Zugs Präsident Dr. Hans-Peter Strebel gehört zu den reichsten Schweizern. Wir dürfen also davon ausgehen, dass der EV Zug keine finanziellen Sorgen hat. Natürlich wird betont, der Vorsitzende schiesse kein Geld in die Transferkasse ein. Man müsse alle Transfers aus den Einnahmen des Hockeygeschäfts finanzieren. Natürlich auch den Fünfjahresvertrag von Leonardo Genoni und den Vierjahresvertrag von Grégory Hofmann (den Sportchef Reto Kläy Luganos Milliardärin Vicky Mantegazza ausgespannt hat). Se non è vero è ben trovato.
Item, es spielt keine Rolle, wie Zug seine Transfers finanziert. Etwas ganz anderes ist entscheidend: Zugs kluger Präsident, ein freundlicher, bescheidener Gentleman, investiert in nachhaltige Einrichtungen und achtet darauf, dass alle wichtigen Positionen im EVZ (Geschäftsführung, Sportchef) mit fähigen Leuten besetzt werden. Wohlwissend, dass letztlich nicht Strukturen, sondern Menschen Excellency schaffen.
Die Akademie, die in Zug aufgebaut wird (inkl. dem Farmteam EVZ Academy) gibt diesem Hockeyunternehmen ein sehr solides sportliches Fundament. Es ist bereits mittelfristig möglich, die Hinterbänkler, die einem Team erst die meisterliche Tiefe geben, aus der eigenen Nachwuchsorganisation zu rekrutieren. Das Geld kann gezielt in Spitzentransfers investiert werden.
Die Zuger haben zudem einen nach wie vor unterschätzten Standortvorteil: Die Lebensqualität in dieser Stadt ist hoch, es gibt kein Verkehrschaos, Zürich ist nah und die Steuern sind tief. 2020 wird das Ausbildungszentrum «OYM» fertiggestellt sein. Besitzer: Zugs Präsident. Zug wird dann das einzige Hockey-Unternehmen im Land sein, das über drei Eishallen verfügt, eine davon wird während des ganzen Jahres in Betrieb sein und eine kann jeweils bei Bedarf auf NHL-Masse umgebaut werden. Hier soll sich unsere Nationalmannschaft auf die WM 2020 im eigenen Land vorbereiten und «OYM» dürfte zur permanenten «Homebase» unserer Nationalteams werden. Diese Nähe zu den Granden unseres Hockeys ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil.
Hausintern ist es zudem möglich, den Spielern die Ausbildung für eine Berufslehre oder für den akademischen Weg (Matura) anzubieten. Der EV Zug wird der attraktivste Ausbildungsplatz für Talente und der attraktivste Arbeitgeber für Spitzenspieler im helvetischen Hockeymarkt. Was die besonderen helvetischen Gesetze und die Diskretion für den Rohstoffhandel, das ist also die exzellente Infrastruktur im Hockeybusiness.
Zugs Aufstieg zur Hockeymacht mahnt durchaus ein wenig an die wirtschaftliche Entwicklung des kleinen Kantons mit weniger als 100'000 Einwohnern.
Zug ist einst heimlich, still und leise zu einem Weltzentrum des Rohstoffhandels geworden. Mehr als 250 im Kanton ansässige Firmen verdienen ihr Geld im Rohstoffhandel. Inzwischen wird nirgendwo auf der Erde mehr Kaffee umgesetzt. Auch beim Erdöl rangiert Zug nicht weit hinter den globalen Handelsplätzen London, New York und Tokio. Im Metall- und Kohlegeschäft gehört Zug ebenfalls zur Weltspitze. Eine deutsche Wochenzeitung («Die ZEIT») hat einmal für eine Reportage über Zug den Titel «Wo die wilden Händler schaffen» kreiert.
Folgerichtig verdankt der EV Zug verdankt seinen ersten Titel von 1998 dem Geld aus dem Rohstoffhandel. Der damalige Präsident Fredy Egli lernte sein Handwerk bei Marc Rich, ehe er ein eigenes Unternehmen gründete. Der bodenständige, charismatische und durchsetzungsstarke Vorsitzende alimentierte den Klub zusammen mit seinen Freunden («Fredys Friends» waren legendär) und präsidierte später auch erfolgreich den Verband. Er gilt als einer der ganz grossen Präsidenten unseres Klubhockeys. Zugs aktueller Präsident verdient sein Geld hingegen nicht im Rohstoffhandel. Er verdankt seinen Reichtum der Entwicklung eines Medikamentes.
Nach den Transfers von Leonardo Genoni und Grégory Hofmann dürfen wir nun Zug durchaus als Ort bezeichnen, «wo die wilden Spielerhändler schaffen».
Gerade der Transfer von Grégory Hofmann – er war mit Abstand der begehrteste Mann auf dem aktuellen Spielerbazar – dokumentiert spektakulär Zugs sportlichen Ehrgeiz. Der Nationalstürmer und WM-Silberheld wechselt auf nächste Saison für vier Jahre ohne «Wenn & Aber» nach Zug. Sportchef Reto Kläy bestätigt, dass der Vertrag keine Ausstiegsklausel für die NHL enthält. Und überdies sei Grégory Hofmann nicht die Nummer 1 in der Salärhierarchie der Schweizer Spieler. Se non è vero è ben trovato. Kommt nun auch noch Enzo Corvi vom HC Davos? Reto Kläy mag das zwar nicht ausschliessen, sagt aber: «Wahrscheinlich nicht.»
Diese Kombination aus klugen Investitionen in eine nachhaltige Entwicklung und sportlichem Ehrgeiz macht aus dem EVZ bereits mittelfristig die Nummer 1 im helvetischen Hockeybusiness. Eine Garantie für Meistertitel ist diese Kombination zwar nicht. Aber es ist eine Kombination, die es den Zugern ermöglicht, jedes Jahr um den Titel zu spielen. Nun liegt es an Sportchef Reto Kläy, ein Meister-Puzzle zusammenzufügen.
Die Frage ist also nicht, ob der EVZ nach 1998 einen zweiten Titel gewinnen wird. Die Frage ist nur, wann – und wie viele.