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Eishockey-Nati mit miserabler Leistung am Slovakia Cup gegen Weissrussland

Zu selten konnten die Schweizer ihre Gegner gestern richtig fordern.
Zu selten konnten die Schweizer ihre Gegner gestern richtig fordern.
Bild: CTK
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Trotz miserabler Leistung gegen Weissrussland: Kein Alarm für die Schweizer Nati

Ein Tag, an dem so ziemlich alles schiefgeht, was schiefgehen kann. Die Schweizer sind gegen Weissrussland chancenlos und verlieren 1:3 (0:0, 0:1, 1:2). Alarm? Nein. Noch nicht.
13.02.2016, 10:4613.02.2016, 15:17
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Die Schweiz spielt … miserabel. Ja, so denkt ein neutraler Beobachter auf der Tribüne. Weissrussland ist eigentlich ein Gegner, der uns liegt. Die «kleinen Russen» lieben Lauf- und Tempohockey – wie wir. Wir haben zwar gegen diesen Gegner in der Vergangenheit einige bittere Niederlagen erlitten. Aber seit über zehn Jahren spielten wir gegen Weissrussland immer auf Augenhöhe.

Diesmal sind wir gegen die Nummer 9 der Weltrangliste allerdings chancenlos (wir sind Nummer 7). So schlimm war es seit Jahren nicht mehr. Im 20. Spiel gegen diesen Gegner seit dem Jahr 2002 haben wir erstmals mit mehr als einem Tor Differenz verloren.

Kein Vorbeikommen für Enzo Corvi: Die Schweizer bekunden gegen die Weissrussen grösste Mühe.
Kein Vorbeikommen für Enzo Corvi: Die Schweizer bekunden gegen die Weissrussen grösste Mühe.
Bild: CTK

Die Schweizer kommen gegen die schnellen, robusten und bissigen Weissrussen erst nach dem 0:2 im Schlussdrittel ins Spiel. Aber da ist es längst zu spät. Der jungen, unerfahrenen Mannschaft fehlen die Routiniers, die das Spiel beruhigen, ordnen und lenken können. Und so kommt viel Hektik auf. Timo Helbling (34), erstmals in seiner Karriere Captain eines Teams, wäre eigentlich ein Routinier. Aber er ist ein Mann der rauen Tat. Kein Spielmacher und Beruhiger. Mit «Dreinfahren» und «Rumpeln» ist nichts zu machen. Er kann der Mannschaft nicht helfen.

Keine taktische Ordnung

Verstärkt wird die Hektik durch Torhüter Robert Mayer. Er ist der aktivste Goalie der Liga. Er spielt mit, kommt weit aus dem Tor heraus und holt Scheiben, die normalerweise die Verteidiger zu übernehmen haben. An diesen Stil sind nur Servettes Abwehrspieler gewohnt. Jetzt sind seine Vorderleute eher verwirrt. Unsicherheit und Unruhe in der eigenen Zone erschweren die Angriffsauslösung. In allen drei Zonen laufen die Schweizer wild durcheinander und meist dem Puck hinterher. Die Präzision fehlt und bis ins letzte Drittel hinein gibt es kaum Torchancen.

Torhüter Robert Mayer trägt seinen Teil zum hektischen Spiel bei.
Torhüter Robert Mayer trägt seinen Teil zum hektischen Spiel bei.
Bild: CTK

«An dieses Tempo muss man sich zuerst gewöhnen» wird Neuling Yannick-Lennard Albrecht (21) hinterher sagen. «Wir waren so viel mit Defensivaufgaben beschäftigt, dass wir fast nicht dazu kamen, offensiv etwas zu bewirken.» Langnaus Center kann zwar seine Defensivaufgaben erfüllen. In der Offensiv setzt er aber keine Akzente.

Nationaltrainer Patrick Fischer wird sagen, das Tempo sei eben höher als in der Liga und die international wenig erfahrenen Spieler hätten damit Mühe gehabt.

Die stärkste offensive Wirkung erzielt Neuling Enzo Corvi (23). Er bucht in seinem ersten Länderspiel mit einem wuchtigen Direktschuss im Powerplay (so wie er es in Davos übt) gleich sein erstes Tor und ist trotzdem leicht zerknirscht. «Das Tor freut mich, aber wir haben verloren.»

Trotz Torpremiere: Enzo Corvi nervt sich über die Niederlage.
Trotz Torpremiere: Enzo Corvi nervt sich über die Niederlage.
Bild: freshfocus

Verloren. Sang und klanglos. Der neutrale Beobachter hat also allen Grund zur Sorge um dieses Team. Aber die spielerischen und taktischen Mängel sind nur die eine Seite. Es gibt auch eine andere, durchaus hoffnungsvolle Betrachtungsweise.

«Gut» für «Fleiss und Wille»

In der guten alten Zeit des bernischen Primarschulwesens gab es nicht nur Noten. Im Zeugnis wurden auch die Punkte «Fleiss und Wille», «Ordnungsliebe» und «Betragen» (Arbeitseinstellung) mit den drei vorgegebenen Wertungen «gut», «ziemlich gut» und «ungenügend» beurteilt. Wer begabt war, aber faul, wurde entlarvt. Mit diesem guten alten Bewertungssystem können wir die positiven Seiten dieses Spiels gegen Weissrussland aufzeigen. Also noch kein Alarm.

Die Höchstnote 6 verdiente keiner. Gute Noten höchstens vier oder fünf (Mayer, Corvi, Bertaggia, Rathgeb, Scherwey). Und doch gibt es mildernde Umstände: Jeder strengte sich an, so gut er es vermochte. Alle bekommen deshalb ein «gut» für «Fleiss und Wille» und für «Betragen». Und nur ein «ungenügend» für «Ordnungsliebe». Gemeint ist mit «Ordnungsliebe» die taktische Ordnung. Die fand die Mannschaft erst ansatzweise in der Schlussphase, als Patrick Fischer, um mehr Offensivwirkung zu erzielen, auf drei Linien umgestellt hatte. (Lammer, Albrecht und Mottet blieben auf der Bank).

Patrick Fischer fordert heute eine Reaktion seiner Mannen.
Patrick Fischer fordert heute eine Reaktion seiner Mannen.
Bild: KEYSTONE

Es war gestern einfach einer dieser Tage, an denen nichts klappt und man besser zu Hause bleiben sollte. Es hat schon lange vor dem Spiel begonnen. Assistent Felix Hollenstein, der schon seit Anfang Woche kränkelte, musste definitiv absagen und auf den Flug nach Wien und die zweistündige Autofahrt nach Zilina ins Herzen der Slowakei verzichten. Er liegt mit einer Virusinfektion und 40 Grad Fieber im Spital Bülach. Patrick Fischer coachte das Team mit Reto von Arx. Er sagte zwar, diese Absenz habe keinen Einfluss aufs Spiel gehabt. Aber die Begebenheit passt zum unglücklichen Tag.

Jeder, der nach dem missglückten Spiel befragt wird, auch Patrick Fischer, betont, dass man nun gegen die Slowaken (heute, 17.00 Uhr, mit Sandro Zurkirchen im Tor) reagieren werde. Reagieren wolle. Reagieren müsse. Reagieren könne. Nun, zumindest am Fleiss, am Willen und am Betragen wird es nicht fehlen. Darf es nicht fehlen. Sonst heisst es: Alarm!

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