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Das Schweizer Hockey fordert drastische Sanktionen gegen Russland

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Das Schweizer Hockey fordert drastische Sanktionen gegen Russland

27.02.2022, 19:4528.02.2022, 12:25
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Der Schweizerische Eishockey-Verband unternimmt ohne Rücksprache mit der Liga einen politischen Vorstoss auf internationaler Ebene. Zusammen mit anderen Landesverbänden werden drastische Massnahmen gegen Russland und Belarus gefordert.

Eigentlich mischt sich unter Eishockey-Verband nicht in die Politik ein. In seiner ganzen Geschichte (seit 1908) hat er sich politisch neutral verhalten. Er verschreibt sich in seinen Statuten unter Artikel 2, Absatz 6 sogar politische Enthaltsamkeit:

  • Die SIHF ist politisch unabhängig und konfessionell neutral.

Nun ist es mit dieser politischen Unabhängigkeit vorbei. Folgende offizielle Mitteilung ist heute verbreitet worden:

Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine hat Swiss Ice Hockey zusammen mit weiteren Mitgliederverbänden bei der IIHF unmittelbare und weitreichende Konsequenzen für Russland und Belarus gefordert.
Am 24. Februar hat die russische Regierung mit dem Angriff auf die Ukraine einen Krieg begonnen. Der Angriff steht im kompletten Widerspruch zu den Werten der olympischen Bewegung, welche sich dem Frieden, der Verständigung und der Solidarität zwischen den Ländern und Völkern verpflichtet. Russland bricht mit seinem Handeln den olympischen Frieden, der am 2. Dezember 2021 als Resolution von der UNO-Generalversammlung durch 173 Mitgliedsländer beschlossen wurde.
Swiss Ice Hockey verurteilt das Vorgehen Russlands aufs Schärfste. Die Gedanken von Swiss Ice Hockey sind in dieser schwierigen Situation bei der ukrainischen Eishockey-Familie und allen Menschen in der Ukraine. Gemeinsam mit weiteren Mitgliederverbänden hat Swiss Ice Hockey beim internationalen Eishockeyverband IIHF einen Antrag eingereicht, in welchem unmittelbare und weitreichende Konsequenzen und Sanktionen gegen Russland und Belarus – das die russische Regierung in ihrem Vorgehen unterstützt – gefordert werden. Der Antrag zuhanden des IIHF Council fordert unter anderem den sofortigen Ausschluss des russischen und des belarussischen Eishockeyverbands als Mitglieder der IIHF sowie den Entzug der U20-Weltmeisterschaft im Dezember 2022 in Nowosibirsk und der A-Weltmeisterschaft im Mai 2023 in St.Petersburg. Weiter fordern die unterzeichnenden Mitgliedsverbände den sofortigen Ausschluss sämtlicher Funktionäre mit russischer oder belarussischer Staatsangehörigkeit aus allen offiziellen Ämtern und Komitees der IIHF und die sofortige Beendigung der Zusammenarbeit mit der Continental Hockey League KHL.
Swiss Ice Hockey hat ausserdem entschieden, dass die Herren A-Nationalmannschaft im Rahmen der WM-Vorbereitung im kommenden Frühling – entgegen der ursprünglichen Planung – nicht nach Russland reisen und kein Testspiel gegen Russland absolvieren wird.

Hier geht es nicht um die Debatte, ob solche Massnahmen angesichts der schrecklichen Tragödie in der Ukraine angebracht sind oder nicht. Hier geht es darum, aufzuzeigen, ob solche Sanktionen überhaupt umsetzbar sind.

Ein sofortiger Ausschluss von Landesverbänden oder Funktionären und eine sofortige Wegnahme von Titelkämpfen ist selbst in dieser ausserordentlichen weltpolitischen Lage in der Sportwelt nicht machbar. Dazu braucht es einen Kongress-Beschluss mit den Vertretern alle IIHF-Mitgliederländern. Es sei denn, man setze alle Statuen und alle Rechtsgrundlagen ausser Kraft.

Russland ist ein politischer, wirtschaftlicher und sportlicher Titan des Welteishockeys. Die wichtigste Hockey-Nation ausserhalb Nordamerikas. Ein vollständiger Ausschluss Russlands aus allen Gremien, eine Beendigung der Zusammenarbeit mit der KHL und die mit dem Entzug von WM-Turnieren einhergehende Aufkündigung rechtsgültiger Verträge erschüttert den Internationalen Verband in den politischen und wirtschaftlichen Grundfesten. Kommt dazu: Mit der NHL und der KHL sind dann bei einer Umsetzung der geforderten Massnahmen die beiden wichtigsten Ligen der Welt nicht mehr im Boot. Die NHL ist nicht IIHF-Mitglied.

Das Vorgehen des Verbandes sorgt bei der Liga für Unmut. Nicht im Kern der Sache, aber im Vorprellen ohne Rücksprache mit den wichtigen Präsidenten. Russland war bis heute ein wichtiger Partner unseres Eishockeys.

Wenigstens betrifft die ganze Sache den Spengler Cup nicht: Für das diesjährige Turnier sind so oder so keine KHL-Teams eingeladen.

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37 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Rüedu 22
27.02.2022 19:58registriert Januar 2022
Richtig so, von allem Ausschließen , Putin und seine Kriegsverbrecherkollegen sollen keine Bühne mehr erhalten….. wie Polen, Schweden und die Tschechei im Fußball nicht gegen Russland antreten wollen, sollen alle Nationen auch im Eishockey, dieses Land isolieren.
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Rethinking
27.02.2022 20:45registriert Oktober 2018
Endlich mal „jemand“ der Haltung zeigt…

Danke Schweizerischer Eishockey-Verband!
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Thurgauo
27.02.2022 20:05registriert November 2017
Naja, die Klubs sind abgespalten und "nur" noch private AGs, der Verband ist der Verband. Da habe ich ein gewisses Verständnis für den Verband.
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