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Transferieren oder riskieren? Arno Del Curto hat als Sportchef viel riskiert und wird in die Playoffs einziehen. Gottérons Sportchef Christian Dubé hat nichts riskiert und sein Team ist sportlich trotzdem ruiniert. Beide hatten im Herbst ein ähnliches defensives Problem zu lösen.
Christian Dubé musste die Abwehr stabilisieren. Er holte von Lausanne zwei Defensiv-Verteidiger, die sich dort bestens bewährt hatten. Ralph Stalder (30) und Larry Leeger (30). Verlässliche defensive Handwerker. Null Risiko. Eine logische Lösung. Christian Dubé hatte die Katze nicht im Sack. gekauft. Trotzdem ist Gottéron inklusive Torhüter Benjamin Conz vor die Hunde gegangen. Letzter Platz. Abstiegsgefahr.
Arno Del Curto ist in Davos offiziell zwar «nur» Trainer. Aber er hat schon seit dem letzten Jahrhundert in allen sportlichen Dingen das letzte Wort und ist deshalb der Chef des Sportes. Also Sportchef. Er hatte vor der Saison ebenfalls ein defensives Problem. Leonardo Genoni, sein Meistergoalie, zügelte nach Bern.
Arno Del Curto ist ein erfolgreicher Pokerspieler, der bei Turnieren sogar ausgebuffte Profis überlistet. Er pokert auch sportlich hoch. Er vertraut mit Gilles Senn (20) und Joren van Pottelberghe (19) auf zwei Goalies, die sich zuvor in der höchsten Liga noch nie bewährt hatten. Und er forciert in der Abwehr mit Claude-Curdin Paschoud (22), Fabian Heldner (20), Sven Jung (22) und Simon Kindschi (20) vier junge Verteidiger, die bei keinem anderen Team einen Stammplatz bekommen hätten.
Die ZSC Lions wagen es ja beispielsweise als Spitzenteam nicht einmal Roger Karrer (20), eines der grössten Talente im Land, regelmässig einzusetzen und lassen ihn im Farmteam versauern. Der SCB hat inzwischen Samuel Kreis (22) nach Olten abgeschoben und in Zug darf NHL-Draft-Kandidat Tobias Geiser (18) bloss ein bisschen NLA-Luft schnuppern.
Besonnenheit bei Gottéron, riskante Pokerspielerei in Davos – und am vergangenen Wochenende ein spektakuläres Resultat. Nationaltrainer Patrick Fischer hat ein defensives HCD-Trio (Senn, Paschoud, Heldner) für das Turnier in der Slowakei aufgeboten. Alle drei haben sich bei ihrem ersten internationalen Auftritt glänzend bewährt. Von Fribourg-Gottéron war keiner dabei.
Während Arno Del Curto die «Nati-Pause» nützte, um im Unterland die Batterien bei ausgedehnten Spaziergängen aufzuladen, musste Christian Dubé unter Hochdruck arbeiten, um seinen herbstlichen Irrtum zu korrigieren. Er hat nun alles auf eine Karte gesetzt und Torhüter Reto Berra ab nächster Saison verpflichtet. Der Fünfjahresvertrag mit dem WM-Silberhelden von 2013 ist fast vier Millionen wert. Arno Del Curtos Goalie-Lösung dürfen wir hingegen fast als «gratis» bezeichnen.
Das hohe Risiko mit den jungen Goalies und den Verteidiger-Frischlingen zahlt sich zusätzlich aus. Der Titan Beat Forster (34) wechselt auf nächste Saison mit einem Zweijahres-Vertrag zu Biel. Er wird dort als Verteidigungsminister eine zentrale Rolle spielen und Biel besser machen. Aber der HCD wird durch seinen Abgang nicht geschwächt.
Die Rechnung ist einfach. Die beiden Goalies und die vier jungen Verteidiger haben ihr Potenzial noch bei weitem nicht ausgeschöpft. Verteidiger spielen ihr bestes Hockey oft erst mit 25 oder 26. Gilles Senn (oder Joren van Pottelberghe), Fabian Heldner, Claude-Curdin Paschoud, Sven Jung und Simon Kindschi können sich nächste Saison unter Arno Del Curto um weitere 20 Prozent steigern. Dann ist Beat Forster statistisch zu hundert Prozent kompensiert.
Das mag nun eine etwas gar blauäugige «Milchbüchlein-Rechnung» sein. Aber sie dürfte aufgehen. Denn alle vier Verteidiger haben ein erstaunliches Verhältnis zwischen Wasserverdrängung und Beweglichkeit. Drei weisen diese Saison eine Plus-Bilanz. Sie standen also bei mehr Plus- als Minustoren auf dem Eis. Nur Simon Kindschi ist im Minus (-9). Keine Selbstverständlichkeit. Titanen wie Luganos Philippe Furrer (-8) und Julien Vauclair (-1), Gottérons Yannick Rathgeb (-21) oder Klotens Patrick von Gunten (-8) und René Back (-12) weisen Minus-Bilanzen auf.
Warum ist Arno Del Curto ein erfolgreicher Pokerspieler? Warum geht bei ihm praktisch jede Rechnung auf? «Wir haben entschieden, auf unsere jungen Goalies und auf unsere jungen Verteidiger zu setzen. Wir haben gar keine andere Wahl. Alle tragen diese Lösung mit.»
Ist es wirklich so einfach? Der Chef entscheidet, alle ziehen mit und es funktioniert? Nein. So funktioniert es nur in Davos. Nur mit einem so charismatischen Chef. Seine fachliche und sonstige Autorität verdient längst den Ehrentitel «Divus Arno». «Divus Augustus» war der erste römische Kaiser und «Divus» steht für «gottgleiche Autorität». Als der grosse Augustus ging, soll er gesagt haben: «Habe ich meine Rolle gut gespielt? Nun, so klatscht Beifall!».
Arno Del Curto ist der erste Kaiser von Davos. Augusuts war in Rom 17 Jahre lang Alleinherrscher. Arno ist es in Davos mehr oder weniger schon seit 21 Jahren. Er bekommt für das Wunder, das er mit den jungen Torhütern und Verteidigern vollbracht hat (es ist so wertvoll wie ein Meistertitel) einmal mehr schon während seiner Regierungszeit Beifall.
Eigentlich sollte Biels Titan und neuer Nationalverteidiger Dave Sutter (24) nächste Saison nicht für drei Jahre zu den ZSC Lions wechseln. Sondern für ein oder zwei Lehrjahre zu Arno Del Curto nach Davos. Das wäre für seine sportliche Entwicklung besser. Aber bei den ZSC Lions geht halt die Vermögensbildung zügiger voran.