mit unkonventionellen Mitteln. Der Alexander der Grosse unseres Hockeys heisst Christian Dubé. Obwohl er mit Gottéron den Meistertitel noch nicht erobert hat.
Er steht ja vor einem wahrlich grossen Problem: Raphael Diaz verpflichten und gleichzeitig eine Million sparen. Unmöglich. Er verlängert zwar den Vertrag mit Philippe Furrer nicht und Marc Abplanalp tritt zurück. Bei der anstehenden Prolongation mit Andre Bykow kann er eine sechsstellige Summe einsparen und beinahe haben wir vergessen, dass ja das Salär von Noah Schneeberger nächste Saison die Buchhaltung auch nicht mehr belasten wird. So spart Gottéron locker sogar mehr als eine Million. Aber ein grosser Teil dieser Einsparung ist ja durch den Transfer von Raphael Diaz wieder dahin.
Die Lösung, die Christian Dubé gefunden hat ist so verblüffend einfach wie das Durschlagen eines unentwirrbaren Knotens mit einem einzigen Schwertstreich. Er verzichtet auf einen neuen Trainer. Ein grosser Trainer, der dem grossen Gottéron würdig ist, kostet brutto gut und gerne 700'000 bis 800'000 Franken. Beschäftigt Gottéron nächste Saison keinen Trainer, dann ist die Million praktisch eingespart.
Deshalb hat Christian Dubé soeben offiziell für zwei Jahre als Cheftrainer verlängert und bleibt gleichzeitig Sportdirektor. Damit entfällt für die nächsten zwei Jahre im Budget der Aufwandposten für den Cheftrainer. Er bestätigt auf Anfrage, dass er nicht den Lohn eines Cheftrainers und eines Sportdirektors verdiene. Wir können also davon ausgehen, dass er das Doppelmandat für ungefähr gleich viel Geld ausübt wie Kari Jalonen einst in Bern als Trainer bekommen hat.
Auf die Frage, ob er mit dem Doppelmandat die Million eingespart habe, mag Christian Dubé nicht mit einem «Nein» antworten. Natürlich sagt er auch nicht «Ja». Aber mit grösstem Vergnügen nimmt er diese Kalkulation des Chronisten zur Kenntnis. Ganz offensichtlich gefällt ihm diese Analyse. Weil sie zutreffend ist. Und zeigt, dass er tatsächlich eine Million sparen muss.
Noch will Christian Dubé die Verpflichtung von Zugs Raphael Diaz weder dementieren noch bestätigen. Aber er findet den Vorschlag interessant, den Transfer, wenn er denn gemacht sein sollte, am 24. oder 25. Dezember mit einer Medienmitteilung zu bestätigen.
Sozusagen als Weihnachtsgeschenk für die treuen Gottéron-Fans.
Eventuell wird auch am falschen Ort gespart, aber das sehen wir erst in zwei drei Jahren.