Er ist talentierter als Martin Gerber, Jonas Hiller oder Leonardo Genoni. Er hat Stil und Postur (194 cm) für die NHL. Deshalb haben die New Jersey Devils soeben im NHL-Draft die Rechte an Akira Schmid erworben.
Aber Schmid ist nach wie vor ein Junior. Sein Potenzial hat er international nicht ganz ausgeschöpft: Er war bei der U18-WM nicht die Nummer 1 und bei der U20 WM nur die Nummer 3 ohne Einsatz. Auch deshalb ist in den beiden höchsten Schweizer Spielklassen noch niemand bereit, ihm bereits eine Chance als Nummer 1 oder Nummer 2 zu geben. Die SCL Tigers setzten ihn letzte Saison nur ein einziges Mal in der Platzierungsrunde ein, als es um nichts mehr ging. Aber Junior Schmid muss zum Mann reifen.
Weitere Einsätze bei den Elite-Junioren bringen ihn nicht mehr weiter. Ein Wechsel nach Nordamerika, weit weg vom «Hotel Mama» in Langnau, bringt ihn persönlich und sportlich weiter. Deshalb wechselt der Langnauer vorerst für zwei Jahre zu den Lethbridge Hurricanes in die Western Hockey League, eine der drei gleichwertigen höchsten nordamerikanischen Juniorenligen.
Die Stadt rund 250 Kilometer südlich von Calgary zählt mit Vororten gut 100'000 Einwohner. Hier ist es im Winter bitter kalt. Gilt Langnau als Tal der heulenden Winde, dann liegt Lethbridge in der Ebene der noch lauter heulenden Präriewinde. Lethbridge hat soeben die Rechte an Akira Schmid im Draft erworben. Die europäischen Junioren gehen jeweils durch den CHL-Draft. Die CHL ist der Dachverband der drei grossen Juniorenligen Western Hockey League (WHL), Quebec Major Junior Hockey League (QMJHL) und Ontario Hockey League (OHL). Hier ist auch Luca Sbisa zum NHL-Star gereift.
Schmids Agent Gaëtan Voisard bestätigt den Wechsel. Allain Roy, sein Geschäftspartner in Nordamerika, sei daran, die letzten Details auszuhandeln. «Ein Zweijahresvertrag macht Sinn» sagt Voisard.
«Ein Torhüter braucht eine Saison, um sich an die ganz besonderen Verhältnisse zu gewöhnen und in der zweiten Saison wird dann erwartet, dass er sein Potenzial ausschöpft. Nach zwei Jahren folgt die Standortbestimmung.» Entweder sei Akira Schmid dann schon reif für einen Profivertrag mit den New Jersey Devils oder er könnte ein drittes Jahr bei den Junioren spielen. «Aber es ist auch denkbar, dass er für seine Weiterentwicklung in die Schweiz zurückkehrt.»
Akira Schmid hat in Langnau einen Ausbildungsvertrag bis 2020. Er kann also in den nächsten zwei Jahren ohne das Einverständnis der Langnauer bei keinem anderen Schweizer Klub spielen. Für Langnau wird er in zwei Jahren bereit seine Nummer zu gross sein. Die Torhütertitanen der Liga werden im fortgeschrittenen Alter sein: Leonardo Genoni 32 Jahre alt, Reto Berra 33, Tobias Stephan 36, Jonas Hiller 40.
Selten waren die Aussichten für einen guten Torhüter in der NLA so gut. Wenn Akira Schmid nicht gut genug sein sollte für die NHL, so dürfte er doch gut genug sein für die NLA. Bleibt er gesund und entwickelt sich wie erwartet, wird er in sechs Jahren entweder in der NHL oder für mindestens 800'000 Franken Salär in Bern, Lugano oder Zug im Tor stehen.