Der finnische Nationalstürmer hat in Kloten schon vor einiger Zeit unterschrieben. Weil aber Buffalo die NHL-Rechte hielt, bangten die Zürcher. Arttu Ruotsalainen hätte noch in die NHL wechseln können. Doch das ist nicht der Fall. Er wechselt definitiv nach Kloten.
Das Saisonziel für die «Hinterbänkler» Ajoie, Langnau und Aufsteiger Kloten kann eigentlich nur der Gewinn der «Kellermeisterschaft» sein. Will heissen: Mindestens Rang 12, um den Playouts (Platz 13 und 14) zu entgehen. Der Verlierer dieser Playouts (best of seven) wird gegen den Meister der Swiss League abstiegsgefährdet sein.
Die Ausgangslage der neuen Meisterschaft mit erstmals sechs Ausländern (vorher vier) hat sich grundlegend verändert. Die Teams, die sich keine teuren helvetischen Transfers leisten konnten (oder wollten) haben nur eine Chance, wenn sie die sechs Ausländerpositionen richtig besetzen und einen Torhüter mit Nationalmannschafts-Format haben.
Bis heute war es einem Aufsteiger oder Teams aus dem Tabellenkeller nicht möglich, einen Nationalgoalie zu löhnen. Aber nun haben wir eine Ausgangslage, die es noch nie gegeben hat. Alle können sich – wenn sie denn wollen – einen Goalie mit der Schuhgrösse von Leonardo Genoni leisten.
Das Zusammentreffen von zwei Ereignissen hat diese spektakuläre Situation möglich gemacht. Erstens die Erhöhung der Anzahl Ausländer von vier auf sechs. Nun wagen es die Sportchefs, eine Ausländerlizenz für ihren hintersten Mann einzulösen. Zweitens der nahezu vollständige Wegfall der russischen KHL für Spieler aus Westeuropa und Nordamerika durch die weltpolitische Lage. Dadurch ist unsere National League nach der nordamerikanischen NHL die wirtschaftlich attraktivste Liga der Welt geworden. Nationaltorhüter sind auf dem Ausländermarkt sozusagen von der Stange zu kaufen.
Und damit kommen wir zur «Kellermeisterschaft». Kloten hat einen ausländischen Torhüter verpflichtet und ist damit als Keller-Titelgewinner praktisch gesetzt. Ajoie hat mit Tim Wolf und Damiano Ciaccio immerhin zwei bewährte NL-Goalies. Langnau hingegen mit Luca Boltshauser nur einen. Damit sind die Plätze 13 und 14 für Ajoie und Langnau reserviert. Mit leichten Vorteilen für die Emmentaler.
Liegt für Neuling Kloten vielleicht sogar mehr drin als nur die «Kellermeisterschaft»? Nach dem Transfer von Arttu Ruotsalainen lautet die Antwort auf diese Frage: Ja. Weil Kloten die sechs Ausländerpositionen am smartesten der «Kellermeister-Kandidaten» besetzt hat. Ruotsalainen ist das letzte, fehlende Teilchen zum Puzzle Überraschungsmannschaft.
Noch einmal kurz die wichtigsten Daten: Der finnische Nationalstürmer kommt aus dem gleichen Klub (Oulu), ist aber mit dem legendären finnischen Verteidiger Reijo «Rexi» Ruotsalainen (mit dem SCB 1989, 1991 und 1992 Meister) nicht verwandt. Aber ein ähnlicher Stilist: klein (174 cm) und teuflisch flink und schlau. Ein Zauberzwerg, der sich zwar in der NHL (35 Spiele/10 Punkte) nicht durchgesetzt, aber letzte Saison in der beinharten Farmteam-AHL die gegnerischen Verteidigungen gerockt hat (67 Spiele, 63 Punkte). 2021 gehörte er zu den Besten im finnischen WM-Finalteam, diese Saison konnte er wegen seines Engagements in Nordamerika bei den Titelturnieren nicht für Finnland stürmen.
Verrückt bei diesem Transfer: Als Favorit galt bei den finnischen Gewährsleuten wochenlang der SC Bern. Doch SCB-Sportchef Andrew Ebbett will einen rechtsschiessenden Stürmer mit mehr Wasserverdrängung. Ruotsalainen ist Linksschütze. Wenn sich da der tüchtige Andrew Ebbet nur nicht geirrt hat.
Klotens sechs Ausländer sind nun also die Stürmer Arttu Ruotsalainen (Fi, 24), Miro Altonen (Fi, 29), Eric Faille (Ka, 32) und Jonathan Ang (Ka, 24) sowie Verteidiger Lucas Ekestahl Jonsson (Sd, 26) und Torhüter Juha Metsola (Fi, 33).
Nun können wir mit gutem Grund einwenden: Halt, die SCL Tigers haben ihre Ausländerpositionen mindestens so gut, wenn nicht gar besser besetzt. Tatsächlich sind die Stürmer Harri Pesonen (Fi, 33), Aleksi Saarela (Fi, 25), Marc Michaelis (De, 25) und Alexandre Grenier (Ka, 30) sowie die Verteidiger Sami Lepistö (37) und Vili Saarijärvi (25) sechs sehr gute ausländische Arbeitnehmer. Ja, wer es gerne polemisch hat, kann auch sagen: Kloten und Langnau haben ihre Ausländerpositionen insgesamt besser besetzt als der SC Bern.
Aber es gibt zwischen Kloten und Langnau eine Differenz, die den Unterschied zu Gunsten des Aufsteigers machen wird: Die Klotener hatten den Mut, eine Ausländerlizenz für einen Goalie einzulösen. Die Langnauer nicht. Kloten hat mit Juha Metslola einen Torhüter mit der Kragenweite von Leonardo Genoni, Langnau vertraut auf einen letzten Mann, der bis heute erst einmal die Verantwortung als Nummer eins mit mehr als 25 Partien pro Saison geschultert hat: Bei Kloten in der Abstiegssaison 2017/18.
Nun, da wir nach der Ankunft von Arttu Ruotsalainen wissen, wie die Ausländer in Kloten und Langnau heissen, wagen wir eine Prognose: Aufsteiger Kloten wird «Kellermeister» und vielleicht gar die Überraschungsmannschaft der Saison.
In Langnau drohen am Ende der Saison die Liga-Qualifikation und der Abstieg.
Wird werden es sehen.