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Der HC Davos beschliesst die Qualifikation mit einem 4:1-Sieg im Hallenstadion gegen die ZSC Lions auf Platz zwei. Bevor wir uns den Playoffs zuwenden, befassen wir uns bei einem letzten Blick zurück noch einmal mit einer Besonderheit einer aufregenden Qualifikation. Schon wieder ist beinahe vergessen gegangen, dass die Davoser die letzten «weissen Raben» der Liga sind.
Der HCD hat es gut. Er kennt den Strichkampf als einziges Team der Liga nicht aus eigener Erfahrung. Die Bündner sind die einzigen, die noch nie die Playoffs verpasst haben. Mehr noch: Seit dem ersten Titelgewinn unter Arno Del Curto (2002) waren sie nie schlechter als auf Rang 6 klassiert. Alle Titanen ausser dem HCD sind schon in den Strichkampf und schwere Krisen geraten. Mit allen Begleiterscheinungen wie Trainer- und Ausländerwechsel. Und alle haben die Playoffs schon mal verpasst. Der SC Bern 2014 sogar als Titelverteidiger.
Auch diese Saison ist der HCD schon wieder davongekommen und hatte nichts mit dem Strichkampf zu tun. Aus dem nebligen Hockeyunterland geht der Blick also erneut respektvoll hinauf in die sonnigen Höhen des Spitzenhockeys im Bündnerland. Gleich den Gladiatoren, die in der Arena riefen «Ave Cesar, morituri te salutant!». Was wir frei so übersetzen können: «Heil dir Arno, die dem Strichkampf geweihten grüssen Dich!»
Wir hatten ja während der Qualifikation bei uns im Unterland alles, was beste Unterhaltung ausmacht. Alleine die SCB-Krise hat uns mehr Geschichten beschert als der Davoser Titelgewinn im letzten Frühjahr. Der Strichkampf eröffnet den Chronistinnen und Chronisten immer wieder neue, ungeahnte Möglichkeiten. Sie durften im Laufe der letzten Monate sogar den WM-Silberschmied Sean Simpson kritisieren und einen Titanen wie Martin Gerber als «Lottergoalie» schmähen. Was für ein Frevel!
Eigentlich bietet so eine Qualifikation Jahr für Jahr alles, was es für gute Unterhaltung braucht. Oder fast alles. Nur ein Wunsch ist bis heute unerfüllt geblieben: Der HC Davos im Strichkampf. Das ist einerseits ein weiterer Beweis dafür, dass Arno Del Curto der beste Trainer ausserhalb der NHL ist. Spieler kommen und gehen, der HCD bleibt bestehen – dieser Spruch fürs Phrasenschwein gilt für kein anderes Team so sehr wie für den HCD.
Diese europaweit einmalige Konstanz bringt es mit sich, dass wir uns eigentlich nur während des Spengler Cups in der Altjahrswoche und der Playoffs intensiv mit Arno Del Curto auseinandersetzen können. Aber wir brauchen auch im September, Oktober, November, Januar und Februar laufend Stoff für Geschichten. Also wäre Arno del Curto im «Strichkampf» eine enorme Bereicherung des Unterhaltungswertes.
Ach, wäre das kurzweilig, wenn auch er in jedem Spiel unter maximalem Druck stehen würde und um die Playoffs zittern müsste. Seine holzgeschnitzte Rhetorik, die von Herzen kommt, ist halt schon unterhaltsamer als beispielsweise die geschliffene Redekunst Marc Lüthis, die vom Verstand kommt. Und der HCD-Trainer ist ja immer für eine griffe Verschwörungstheorie, für eine kernige Aussage oder eine Polemik zu haben.
Müssen wir im Strichkampf für alle Zeiten auf Arno Del Curto verzichten? Nun, es gibt im Hinblick auf nächste Saison erstmals seit Beginn dieses Jahrhunderts Hoffnung. Der SC Bern hat dem HCD Leonardo Genoni ausgespannt. HCD-Goalietrainer Marcel Kull sagt, Gilles Senn und Joren van Pottelberghe werden den Genoni ersetzen. Als Chronist in dieser Sache zu widersprechen, ist eine Anmassung sondergleichen. Marcel Kull hat schon mehr über Torhüter vergessen als ich je gewusst habe. Nicht einmal der Abgang von Jonas Hiller hat den HCD auch nur im Geringsten erschüttert.
Aber vielleicht hat sich Marcel Kull ja doch einmal geirrt. Was, wenn Arno Del Curto nächste Saison zum ersten Mal seit dem verlorenen Finale von 1998 das erleben muss, was seine Berufskollegen im Unterland so oft erdulden müssen? Nämlich wie es ist, «Lottergoalies» ausgeliefert zu sein und um die Playoffteilnahme zu zittern.
Doch wenden wir uns wieder der Gegenwart und den Playoffs zu. Vorerst ist der HCD der Meisterfeier näher als einem Strichkampf und wir dürfen uns in den Playoffs auf beste Unterhaltung mit dem HC Davos und mit Arno Del Curto freuen.