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Die Geschichte wird Klotens gescheiterten Präsidenten Jürg Bircher hockeytechnisch milde beurteilen. Während seiner Amtszeit war Kloten ein Spitzen- und Finalteam. Heute zittern die Klotener um die Playoffs und der der Jahresverlust ist gut und gerne doppelt so hoch wie zu Birchers Zeiten. Aber niemanden kümmert es. Der Untergang der Hockey-Welt ist in Kloten schon so oft verkündet worden, dass eine Krise höchstens noch ein «na und?» provoziert. Und ohnehin ist klar, dass eine Krise keine Konsequenzen hat. Weil jetzt amerikanisch geschäftet wird.
Niemand hat in der NLA so wenig Zuschauer wie die Kloten Flyers. Die Besucherzahlen sind pro Spiel von 5262 im Vorjahr auf aktuell 4480 gesunken. 2010/11 eilten pro Partie 6042 Fans herbei um die Flyers zu bewundern.
Für diese Saison wurden 1100 Saisonkarten weniger verkauft als im Vorjahr. «Das reisst uns ein Loch von einer Million in die Kasse» sagt Matthias Berner, seit zweieinhalb Jahren Geschäftsführer (CEO). Die Preispolitik – Saisonkarten ohne Playoffs – werde man trotzdem beibehalten. «Wir sind überzeugt, dass dies langfristig das richtige Modell ist». Es ist vor allem das in Nordamerika übliche Modell und die nordamerikanischen Besitzer haben sich gegenüber allen Bedenken ihrer einheimischen Berater durchgesetzt.
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Letzte Saison verloren die Kloten Flyers acht Millionen Franken – und jetzt rechnet der Geschäftsführer erneut mit einem ähnlichen Minus. «Es werden wohl erneut sieben bis acht Millionen sein.» Aber es gibt deswegen keine Polemik. Sportchef und Trainer Sean Simpson, abgesichert mit Vertrag bis 2018, steht nicht in der Kritik. Matthias Berner auch nicht.
Sean Simpson profitiert davon, dass die Klubbesitzer in Nordamerika zu Hause sind. Für den Ölmilliardär William «Bill» Gallacher ist die bei uns übliche Polemik in Zeiten der Krise fremd. Nach dem Motto: Die Hunde bellen, die «Schulden-Karawane» zieht weiter. Die Wahrheit über die Kloten Flyers erfährt er nicht aus den Medien. Sondern in der Regel telefonisch von seinem Landsmann Sean Simpson. Das Wort des Sportchefs und Trainers ist für den Besitzer und seine Berater Gospel.
In Nordamerika gehört langfristige Planung unter Inkaufnahme von Verlusten sowieso zum Sport-Business. Matthias Berner sagt es so: «Der Verlust ist schmerzlich. Aber unsere Besitzer kennen die Zahlen aus der Vergangenheit und haben damit gerechnet.»
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Drei bis vier bis sechs Jahre werden solche Verluste jetzt erst einmal hingenommen. Wichtig ist bei der Arbeit unter nordamerikanischer Besatzung, dass Budgets minutiös erstellt werden, jeder Franken ausgewiesen wird und für alles eine Erklärung und ein Beleg parat ist. Dann werden zwischendurch auch Budget-Überschreitungen grosszügig bewilligt – wenn es etwa darum geht, einen Prestige-Transfer zu finanzieren. Und wichtig ist eine langfristige Planung mit vielen Zahlen und Tabellen und Diagrammen plus der optimistischen Aussichten auf Besserung.
Ob dann wirklich eine Besserung eintritt, ist im Moment ja noch nicht so wichtig. Wichtig ist nur, dass sie auf dem Papier in Aussicht gestellt wird. Für die Einheimischen mag ein Verlust von sieben oder acht Millionen Franken bei einem Gesamtbudget von rund 15 Millionen eine ungeheuerliche Summe sein. Für Bill Gallacher eine Kleinigkeit. Er ist noch ein paar Nummern grösser als sein Vorgänger Philippe Gaydoul.
Auch sportlich sind die Kloten Flyers nicht markant besser als vor einem Jahr. Nach 29 Runden standen die Flyers letzte Saison mit 36 Punkten (68:97 Tore) auf Rang 8. Jetzt ist es Platz 9 mit 38 Punkten (85:90 Tore). Matthias Berner sagt, dass es in erster Linie darum gehe, die Playoffs zu erreichen. Und wenn es nicht gelingt? «Dann hätten wir in vier Jahren dreimal die Playoffs nicht erreicht. Das darf nicht passieren.» Und was passiert, wenn es doch passiert? «Nichts. Sean Simpson steht nicht zur Diskussion. Wir müssen so oder so in die Mannschaft investieren um konkurrenzfähig zu bleiben.»
Damit zeichnet sich ab: Die bereits jetzt zu teure Mannschaft wird noch teurer werden. Zum Glück ist das kein Problem. Und schon auch ein Glück, dass die Kloten Flyers ihre mit Abstand besten, ja begeisternden Saisonpartien (Derby-Sieg über die ZSC Lions im Hallenstadion, anschliessend Sieg daheim gegen Davos) im Herbst just zu dem Zeitpunkt spielten, als Bill Gallacher zu Besuch war.
In der Organisation gibt es auf nächste Saison Wechsel: Teammanager Pascal Müller verlässt im Frühjahr das Unternehmen. Matthias Berner sagt, den Nachfolger werden Sean Simpson suchen. «Dieser Job steht ja an der Schnittstelle zwischen Management und Mannschaft. Dafür kommt wohl nur ein ehemaliger Spieler in Frage.» Oder besser: ein Kunde von Spieleragent Daniel Giger. Er ist ein Freund von Sean Simpson. «Nein» wiederspricht der Geschäftsführer. «Der bestmögliche Kandidat wird den Job bekommen».
Zurzeit arbeiten die Flyers intensiv am Aufbau einer Nachwuchs-AG, in die auch die Elite-Junioren integriert werden sollen. Der EHC Winterthur ist dabei als wichtigster Partner vorgesehen. Bereits am 1. Mai 2016 soll der Start erfolgen.
Die Nachwuchsarbeit ist ein zentrales Anliegen der nordamerikanischen Besitzer. Sie gehen davon aus, dass Juniorenhockey ein ähnlich gutes Geschäft sein wird wie daheim in Kanada und den USA. Dort sind Juniorenorganisationen Gelddruckmaschinen: Volle Stadien und Spieler, die nicht bezahlt werden dürfen. So läuft es bei uns natürlich nicht und so wird es bei uns auch nie sein. Aber das muss man ja Bill Gallacher und seinen Freunden nicht unter die Nase reiben.
Bei diesem neu zu gründenden Nachwuchs-Unternehmen wird es einige Jobs für ehemalige Spieler geben. Auch das ist das nordamerikanische Modell: wer sich für den Klub verdient gemacht hat, für den wird gesorgt. Sollten beispielsweise Michael Liniger (36), Tommi Santala (36) oder Torhüter Martin Gerber (41) keine neuen Verträge erhalten, so können sie nahtlos bei den Kloten Flyers ins Berufsleben hinüberwechseln.. «Michael Liniger sehen wir in unserer Nachwuchsabteilung in einer wichtigen Rolle» sagt Matthias Berner. «Er ist nicht nur ein sehr guter Spieler, er ist auch Lehrer.»
Dann dürfen dann die traurigen (überbezahlten) Kloten-Spieler, zusammen mit den Fans wieder gemeinsam Lieder singen und rumweinen, der Club möge doch erneut vom Steuerzahler gerettet werden...
Wetten?
Und wir warten im Quartier vergebens seit Jahren auf einen Fussgängerstreifen. Von der Stadt Kloten abgeleht, weil zu teuer...
Aha..
Könnte der Ausweg nicht sein, dass die Flyers "unser" Vertreter in der KHL werden?
Anstatt in der NLA chancenlos vor 4000 Nasen hinzudümpeln gäbe dies Abenteuer, Herausforderung und ein grosser Gewinn für unser Hockey.
Ausserdem kämen ein paar ganz grosse Teams zu Besuch...
Mit dem Budget von 15 Mio sollte eine KHL-Saison schon machbar sein, Zagreb hat bedeutend weniger