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Der 7. Mann wird die Kellermeisterschaft entscheiden – Kloten gerettet?

Die Spieler von Kloten jubeln mit dem Pokal nach ihrem Sieg im fuenften Eishockey Playoff-Finalspiel der Swiss League zwischen den EHC Kloten und dem EHC Olten am Mittwoch 20. April 2022, in der stimo ...
Kloten feiert die Rückkehr in die National League.Bild: keystone
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Der 7. Mann wird die Kellermeisterschaft entscheiden – Kloten bereits gerettet?

Die Saison hat noch nicht begonnen und schon fliegen die Klubs zusätzliche Ausländer ein. Aber wer Kellermeister werden will, braucht den 7. Mann.
03.08.2022, 18:3704.08.2022, 10:07
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Noch vor dem ersten Spiel sieben Ausländer – klug oder unvernünftig? Nun, die vermeintlich Grossen können es sich leisten, die Saison mit sechs Ausländern zu beginnen und erst im Laufe der Meisterschaft gezielt erkannte Schwächen mit zusätzlichem ausländischem Personal zu beheben oder zur Absicherung für die Playoffs zusätzliches einzustellen.

Vermeintlich gross heisst: Genug gute Schweizer Spieler, um das Team zu tragen und die Ausländer zu entlasten. Nicht alle Ausländer als Leader und Schlüsselspieler (weil diese Rolle auch Schweizer übernehmen), und die Ausländer oft mehr in der Rolle eines Ergänzungsspielers. Für vier Teams gilt das definitiv nicht: Ajoie, Langnau, Kloten und Ambri.

Ajoie, Langnau und Kloten haben höchstens die Schweizer Spieler für ein ordentliches Swiss-League-Team. Sie sind zu Wasser, zu Land und in der Luft, offensiv und defensiv, in allen drei Zonen, in jedem Box- und Powerplay und überhaupt alle Tage auf das ausländische Personal angewiesen.

Wie stehen die Chancen für Kloten, Ajoie und Langnau?

Für Kloten, Ajoie und Langnau geht es in erster Linie darum, Kellermeister zu werden. Also Rang 12 zu erreichen und den Playouts (für die Ränge 13 und 14) zu entrinnen.

Tigers Topscorer Harry Pesonen, waehrend dem Qualifikations-Spiel der National League, zwischen den SCL Tigers und dem HC Davos, am Samstag 12. Maerz 2022, im Ilfisstadion in Langnau. (KEYSTONE/Marcel ...
Auf SCL-Tigers-Topskorer Harry Pesonen ruhen auch in der kommenden Saison die Hoffnungen der Tigers.Bild: keystone

Die ZSC Lions oder Zug können es sich in der Qualifikation leisten, einzelne Partien mit lediglich vier oder fünf Ausländern zu bestreiten. Langnau, Ajoie und Kloten nicht. Weil bei diesen drei Teams die Ausländer eine so zentrale Rolle spielen, dass sich die Siegeschancen pro fehlendem Ausländer in jeder Partie um mindestens 16,66 Prozent verringern.

Für die Grossen spielt ein Punktverlust im September oder Oktober noch keine staatstragende Rolle. Die Kellermeisterschaft aber beginnt für Ajoie, Langnau und Kloten mit unerbittlichem Ernst schon mit der ersten Qualifikations-Partie. Jeder Punkt ein Drama und wer im September taumelt, kann bis zum Saisonende nicht mehr aufstehen. Muss mit einem Ausländer weniger gespielt werden (merke: 16,66 Prozent weniger Siegeschance!), kann das bereits die Niederlage herbeiführen.

Das Risiko mit den ausländischen Spielern

Die Gefahr, dass ausländische Spieler durch Blessuren ausfallen, erst recht bei den Teams der Kellermeisterschaft, die ihre Ausländer Abend für Abend über Gebühr belasten müssen, ist gross. Also macht es Sinn, von Anfang an sieben Ausländer zu verpflichten. Dann wird es möglich, Runde für Runde mit sechs zu spielen. Kommt dazu: Der Ersatzmann ist dann, wenn er gebraucht wird, bereits im Team integriert, kennt den taktischen Katechismus auswendig und reiht sich nahtlos ein.

Klotens umtriebiger Präsident Mike Schälchli hat soeben mit dem amerikanischen Verteidiger Jordan Schmaltz den 7. Ausländer begrüsst. Nun stehen dem Aufsteiger auf allen Positionen (Torhüter, Verteidiger, Stürmer) Ausländer zur Verfügung – plus ein variabler Ersatzmann.

IMAGO / Icon Sportswire

ST. LOUIS, MO - OCTOBER 25: St. Louis Blues defenseman Jordan Schmaltz (43) during a NHL Eishockey Herren USA game between the Columbus Blue Jackets and the St. Louis Blues on ...
Jordan Schmaltz hier im Einsatz für die St. Louis Blues in der NHL.Bild: IMAGO

Gut möglich, dass wir im Frühjahr im Rückblick erkennen werden: Klotens 7. Mann aus dem Ausland hat die Kellermeisterschaft im Inland entschieden. Ja, vielleicht ermöglicht der 7. Mann Kloten gar, ein wenig um die Pre-Playoffs zu spielen.

Klar, es ist auch möglich, den 7. Ausländer erst einzufliegen, wenn es die Not erfordert. Das ist auf den ersten Blick vernünftig und lässt sich den Fans durchaus verkaufen.

Aber auf den zweiten Blick zeigt sich: Es ist für ein Kellermeisterschafts-Team unvernünftig, ja eigentlich unverantwortlich. Kurzfristig rekrutierte Notausländer sind erstens bis in den Dezember hinein in der Regel teurer als ein in aller Ruhe und sorgfältig vor der Saison rekrutierter 7. Mann. Zweitens entsprechen die ausländischen Ersatzmänner oft nicht den Erwartungen. Es gibt nämlich eine Erkenntnis, die vielen Sportchefs nach wie vor nicht ganz klar ist: Es gibt immer Gründe, warum ein ausländischer Spieler während der laufenden Saison zu haben ist. Diese Gründe sind in der Regel nicht tolle Leistungen und Pflegeleichtigkeit beim bisherigen Arbeitgeber.

Wo landet Ambri?

Und was ist mit Ambri? Ambri steht im Niemandsland zwischen Playoffs und Kellermeisterschaft. Die Schweizer Spieler sind klar besser als bei Ajoie, Kloten und Langnau, aber nicht so gut wie bei den Titanen. Wenn nun in jedem Spiel sechs Ausländer eingesetzt werden können, dann hat Ambri gute Chancen, mindestens die Pre-Playoffs zu erreichen. Also lohnt sich die Investition in einen 7. Ausländer. Im Rückblick werden wir vielleicht erkennen: Der 7. Mann hat Ambri die Pre-Playoffs beschert.

Fans und Spieler bei der Mannschaftspraesentation des HC Ambri-Piotta fuer die neue Saison 2022/23, am Sonntag, 31. Juli 2022, in Ambri. (KEYSTONE/Ti-Press/Samuel Golay)
Fans und Spieler bei der Mannschaftspräsentation des HC Ambri-Piotta.Bild: keystone

P.S. Starten Langnau und Ajoie die Saison mit 6 Ausländern, dann lautet das Klassement der Kellermeisterschaft:

12. Kloten
13. Langnau
14. Ajoie

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quelle: keystone / ennio leanza
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24 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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josoko
03.08.2022 19:34registriert Januar 2021
Die Wettbewerbsfähigkeit der U20 wird schwinden und somit such jene der Nati. Alle Errungenschaften der letzten Jahre werde für eine Hand voll Geld verscherbelt. Schade.
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besserwisser#99
03.08.2022 23:04registriert September 2019
Ein Ausländer weniger = 16,66% weniger Siegeschance? Und die 15 Schweizer zusammen steuern dann 0,0% zur Siegeschance bei? Da muss man sich ja richtig gewertschätzt fühlen.
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Nummy33
03.08.2022 20:11registriert April 2022
Ang und Faille bisher nur NLB Erfahung, also keine Panik für die anderen Teams
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