Sport
Eismeister Zaugg

Langenthal gegen Olten – alles bloss eine Frage des Anstandes

Langenthals Stefan Tschannen, Torschuetze zum 1:1, jubelt, im siebten Playoff-Finalspiel der National League B zwischen dem SC Langenthal und dem SC Rapperswil-Jona Lakers, am Dienstag, 4. April 2017, ...
Bild: KEYSTONE
Eismeister Zaugg

Langenthal gegen Olten – alles bloss eine Frage des Anstandes

Die Oltner können «nur» Drama. Gegen die anständigen Langenthaler waren sie chancenlos und verloren 1:4. Und es gibt eine Frage, die den grossen SC Bern betrifft.
18.03.2019, 09:21
Folge mir
Mehr «Sport»

Unter Anstand verstehen wir in diesem Zusammenhang hockeytechnisch und -taktisch gutes und richtiges Verhalten.

Wenn sich die Langenthaler in diesem Sinne gut und richtig verhalten, dann setzen sie sich mit ihrem «Designer-Hockey» klar durch. Mit einem 4:1 im eigenen Stadion haben die «Schoren Jets» die Serie gegen «Traktor Olten» ausgeglichen (2:2).

Um bei dieser Charakterisierung zu bleiben: in der Startphase mahnten die Oltner an einen Traktor, der auf der Piste einen startenden Jet einzuholen versucht. Nach 127 Sekunden führten die Langenthaler 2:0 und die Partie war vorbei. Bevor sie richtig angefangen hatte. Null Drama.

Es ist ein Spiel, wie es Trainer gerne sehen. Disziplin, Tempo und Spielorganisation triumphieren über Willen, Leidenschaft, Kraft und Improvisation. Zum ersten Mal in dieser Serie drückt das Resultat (4:1) die technisch-taktische Differenz zwischen den beiden Teams richtig aus.

Aber die Langenthaler haben nur so klar gewonnen, weil sie anständig geblieben sind. Will heissen: sie haben sich nicht provozieren lassen.

Der Faktor «Anstand» lässt sich bei den Langenthalern einfacher messen als das Fieber. Sage mir, ob Haudegen Philipp Rytz auf die Strafbank muss und ich sage dir ob Langenthal anständig bleibt und klar gewinnt. Hier die unpolemischen Fakten.

Olten gewinnt die erste Partie 2:1. Obwohl Langenthal mit 33:27 Torschüssen dominiert. Philippe Rytz kassiert einen Zweiminutenausschluss, den die Oltner zum zweiten Treffer nutzen.

ARCHIVBILD ZUM WECHSEL VON CLAUDIO CADONAU ZU DEN SCL TIGERS, AM MITTWOCH, 27. DEZEMBER 2017 - Die Langenthaler mit Torschuetze Claudio Cadonau, Mitte und Brent Kelly, rechts, und Philipp Rytz, links, ...
Philipp Rytz (links)Bild: KEYSTONE

Langenthal obsiegt in der zweiten Partie bei drückender Überlegenheit (61:28 Torschüsse) erst in der Verlängerung 4:3. Philipp Rytz sitzt 14 Strafminuten ab.

Olten wird in der dritten Partie im eigenen Stadion mit 20:33 Torschüssen dominiert, gewinnt aber dank vier Powerplay-Treffern 5:3. Philipp Rytz wird für zwei Minuten auf die Strafbank geschickt und die Oltner nützen seinen Ausschluss zum 2:0.

Nun hat Langenthal die Oltner in der vierten Partie erneut klar dominiert (42:31 Torschüsse) und erstmals auch klar gebodigt (4:1). Und siehe da: zum ersten Mal in dieser Serie kommt Philipp Rytz straffrei davon. Erstmals in dieser Serie ist Olten «böser» (6 Strafminuten) als Langenthal (4 Strafminuten).

Auf einen Blick:

  • 1. Spiel: Olten 8, Langenthal 33 Strafminuten
  • 2. Spiel: Olten 24, Langenthal 36 Strafminuten
  • 3. Spiel: Olten 10, Langenthal 39 Strafminuten
  • 4. Spiel: Olten 6, Langenthal 4 Strafminuten

Der Zusammenhang zwischen Anstand (Strafen) und Spielverlauf ist also offensichtlich.

Die entscheidende Frage: Gelingt es den Oltnern noch einmal, die Langenthaler durch Härte und Provokationen vom Spiel abzulenken und zu unanständigem Verhalten zu verleiten? Nur im Powerplay hat Leitwolf Lukas Haas genügend Auslauf. Er hat alle fünf Playoff-Treffer im Powerplay erzielt. Zwei im Viertelfinale gegen Visp und drei im Halbfinale gegen Langenthal.

Oltens Lukas Haas im vierten Playoff-Finalspiel der Eishockey Swiss League zwischen dem EHC Olten und den SC Rapperswil-Jona Lakers in der Eishalle Kleinholz in Olten am Mittwoch, 4. April 2018. (KEYS ...
Lukas HaasBild: KEYSTONE

Für Olten gilt also: Playoff ist die Fortsetzung des Eishockeys mit anderen Mitteln. Die Verwandlung des Spiels in ein Drama. Und im Umkehrschluss für Langenthal: Playoff ist die Fortsetzung des Eishockeys ohne andere Mittel und die Vermeidung eines Dramas.

Interessant ist in diesem Zusammenhang die Rolle von Langenthals Bandengeneral Per Hanberg. Ein Coach, dem es gelingt, innerhalb von 48 Stunden das Strafentotal von 39 auf 4 Minuten zu senken, hat seine Jungs im Griff. Und er musste nicht einmal auf die Zwangsmassnahme von internen Bussen zurückgreifen. Simon Sterchi (der Bub des bekannten Radio- und TV-Mannes Christoph Sterchi) bestätigt, dass der interne Bussenkatalog nicht verschärft worden ist. Da gilt: Wenn Hanberg spricht, da gehorche schnell und murre nicht.

Oltens Verteidiger Simon Lüthi, der Ur-Langnauer, bringt es nach dem 1:4 in Langenthal berndeutsch und deutlich auf den Punkt: «Mir sy nid bi de Manne gschtange.» Was bedeutet: die Langenthaler sind den Oltenern davonlaufen. Hart einsteigen und provozieren ist nur im «Infight» möglich. Ganz im Sinne von Simon Lüthi heisst es nun für die Oltner: «Manne id Hose».

Noch nie hat Langenthal eine Playoff-Serie gegen Olten gewonnen. So hoffnungsvoll die Lage nach dem 4:1 und dem Serien-Ausgleich zum 2:2 auch scheinen mag – es braucht einen Sieg in Olten zum Vorrücken ins Finale.

Diego Schwarzenbach von Olten im ersten Playoff-Halbfinalspiel der National League B zwischen dem EHC Olten und dem HC Ajoie, am Freitag, 4. Maerz 2016, in Olten. (KEYSTONE/Urs Flueeler)
Diego SchwarzenbachBild: KEYSTONE

Die spielerische Überlegenheit ist gerade in den Zeiten der Playoffs zerbrechlich wie Glas. Eine Störung im taktisch-spielerischen System kommt oft unverhofft. Sogar beim 4:1 fiel Langenthals spielerische Überlegenheit kurzfristig aus wie eine schlechte Natelverbindung. In der 35. Minute – es steht 2:0 – stürmen während der minimalen Zeitspanne von höchstens 20 Sekunden nacheinander Oltens Topskorer Cason Hohmann und Diego Schwarzenbach allein gegen Langenthals Philip Wüthrich. Er rettet zweimal grandios.

Womit wir bei einer der grossen Hockey-Weisheiten angelangt sind: Auch spielerisch klar überlegene Teams kommen in den Playoffs nicht ohne grossen Torhüter aus.

Ist Philip Wüthrich am Ende sogar besser als Niklas Schlegel? Diese Frage könnte uns nächste Saison noch viel Kurzweil bescheren. Nicht wahr, Alex Chatelain.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
11 friedliche Banner für unsere Sportstadien
1 / 13
11 friedliche Banner für unsere Sportstadien
Bild: watson / shutterstock
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Hier kannst du auf einem gefrorenen See toben
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
20 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Schpaetzu
18.03.2019 04:32registriert März 2017
Plötzlich war da auch ein NLA Schiri, der nicht auf Haas' gejammer bei jedem Spielunterbruch hereinfällt. Vielleicht hat der nur er das C damits nicht so schnell Disziplinarstrafen hagelt.

Spielt Langenthal so weiter, ist ein Sieg im Kleinholz eine Frage der Zeit. Da bereits 2:2 ist droht diese aber bald auszugehen.
8027
Melden
Zum Kommentar
avatar
MR92
18.03.2019 07:15registriert September 2018
Ich bleibe dabei Philip Wüthrich gehört die Zukunft und er wird in der NL spielen!
514
Melden
Zum Kommentar
avatar
enti
18.03.2019 07:32registriert Januar 2014
Der 21 jährige Wüthrich ist zweifellos talentiert und könnte mittelfristig beim SCB zu einem Titanen reifen. Für Für nächste Saison sind aber die bereits NLA erfahrenen Schlegel mit Backup Camminada die sinnvollere Lösung.
307
Melden
Zum Kommentar
20
Federer vs. Nadal – das allererste Duell wird für den «Maestro» eines zum Vergessen
28. März 2004: In Key Biscayne stehen sich Roger Federer und Rafael Nadal zum ersten Mal auf der ATP-Tour gegenüber. Der Schweizer verliert überraschend – und wird sich am seinem spanischen Dauerrivalen noch mehrmals die Zähne ausbeissen.

Die Sonne war längst untergegangen über dem Centre Court der Tennis-Anlage von Key Biscayne, dieser langgezogenen Insel vor Miami im Süden Floridas. Ein paar hundert Fans harrten aus, warteten auf den letzten Match dieses Sonntags. Das heisst: Die meisten von ihnen warteten auf den Auftritt von Roger Federer, seit knapp zwei Monaten die Weltnummer 1. Nur ein paar absolute Tennis-Nerds warteten auch auf Rafael Nadal. Erst die Nummer 34 im Ranking war der Spanier aber ein grosses Versprechen. Laufstark soll er sein, mit harter linker Vorhand.

Zur Story