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Ambri am Spengler Cup: Besser als die Schweizer Hockey-Nati

Ambri`s players celebrate with the fans after winning the game between Switzerland's HC Ambri-Piotta, and Swedens Oerebro HK, at the 94th Spengler Cup ice hockey tournament in Davos, Switzerland, ...
Ambri und seine Fans begeistern am Spengler Cup.Bild: keystone
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Ambri – ein Drittel für die Ewigkeit und besser als unser Nationalteam

Wir können es ganz ohne jede Polemik auf den Punkt bringen: Ambri ist für einmal besser als unsere Nationalmannschaft. Besser als unsere WM-Silberhelden von 2013.
26.12.2022, 20:4727.12.2022, 15:39
klaus zaugg, davos
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Hockey-Romantik pur: Ambri besiegt zum Auftakt des Spengler Cups das schwedische Spitzenteam Örebro (4. in der laufenden Meisterschaft) klar und deutlich 5:2.

Mehr noch: Zum besten Spieler der Schweden wird Jhonas Enroth (34) gewählt. Nur Nostalgiker erinnern sich bei uns noch an seinen Namen: Er steht 2013 im WM-Final vor unserem Glück. Schweden gewinnt 5:1. Selbst Titanen wie Roman Josi, Nino Niederreiter, Martin Plüss oder Denis Hollenstein vermögen den schwedischen Hexer nur ein einziges Mal zu überwinden.

Ambri's Brandon McMillan scores against Oerebro's goalkeeper Jhonas Enroth during the game between Switzerland's HC Ambri-Piotta, and Swedens Oerebro HK, at the 94th Spengler Cup ice ho ...
Liess einst die Schweizer Nati im WM-Final verzweifeln: Goalie Jhonas Enroth.Bild: keystone

Das ist nun gut neun Jahre her. Aus dem hochkarätigen Jungstar, der nach einer Tour du Monde durch Nordamerika (NHL, AHL) und Russland (KHL) im Sommer 2020 definitiv zu Örebro gewechselt hat, ist nun ein Routinier geworden. Seine Fanghand, seine Reflexe gelten nach wie vor als die vielleicht schnellsten im schwedischen Hockey.

Aber nun hat auch er sein Waterloo erlebt: vier Gegentore gegen Ambri. Nur beim fünften ist er gänzlich machtlos: Es fällt ins leere Tor, als er durch einen sechsten Feldspieler ersetzt worden ist. Von insgesamt 25 Schüssen muss er vier passieren lassen. Und wird trotzdem zum besten Spieler erkoren. Was uns zweierlei sagt: Erstens waren die vier Gegentreffer nahezu unhaltbar (theoretisch ist ja jedes Gegentor haltbar …) und zweitens haben wir ein grandioses Ambri erlebt, das wahre Hockeyromantik wieder einmal aufblühen lässt.

Dieser Sieg ist aus einem weiteren Grund bemerkenswert: Noch vor ein paar Tagen – am 22. Dezember – ist ein intimer Kenner von Ambri (der seinen Namen nicht gerne im Internet liest) in tiefer Sorge. Die Mannschaft von Luca Cereda hat in Pruntrut gegen den Tabellenletzten Ajoie kläglich 3:5 verloren. Er sagt, es sehe gar nicht gut aus. Die Energie fehle und nun komme dann noch der Spengler Cup. Wenn das nur gut herauskomme.

Seither hat Ambri die ZSC Lions am 23. Dezember 6:2 besiegt und nun zum Auftakt des Spengler Cups Örebro 5:2 überrollt. Auch das ist Ambri: Wieder aufstehen, wenn es selbst die Treuesten der Treuen nicht erwarten.

Mit diesem Auftaktsieg ist die Romantik zurück beim Spengler Cup. Bei der bisher letzten Austragung 2019 (2020 und 2021 ist das Turnier der Pandemie zum Opfer gefallen) fegt Ambri zum Auftakt das russische Spitzenteam Salawat Julajew 4:1 vom Eis und scheitert später erst im Halbfinal unglücklich am tschechischen Gast Trinec in der Verlängerung.

Wieder ertönt nun am ersten Tag – so wie 2019 – Ambris mythische Siegeshymne «La Montanara» in der Hockey-Kathedrale zu Davos. Nirgendwo tönt das Lied der Berge so schön wie in dieser hölzernen Konstruktion mit der Akustik einer Kathedrale. Nur vier Tage nach der schmählichen Niederlage gegen Ajoie lebt nun sogar die Hoffnung auf Triumph beim ältesten Klubturnier der Welt.

Ambri verdankt den überraschenden Sieg über Örebro den wahrscheinlich besten 20 Minuten dieser Saison. Im Mitteldrittel gelingt es, mit nur 12 Torschüssen aus einem vorübergehenden 1:1 ein 3:1 zu machen. «Nach dem 1:1 brachten wir noch einmal mehr Energie ins Spiel. Das war die Entscheidung» sagt Trainer Luca Cereda. Es ist ein fliegendes, wuchtiges, dynamisches und zeitweise unwiderstehliches, nie leichtsinniges und immer gut geordnetes Ambri.

Ambris 20 magische Minuten für die Ewigkeit. Aber zum Turniersieg reicht es natürlich nur mit 60 Minuten für die Ewigkeit in jedem Spiel.

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quelle: keystone / ennio leanza
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34 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Bieler95
26.12.2022 21:04registriert März 2018
Ich denke nicht das man ein WM Finale mit einem Spengler Cup Spiel vergleichen kann, lieber Klaus ;)
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Steven86
26.12.2022 22:15registriert März 2016
„Ambri ist für einmal besser als unsere Nationalmannschaft. Besser als unsere WM-Silberhelden von 2013.“ so ein schwachsinn. örebro war ganz eifach schlecht. So sieht jede Mannschaft besser aus als sie sind.
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BuBr
26.12.2022 22:08registriert März 2021
Etwas gar phatetischer Artikel über ein Spiel an einem Freundschaftsturnier...
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Wir wünschen euch einen so guten Tag, wie ihn Pep damals beim Training hatte
Du hast schlechte Laune? Führ' dir mal dieses Video von Manchester-City-Coach Pep Guardiola zu Gemüte. Es geht dir dann besser, versprochen.

(Und Pep selbst sollte es vielleicht auch gleich schauen, nachdem er gestern Abend auf ziemlich bittere Art und Weise aus der Champions League ausgeschieden ist und sich emotional gerade in weniger berauschenden Dimensionen bewegen dürfte ...)

Liebe Community,
aktuell kann einem vieles auf die Stimmung schlagen (was soll dieser erneute Wintereinbruch, gopf?! Schnee??? Ernsthaft?
🤬). Aber jetzt bloss nicht den Kopf hängen lassen. Wir haben hier eventuell genau die Dopamin-Spritze, die ihr braucht. Toggi meinte jedenfalls, ihm sei es nach dem Video direkt wieder besser gegangen. «So fühl ich mich amis, und so rede ich zu den Kindern, wenn die mal selber das Zimmer aufgeräumt haben», gab er zu Protokoll.

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