Sag das doch deinen Freunden!
Es gibt eine Begebenheit die so wunderbar zeigt, wer die Macht in unserem Hockey hat. Mai 2014: Verbandspräsident Marc Furrer hat die Chronisten nach der WM zu einer ganz besonderen Medienorientierung geladen. Während einer Fahrt auf dem eigens für diesen Anlass gemieteten Motorschiff «MS Albis» stellt er auf dem Zürichsee seinen neuen Nationaltrainer und dessen Assistenten vor: Glen Hanlon und John Fust.
Unter den Gästen, ein bisschen im Hintergrund, und bestens gelaunt: Spieleragent Daniel Giger. Hinterher regt sich ZSC-Manager Peter Zahner mächtig auf. Es sei unerhört, dass der Giger jetzt auch noch bei Medienanlässen zugegen sei. Peter Zahner ist der Mann, der heute noch im naiven Glauben lebt, er ziehe die Fäden im helvetischen Hockeygeschäft.
Daniel Giger hatte guten Grund, auf dem Schiff mitzufahren und sich königlich zu freuen. Er genoss eines seiner zahlreichen Agenten-Meisterstücke. Dem alten Nationaltrainer Sean Simpson und dessen Assistenten Colin Muller hatte er soeben einen Millionen-Vertrag in der KHL besorgt und dafür seinen eigentlich gar nicht mehr vermittelbaren Klienten Glen Hanlon samt John Fust dem Verband untergejubelt.
Inzwischen ist ihm sogar ein Hattrick gelungen: Nach WM-Silberschmied Sean Simpson und dem gescheiterten Glen Hanlon hat er soeben mit Patrick Fischer den dritten Nationaltrainer hintereinander installiert. Und Peter Zahner, der doch Einsitz in der zuständigen Nationalmannschafts-Kommission hat, wird laufend vor vollendete Tatsachen gestellt und muss abnicken, was der Spieleragent aus Zug den Verbandsgenerälen vorgegeigt hat.
Männer wie Daniel Giger lassen heute die Puppen in unserem Hockey tanzen. Männer wie Peter Zahner, einst als Verbandsdirektor einer der grossen Erneuerer unseres Hockeys, sind als Klubmanager damit beschäftigt, genug Geld zu erwirtschaften, um Männer wie Daniel Giger und deren Klienten zu bezahlen.
Wie ist das möglich? Ganz einfach: Der umtriebige Daniel Giger kümmert sich intensiv wie kein anderer Spieleragent um Spieler UND Trainer. In Nordamerika ist diese Doppelfunktion strengstens untersagt. Wegen Interessenskonflikten. In Europa stört es niemanden.
Die Kombination Trainer/Spieler ist ein durchschlagend erfolgreiches Geschäftsmodell. Der Trainer, vertreten von Daniel Giger, regt bei seinem Sportchef an, diesen oder jenen Spieler, vertreten von Daniel Giger zu holen. Und wer sich von Daniel Giger vertreten lässt, muss auch nicht befürchten, bei den Aufgeboten für die Operetten-Länderspiele im November und Februar vorsätzlich übergangen zu werden. Wahrlich ein Schelm, wer dabei Böses denkt.
Es ist aber auch ein arbeitsintensives Geschäftsmodell. Denn Krise ist, wenn bei Daniel Giger das Handy schnurrt. In letzter Zeit hatte er besonders viel zu telefonieren. Ob bei den Wirren rund um die Nationalmannschaft oder in Lugano, Ambri und Fribourg. Der Mann für alle Krisen. Meist im Hintergrund, aber doch immer und überall dabei.
Daniel Giger vertritt unter anderem die Trainer Sean Simpson (Kloten), Glen Hanlon (im Vorruhestand), Patrick Fischer (Nationaltrainer), John Fust (U-20-Nationaltrainer), Hans Kossmann (Ambri), Doug Shedden (Lugano), Harold Kreis (Zug) und Gerd Zenhäusern (Gottéron). Dazu vertritt er Stars wie Pierre-Marc Bouchard, Lino Martschini (Zug), Gregory Sciaroni (Davos), Gregory Hofmann, Damien Brunner (Lugano) und Robert Nilsson (ZSC). Insgesamt sind es rund 140 Spieler in der Schweiz, Nordamerika, Schweden, Finnland und Russland.
Diese Mandate garantieren viel Adrenalin durch vorzeitige Vertragsverlängerungen, Entlassungen und Einführung an neuen Arbeitsplätzen. Besonders die Lugano-Krise hat sich als gutes Geschäft erwiesen: Für seinen entlassenen Klienten Patrick Fischer konnte er mit Doug Shedden sogleich den passenden Nachfolger installieren.
Daniel Giger arbeitet als Partner für die Sportvermarktungsagentur «4Sports&Entertainment AG» mit Sitz an der Chamerstrasse in Zug (www.4sportsworld.com). Die Firma beschäftigt insgesamt 35 Leute. Sie ist auf die Vertretung von Hockeyspielern, Golfprofis und die Organisation von Events (wie Golf-Turniere, Beachvolley-EM 2016) spezialisiert.
Zehn Leute arbeiten für die Hockeyabteilung mit Vertretungen vor Ort in Nordamerika, Schweden und Russland. Die Aktienmehrheit halten ein deutscher Investor und der Zuger Unternehmer Dominik Senn, der sich in der Firma vor allem um die Golfabteilung kümmert.
Selbst Kritiker bewundern Daniel Gigers Arbeitskraft und ein ehemaliger Mitarbeiter rühmt seine «strukturierte Arbeitsweise». Er sieht sich nicht als grosser Zampano und sagt bescheiden, er versuche einfach seine Arbeit so gut wie möglich zu machen. Die Mischung stimmt: Fachkompetenz und ein grosses Beziehungsnetz durch seine Spielerkarriere in Zug (wo er 1998 unter Sean Simpson Meister wurde), bei Gottéron und in Rapperswil-Jona, ein calvinistischer Arbeitsfleiss und alles gewürzt mit einer Prise Innerschweizer Schlauheit und der Weltoffenheit des internationalen Finanzplatzes Zug.
Nun kommt zum Stress mit den Krisentrainern in der Schweiz auch noch Ungemach in den USA dazu. Während beispielsweise André Rufener eine NHL-Agentenlizenz erworben hat (für die Zulassung muss ein umfangreicher Test bestanden werden) und das gesamte Nordamerika-Geschäft höchst erfolgreich selber managt und so der einflussreichste Schweizer in Nordamerika geworden ist, arbeitet der umtriebige Daniel Giger mit nordamerikanischen Agenten zusammen. Weil er bis heute nicht als NHL-Agent zugelassen ist.
Er will sich jedoch künftig auch registrieren lassen. Er sagt, dass eine umfassende Betreuung mit Leuten vor Ort eben besser sei. «Ich würde mich in der Schweiz ja auch besser fühlen, wenn sich ein Schweizer vor Ort und nicht ein Kanadier aus Nordamerika um mich kümmert.» Allerdings beweist André Rufener, dass sich ein Schweizer in Nordamerika sehr gut selber durchsetzen kann. Er hat unter anderem Reto Berra, Nino Niederreiter und Luca Sbisa zu NHL-Dollarmillionären gemacht und vertritt auch Sven Bärtschi und Mirco Müller.
Nun gibt es mit Daniel Gigers Amerika-Mitarbeiter, dem Spieleragenten Rich Winter (59), mächtig Ärger. Es ist noch gar nicht so lange her, da hat «4Sports» Ritch Winter stolz als einen der mächtigsten NHL-Spieleragenten vorgestellt und die Zusammenarbeit in allerhöchsten Tönen gerühmt.
Diese Liebe ist inzwischen erkaltet. Die von der NHL-Legende Claude Lemieux geführte US-Niederlassung von «4Sports» hat sich von ihm getrennt und hat jetzt in den USA (in Los Angeles) eine Klage am Hals. Rich Winter verlangt die Fortsetzung der Zusammenarbeit und klagt «4Sports» wegen ungerechtfertigter Kündigung und Meinungsverschiedenheiten im Zusammenhang mit Bankgeschäften ein. Worum es bei diesem brisanten Rechtshandel geht, ist sogar im Internet en Detail nachzulesen. Spannende Lektüre!
Firmen-Mitinhaber Dominik Senn beruhigt: «Wir sehen der Klage gelassen entgegen und sind bereits dabei, eine Gegenklage einzureichen». Man habe dafür mit dem ehemaligen NHL-Spielergewerkschaftsboss Paul Kelly einen renommierten Anwalt beauftragt.» Was nötig ist. Weil ja auch Rich Winter eine grosse Nummer ist.
Bei Rechtshändel in den USA ist es allerdings wie auf hoher See. Man ist in Gottes Hand. Solche Rechtsstreitigkeiten sind selten gut fürs Geschäft. Warum also nicht den Fall gütlich regeln und so schnell wie möglich aus der Welt schaffen? Dominik Senn sagt: «Uns ist wichtig, dass wir mit Fakten Klarheit schaffen. Mit der Gegenklage werden wir uns in eine starke Position bringen.»
Die Anwälte reiben sich die Hände. Wenn das nur gut geht.