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Eismeister Zaugg

Klaus Zaugg: Der Verband muss endlich den Cup übernehmen

06.01.2016; Bern; Eishockey Schweizer Cup - SC Bern - ZSC Lions; 
Willi Voegtlin
 (Urs Lindt/freshfocus)
Immer Ärger mit dem Cup: Willi Vögtlin ist um seinen Job als Cup-Chef nicht zu beneiden.Bild: freshfocus
Eismeister Zaugg

Es ist zwingend, dass der Verband endlich den Eishockey-Cup übernimmt

Bisher sorgten Cup-Pannen abseits des Eisfeldes für Aufsehen. Jetzt beeinträchtigt die dilettantische Organisation den Spielbetrieb und der Hockey- Einzelrichter muss sich mit dem Schweizer Cup befassen.
26.10.2016, 13:5126.10.2016, 18:11
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Im ersten Jahr des wiedergeborenen Cups (2014/15) wurde die Auslosung den Schwefelgeruch der Manipulation nicht los: Cupchef Willi Vögtlin hatte in der Stadionbeiz VOR der Auslosung die Viertelfinal-Paarung Langnau gegen den SC Bern angekündigt. Es kam dann just zu dieser Paarung, welche der favorisierte SCB 4:1 gewann.

Im zweiten Jahr lachte die Hockey-Schweiz über eine Panne der besonderen Art: Eine Mannschaft, die schon ausgeschieden war, kam in die Auslosung der nächsten Runde – und niemand merkte es, bis das Auslosungsprozedere vorüber war.

Nun, im dritten Jahr, ist es noch schlimmer geworden. In der ersten Runde verkündete der SCB per Medienmitteilung, man nehme den Cup nicht ernst und trete deshalb in der ersten Runde nicht mit den besten Spielern und ohne Ausländer an. Prompt flog der Meister gegen die Ticino Rockets aus dem Wettbewerb. Bis heute der einzige Sieg des NLB-Tabellenletzten in einem Ernstkampf.

Ticino's player Colin Fontana, left, celebrates the victory after the Swiss Ice Hockey Cup round of 32 game between HC Biasca Ticino Rockets and SC Bern, at the ice stadium in Biasca, Switzerland ...
Jubel im Tessin: Die Rockets schmeissen Meister Bern aus dem Cup.Bild: KEYSTONE/TI-PRESS

Löchriges Eis in der Mélèzes

Und gestern Abend musste in La Chaux-de-Fonds die Partie abgebrochen werden: Löcher im Eis. Weil es im Cup andere Werbung auf dem Eis hat als während der Meisterschaft, muss jeweils eine neue Werbefläche ausgelegt und wieder mit Eis überdeckt werden.

Cup-Chef Willi Vögtlin, sichtlich aufgebracht: «Der Fehler liegt beim Eismeister in La Chaux-de-Fonds. Wir haben den Fall dem Einzelrichter übergeben. Der soll jetzt entscheiden, wer für die Kosten aufkommt und ob es eine Busse gibt.» Der Match wird heute Abend um 19.30 Uhr erneut angepfiffen. Hoffentlich gibt es keinen Stromausfall.

A technician tries to repair a hole into the ice past Head referee Stefan Eichmann, left, Linesmen Cedric Borga, and Head referee Micha Hebeisen, right, during the second period of the Swiss Ice Hocke ...
Rien ne va plus in der Patinoire des Mélèzes.Bild: KEYSTONE

Möglicherweise ist der «Fall La Chaux-de-Fonds» nicht ganz so einfach, wie es Vögtlin sagt. In Langenthal wurden nämlich die Werbeflächen verspätet angeliefert und es gelang den fleissigen Oberaargauern gerade noch auf den letzten Drücker, das Eis mit der Cup-Werbung für die Partie gegen Lugano spielfähig zu machen. «Das stimmt», sagt Vögtlin. «Die damit beauftragte Firma hat mit Verspätung geliefert. Aber die arbeitet sonst sehr professionell und ist auch für die Hockey-WM und die Champions Hockey League tätig.»

In drei Wochen entscheidet sich die Zukunft des Wettbewerbs

Der Cup ist von der Vermarktungsagentur Infront Ringier erfunden worden, um Werbeplattformen im Hockey-Business zu schaffen. Der Dreijahresvertrag mit dem Verband läuft Ende Saison aus. Bereits am 18. November entscheiden die Nationalliga-Clubs, ob der Kontrakt um weitere fünf Jahre verlängert oder ob der Cup nicht mehr weitergeführt wird.

Dem Wettbewerb droht das Aus. Weil Infront Ringier die TV-Rechte am Cup – ohne den Verband zu informieren – an den Teleclub verkauft hat. Und dieser ist der Erzrivale von «My Sports» (UPC), dem Sender, der ab der nächsten Saison für die TV-Rechte an der Eishockey-Meisterschaft 35,5 Millionen Franken pro Jahr bezahlt. Verbandsdirektor Florian Kohler sagt: «Wir haben in dieser Sache nach wie vor keine Lösung gefunden. Wir können am 18. November aber nur abstimmen, wenn alle offenen Fragen geklärt sind und Lösungen auf dem Tisch liegen.»

03.02.2016; Lausanne; Eishockey Schweizer Cup Final - Lausanne HC - ZSC Lions; 
Die Zuercher jubeln mit Pokal auf dem Podium. 
 (Urs Lindt/freshfocus)
Konfetti für die Sieger: Die ZSC Lions sind amtierender Cupsieger.Bild: freshfocus

Kohler weiss wohl: Kommen an der Nationalliga-Versammlung bei der Abstimmung Emotionen hoch, dann ist der Cup verloren. Nach wie vor gibt es zwei Optionen: Den bereits offiziell verkündeten TV-Deal mit dem Teleclub wieder rückgängig machen oder Zeit gewinnen – mit einer einjährigen Cup-Pause während der Olympia-Saison 2017/18.

Es kann nur eines geben: Der Verband muss übernehmen

Inzwischen jagt eine Cup-Panne die nächste, eine Peinlichkeit die andere. Drei Jahre lang übt nun Infront Ringier schon – es wird immer schlimmer. Schade um einen Wettbewerb, der durchaus eine Chance hätte. Es zeigt sich nämlich inzwischen, dass der Cup seinen sportlichen Reiz hat. Die Niveau-Unterschiede zwischen der NLA und der NLB sind bei weitem nicht so gross wie anfänglich befürchtet.

Wenn der Cup weiterleben, funktionieren und gedeihen soll, dann ist es dringend und zwingend geboten, dass der Wettbewerb endlich, endlich, endlich offiziell vom Verband übernommen und organisiert wird. Und nicht mehr von einer unglücklich gemanagten, mit dieser Aufgabe offenbar überforderten Vermarktungsagentur aus einem Medien-Unternehmen. Nur so ist es doch noch möglich, dass der Cup den Schwefelgeruch des Unseriösen und Dilettantischen verliert.

Sie hat's erwischt: Cup-Blamagen der NLA-Klubs in der Neuzeit

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18 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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superzonk
26.10.2016 15:38registriert März 2015
Der Cup ist ein Segen für die Amateurteams. Er ist ein grandioses Geschenk für endloses ehrenamtliches Engagement, welches sich insbesondere auf die Nachwuchausbildung konzentriert und viele NLA- oder NLB-Spieler produziert. Zahlungskräftige Sponsoren für diese Basisarbeit zu finden ist fast unmöglich. Um so mehr ist es super cool, wenn die Profis für wenogstens einen Abend an ihre Ursprünge zurückkehren und die Amateure ein Fest veranstalten können. Mir tut das Herz weh wenn ich seh, wie sehr der Cup eine Last für die Proficlubs und ihre Fans sein soll.
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Roaming212
26.10.2016 14:26registriert Juni 2016
War eigentlich sowieso von Anfang an ein Witz, dass ein Medien-Unternehmen einen Cup lancieren kann.
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caschthi
26.10.2016 16:12registriert Oktober 2014
Ich denke da auch an die kleinen Clubs, die von den Nati A besuchen profitieren können! Klar, der Cup ist rein wirtschaftlich, aber wirtschaftlich ist gut für die kleinen. 1. Liga Clubs kriegen ihre Halle voll, man kann mit einer Beiz punkten und das Eishockey in der Region behalten.
Wer das jetzt schlussendlich macht, und wie sehr das mit Geld zu tun hat, ist doch egal.
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