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EVZ-Chefingenieur Harold Kreis hat im taktischen Maschinenraum noch viel Abstimmungsarbeit zu verrichten. In Langnau gerieten die Zuger 0:3 in Rückstand, ehe sie die Wende zum 4:3 im Schlussdrittel schafften. In Ambri hatte die Mannschaft nach gutem Beginn die Linie, zu oft den Puck und schliesslich unter dramatischen Umständen das Spiel nach dem 22. Penalty verloren. Immerhin war 11 Sekunden vor Schluss der Ausgleich zum 3:3 gelungen. Aber der erste Saisonsieg von Ambri war im Penaltyschiessen nicht mehr zu verhindern.
Gestern fanden die Zuger gegen Biel spät, aber nicht zu spät (34. Minute) ins Spiel und siegten doch noch 3:2. Nominell ist Zug ein Spitzenteam und auch in der Verteidigung mit Rafael Diaz und Timo Helbling exzellent besetzt. Timo Helbling hat gegen Biel den Siegestreffer erzielt, nach der Vorarbeit von Lino Martschini.
Beim Siegestreffer war es die Synthese aus dem, was Zug, wenn alles passt, so stark und zu einem Titelanwärter machen kann: Die technische Eleganz und spielerische Schlauheit eines Lino Martschini und die Wucht und Geradlinigkeit eines Timo Helbling. Es war der kräftige Verteidiger, der ins Netz vollendete, was Lino Martschini vorher herausgetanzt hatte.
Aber defensiv ist Zug, gemessen am Potenzial, ein Lotterteam. Am Torhüter kann es nicht liegen. Gegen Biel hatte Tobias Stephan sogar die bessere Fangquote (92,60 Prozent) als Biels vorzüglicher Jonas Hiller (90,30 Prozent).
Das Problem ist der Hang zu «Septemberhockey». Im September neigen nominelle Spitzenteams zu defensiver Nachlässigkeit und offensivem Larifari. Zug ist dafür ein Schulbeispiel. Konzentrationsfehler nehmen dem Angriffsspiel den Schwung und öffnen einem frechen Gegner Abschlussmöglichkeiten. Das Torverhältnis der drei Spitzenteams zeigt die defensive Verletzlichkeit. Zug 21:18. Lausanne 24:10, ZSC Lions 20:13. Selbst Biel hat weniger Tore (14) als der EVZ kassiert.
Die Zuger sind dem Fegefeuer einer Krise bisher nur deshalb entkommen, weil sie, wenn sie sich zusammenreissen, mit Tempo, Wucht und Leidenschaft ein Spiel doch noch wenden können. Gegen Biel brauchten sie nur 27 Sekunden, um aus dem 0:2 ein 2:2 zu machen. Sie sind dazu verurteilt, ihren defensiven Mängeln davonzulaufen. Ein Zug, das offensiv singt und lacht, checkt und läuft, braust über jeden Gegner hinweg.
Erst in Rückstand, dann doch die Wende. Das geht nicht immer gut. Ist die Wende jeweils gelungen, weil Trainer Harold Kreis in der Kabine tobte (was man sich gar nicht vorstellen kann)? «Nein» sagt Lino Martschini. «Klare Worte genügen. Wir wissen ja, dass wir erfolgreich sind, wenn wir laufen und checken.» Das bestätigt Harold Kreis. «Nein, ich tobe nicht. Direkte Worte genügen. Wir haben immer daran geglaubt, dass wir einen Weg finden werden, um das Spiel zu gewinnen.»
Die Zuger haben den Sieg nicht herausgespielt. Sie haben ihn erarbeitet. Das ist ein Zeichen, dass die Mannschaft intakt ist. Wer fleissig arbeitet, kommt nicht ins Fegefeuer der Krise. Zug hat auch heute Abend im Spitzenkampf in Lausanne eine Chance. Lino Martschini sagt: «Aber dann müssen wir von allem Anfang an bereit sein.» Noch einmal ein Spiel mit dem Feuer wie gegen Langnau, Ambri und Biel können sich die Zuger nicht leisten.