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Zürich gegen Davos – der Playoff-Final ist ein Kampf der Hockey-Kulturen

Der Davoser Marc Wieser liegt im Tor von ZSC-Goalie Lukas Flüeler – wer wird Schweizer Meister?
Der Davoser Marc Wieser liegt im Tor von ZSC-Goalie Lukas Flüeler – wer wird Schweizer Meister?Bild: KEYSTONE
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Zürich gegen Davos – der Playoff-Final ist ein Kampf der Hockey-Kulturen

Die ZSC Lions gegen den HC Davos. Ein Traumfinal, der schon vor 80 Jahren die Massen faszinierte. Nur sind die Vorzeichen jetzt genau umgekehrt als damals im Frühling 1936.
01.04.2015, 21:2302.04.2015, 12:45
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Die ZSC Lions hiessen noch ZSC. Die Zürcher vollbrachten im Frühjahr 1936 eine historische Tat, deren Bedeutung wir uns heute nicht mehr bewusst sind. Der ZSC war die erste Mannschaft aus dem Flachland, die den Titel holte. Etwas, das damals unmöglich schien. Denn Eishockey war der Sport der Söhne der Berge. Eine Meistermannschaft konnte nur von dort oben kommen, wo es natürliches Eis gab. Nur an diesen Orten entwickelten die Buben jene Fähigkeiten, die es brauchte, um Meister zu werden. Seit Eishockey neben Fussball die populärste Mannschaftssportart geworden war, hatten nur noch St.Moritz und Davos die Meisterschaft gewonnen.

Den Kern des ersten Meisterteams aus dem Flachland bildeten allerdings solche Buben aus den Bergen. Junge Männer aus dem Bündnerland, die in Zürich gute Arbeitsplätze gefunden hatten. Der Flachlandtitel von 1936 blieb ein Einzelfall. Es sollte bis 1959 dauern, bis mit dem SC Bern endlich wieder eine Mannschaft aus tiefen Höhenlagen einen Titel feiern konnte. Es war der Gezeitenwechsel. Kunsteisbahnen wurden gebaut, das Eishockey verliess die Berge.

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Keine Bergler in Zürich, dafür Zürcher in den Bergen

Jetzt erleben wir wieder den Klassiker, den Kampf der Hockey-Kulturen zwischen den Zürchern und den Bündnern und es ist reizvoll, zu sehen, dass jetzt alles genau umgekehrt ist wie damals im Frühjahr 1936. Das Eishockey des 21. Jahrhunderts dominieren nicht mehr die Buben aus den Bergen. Spieler werden jetzt in den urbanen Zentren des Landes ausgebildet. Die ZSC Lions haben die grösste Nachwuchsorganisation der Schweiz aufgebaut. Die ZSC Lions haben 15 wichtige Spieler, die entweder in Kloten oder in der Organisation der ZSC Lions mit dem Eishockey angefangen haben. Keiner in diesem Team kommt aus den Bergen.

Der HC Davos ist hingegen existenziell auf die Zürcher angewiesen. Der Klub wird durch halbstaatliche Unternehmen des Kanton Graubünden, den Spengler Cup und durch wohlhabende Zürcher finanziert. Ohne Zürcher würde der HCD nicht viel besser dastehen als der EHC Arosa. Und Torhüter Leonardo Genoni, wahrscheinlich der wichtigste Einzelspieler, ist bei den ZSC Lions ausgebildet worden. Er ist Zürcher. Und fast ist in Vergessenheit geraten, dass HCD-Kulttrainer Arno Del Curto dank den ZSC Lions ein NLA-Trainer geworden ist. Er hat einst beim ZSC zu Beginn der 1990er Jahre seine erste Chance in der höchsten Liga erhalten.

Die HCD-Fans feiern ihren Goalie Leonardo Genoni.
Die HCD-Fans feiern ihren Goalie Leonardo Genoni.Bild: KEYSTONE

Die ZSC Lions und ihre Dependance oben in Davos dominieren mit den Titeln von 2000, 2001, 2002, 2005, 2007, 2008, 2009, 2011, 2012 und 2014 das Eishockey des 21. Jahrhunderts. Genau so, wie der HC Davos und seine Dependance unten in Zürich einst mit allen Titeln von 1929 bis 1950 die Meisterschaft dominiert hatten.

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7 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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exeswiss
01.04.2015 21:49registriert Januar 2015
da habt ihr euren beitrag, liebe "immer langnau" nörgler.
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«Playoff-Heldentag» – Philip Wüthrich kehrt ins SCB-Tor zurück
SCB-Trainer Jussi Tapola hat sich in der hochheiklen Goalie-Frage entschieden: Am Mittwoch steht im Spiel der letzten SCB-Chance gegen Zug Philip Wüthrich erneut von Beginn weg im Tor.

Der SCB hat im Viertelfinal gegen Zug ein Goalieproblem. Die Fangquoten sagen eigentlich alles: 84,78 Prozent für Adam Reideborn, 83,11 Prozent für Philip Wüthrich. Für die Zuger hat Leonardo Genoni 93,17 Prozent der Pucks gehalten. Es wäre eine veritable Sensation, wenn das Team mit 80-Prozent-Goalies die Mannschaft mit dem 90-Prozent-Torhüter aus dem Wettbewerb kippt.

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