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NHL bekräftigt Olympia-Boykott – die Quittung wird schon bald folgen

Olympic rings are seen in front of Gangneung Hockey Center in Gangneung, South Korea, Tuesday, April 4, 2017. South Korean Olympic organizers still hope to see NHL players competing at next year' ...
In den olympischen Eishallen von Pyeongchang werden definitiv keine NHL-Stars auflaufen.Bild: Ahn Young-joon/AP/KEYSTONE
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NHL bekräftigt Olympia-Boykott – die Quittung wird schon bald folgen

NHL-General Gary Bettman hält am Olympia-Boykott fest. Die Rechnung muss er erst in vier Jahren bezahlen.
31.05.2017, 07:3131.05.2017, 08:13
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Seit 1993 führt Gary Bettman die NHL, seit 1994 René Fasel als Präsident des Internationalen Hockey-Verbandes (IIHF) den Rest der Hockey-Welt.

Bettman hat die NHL zu einer Vier-Milliarden-Dollar-Maschine gemacht. Aber aussenpolitisch konnte er sich gegen René Fasel nicht durchsetzen. 1998, 2002, 2006, 2010 und 2014 musste er den NHL-Spielbetrieb unterbrechen, um seinen Stars die Teilnahme an den Olympischen Spielen zu ermöglichen.

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René Fasel (r.) und Gary Bettman haben das Heu nicht mehr auf der gleichen Bühne.Bild: Gerry Broome/AP/KEYSTONE

Damit ist jetzt Schluss. Definitiv. Bettman hat soeben seine Absage noch einmal bekräftigt. 2018 macht die NHL keine Olympiapause. Sehr zum Verdruss von René Fasel. Er hatte in den letzten Tagen angedeutet, es könnte doch noch eine Einigung geben.

Aber die olympische Absage wird Gary Bettman Millionen kosten. 2022 in Peking will die NHL nämlich wieder dabei sein. Zu wichtig ist der Milliarden-Markt China für die wichtigste Hockey-Liga der Welt.

NHL-Stars bei Olympia immer willkommen

Für René Fasel ist klar, dass die NHL-Stars 2022 dabei sein werden. Die Erpressung: «Wenn ihr 2018 nicht kommt, dann könnt ihr 2022 auch nicht kommen», war für ihn nie eine Option. «Wenn die NHL-Spieler kommen wollen, dann werden wir niemals Nein sagen. Sie sind willkommen.»

So schön war's 2014: Die Highlights des OIympiafinals zwischen Kanada und Schweden.Video: YouTube/Olympic

Aber es wird etwas kosten. Bis anhin ist das IOC zusammen mit dem Internationalen Hockeyverband für alle Kosten (Versicherungen, Transport, Unterkunft der NHL-Gäste) aufgekommen. Die Gesamtkosten machten einen schönen zweistelligen Millionenbetrag aus.

Niemand darf an den Honigtopf

Der wahre Grund für die Absage von Gary Bettman ist das Geld. Die Erstattung aller Kosten und Spesen genügte ihm nicht mehr. René Fasel bestätigt, dass die NHL an den TV-Einnahmen des IOC partizipieren wollte. Er sagt: «Das ist absolut tabu.»

In dieser Sache weiss er sich auch mit IOC-Boss Thomas Bach einig. Würde die NHL an den Honigtopf der TV-Gelder gelassen, kämen umgehend die Forderungen der NBA (Basketball) oder der ATP und der WTA (Tennis), deren Stars ja auch auf der olympischen Bühne auftreten.

FILE -In this Feb. 22, 1980 file photo, the U.S. hockey team pounces on goalie Jim Craig after a 4-3 victory against the Soviets in the 1980 Olympics, as a flag waves from the partisan Lake Placid, N. ...
1980: Die US-Boys besiegen die grosse Sowjetunion.Bild: /AP/KEYSTONE

Ob die NHL-Spieler beim olympischen Turnier teilnehmen oder nicht, hat praktisch keine Auswirkungen auf die TV-Einschaltquoten und damit auf den Wert der TV-Rechte. Die Magie der Olympischen Spiele macht in den USA, im wichtigsten TV-Markt, nicht das Hockey. Sondern die Heldengeschichten aus anderen Sportarten (wie Eiskunstlauf). Ja, ein Hockey-Team aus «Nobodys» begeistert die Amis in der Regel mehr als die NHL-Dollarmillionäre, die ja sowieso gegen die Kanadier verlieren. Das «Miracle on Ice» von 1980 schafften College-Boys.

Der Zorn der NHL-Stars ist in dieser Sache unerheblich. Die Spielergewerkschaft kann Gary Bettman in der Olympia-Frage nicht beeinflussen. Die olympische Frage hat keine Auswirkungen auf die Verhandlungen um einen neuen Gesamtarbeitsvertrag zwischen der Spielergewerkschaft und der Liga, die spätestens 2022 wieder für Schlagzeilen sorgen werden.

NHL muss alles selbst berappen

Bei dieser medienwirksam ausgetragenen Auseinandersetzung ist schon klar, wer gewinnen wird: die Liga. Wenn Milliardäre (die Klubbesitzer) mit Millionären (den Spielern) streiten, dann gewinnen immer die Milliardäre. So war es schon immer und so wird es bleiben. Die NHL-Stars mussten ja nach einer verlorenen Saison (2004/05) auch die Salär-Obergrenze akzeptieren.

Die IOC-Strategie ist klar: Die NHL-Stars kommen 2018 nicht – na und? Es wird deswegen nicht ein Ticket weniger verkauft und der Ertrag aus den Spielen von 2018 wird deswegen nicht um einen einzigen Dollar geringer sein. Im Gegenteil: Kosten in zweistelliger Millionenhöhe für die Hege und Pflege der NHL-Stars und ihrer Entourage entfallen. Die NHL-Stars werden 2022 in Peking herzlich willkommen sein. Aber für die Kosten muss die NHL dann, anders als 1998, 2002, 2006, 2010 und 2014, selber aufkommen.

Switzerland’s player rcelebrate their victory after their Ice Hockey World Championship group B preliminary round match between Switzerland and Canada in Paris, France on Saturday, May 13, 2017. (KEYS ...
Vielleicht profitiert ja die Schweiz in Pyeongchang von der Abwesenheit der NHL-Stars ...Bild: KEYSTONE

René Fasel sagt: «Wer im Jahr vier Milliarden umsetzt, der wird die paar Millionen für eine Olympiateilnahme schon aufbringen.» Und wenn die NHL auch 2022 nicht mitmacht, gilt für das IOC das gleiche wie für 2018: Na und? Die TV-Verträge für die Spiele von 2022 mit den nordamerikanischen TV-Titanen sind längst unter Dach und Fach und nicht an die Teilnahme der NHL-Stars gekoppelt.

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quelle: keystone / kimmo brandt
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12 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ghackets_mit_hörnli
31.05.2017 07:59registriert Oktober 2016
Bettman ist ohnehin schon extrem unbeliebt. Bei jedem Auftritt wird er gnadenlos ausgepfiffen. Nach solchen Aktionen muss er sich nicht fragen warum. Ist richtig Sch***** das Olympia ohne die NHL Spieler statt findet.
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Dogbone
31.05.2017 08:45registriert August 2014
Das die NHL hier ihr Sonderzüglein durchsetzen kann, finde ich mehr als bedenklich - nicht zuletzt auch für deren Spieler, die mehrheitlich sicher an Olympia teilnehmen wollen. Da müsste der Eishockeyverband, das IOC, die Spielergewerkschaft und last but not least die amerikanische Presse, deutlich mehr Druck aufsetzen.
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Tafaaser
31.05.2017 09:10registriert November 2014
Ist ja andererseits gut. Die Schweizer Auswahl wie auch der kanadische Verband können am Spengler Cup dann mal ein erstes Kräftemessen ausüben... Go for Gold Schwiiz
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