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Salary Cap und Co.: Gute Ideen, um die National League A zu zerstören

Biel und die Tigers sollen auch weiterhin um den Abstieg kämpfen müssen.
Biel und die Tigers sollen auch weiterhin um den Abstieg kämpfen müssen.
Bild: Christian Pfander/freshfocus
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Kein Abstieg? Salary Cap? Mehr Ausländer? Gute Ideen, um die National League A zu zerstören

Lohnbegrenzungen, mehr Ausländer und eine geschlossene Liga. Solchen Unsinn planen unsere Ligageneräle in regelmässigen Abständen. Zum Glück konnten sie nichts davon dauerhaft in die Praxis umsetzen.
16.12.2015, 07:5816.12.2015, 09:09
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Die grösste Gefahr für unsere Nationalliga kommt von innen. Von den Klubmanagern. In regelmässigen Abständen brüten sie Ideen aus, die, in die Praxis umgesetzt, die Liga zerstören würden. Weil es für kurzfristige Änderungen ein qualifiziertes Mehr braucht (drei Viertel der Stimmen) ist es bis heute gelungen, den Unsinn jeweils zu stoppen. Deshalb funktioniert unser Klubhockey. Hier die grössten Dummheiten, die wieder mal diskutiert werden.

Geschlossene Liga ohne Auf- und Abstieg

Die Argumente sind immer die gleichen: Man könne Geld sparen, weil ohne Abstiegsgefahr Feuerwehrübungen ausbleiben und die Planungssicherheit grösser werde. In keiner europäischen Liga hat sich die Abschaffung des Abstieges bewährt. Wenn es keinen Abstieg mehr gibt, ist für die Mannschaften des letzten Tabellenviertels die Saison nach Weihnachten gelaufen. Die Zuschauer bleiben aus und die Klubs sind ruiniert. Weil auch die Leistungskultur ruiniert wird.

Diese Saison sind die Trainer in Bern und Lugano nicht wegen Abstiegsgefahr entlassen worden. Der SCB verpulvert diese Saison sein Geld für mittelmässige bis unbrauchbare Ausländer nicht wegen Abstiegsgefahr. Die Abschaffung des Abstieges widerspricht zutiefst dem Leistungssport. Niederlagen und Versagen sollen Konsequenzen haben. Die Zuschauer wollen das Drama der Niederlage und den Triumph des Sieges. Verlierer sollen die Liga verlassen und Siegern Platz machen.

Die Tigers konnten letztes Jahr endlich wiedereinmal über schwarze Zahlen jubeln.
Die Tigers konnten letztes Jahr endlich wiedereinmal über schwarze Zahlen jubeln.
Bild: KEYSTONE

Es ist ein Segen für die ganze Liga, dass wir im letzten Frühjahr die Lakers durch Langnau ersetzen konnten. Langnau hat der Abstieg sogar genützt: Der Wiederaufstieg ist ohne unvernünftige Einkäufe gelungen und im Aufstiegsjahr schrieben die Emmentaler erstmals in diesem Jahrhundert schwarze Zahlen.

Einführung einer Lohnobergrenze

Die ist in der Schweiz anders als in Nordamerika nicht machbar. Weil sie nicht durchgesetzt werden kann und zudem gegen verschiedene Gesetze verstösst. Hier ein ganz banales Beispiel: niemand kann einem Spieler verbieten, neben dem Klubsalär einen schönen Lohn für eine berufliche Tätigkeit oder ein Beratermandat anzunehmen. Bei einer Lohnobergrenze würde nur betrogen, wer sich daran hält.

Anzahl Ausländer erhöhen

Dies soll mit grösserer Konkurrenz die Löhne der Schweizer reduzieren. Auch das ist barer und gefährlicher Unsinn. Wer Meister werden oder sich sportlich entwickeln will, verpflichtet die besten Ausländer und die besten Schweizer. Die Löhne bleiben genau gleich hoch. Aber die höhere Anzahl Ausländer erhöht die Kosten: selbst durchschnittliches ausländisches Personal kostet mehr als ein durchschnittlicher Schweizer. Schon jetzt ist es den Sportchefs fast nicht möglich, vier gute ausländische Spieler zu finden. Wenn sie fünf oder sechs oder gar noch verpflichten müssen, werden es regelmässig nicht mehr einen oder zwei sondern drei oder vier Nieten sein, die alle im Laufe der Saison für teures Geld ausgewechselt werden. Die Deutsche Eishockey Liga (DEL) hat das deutsche Hockey durch eine unbegrenzte Anzahl Ausländer für Jahre ruiniert.

Begrenzung der Zuwendungen durch Mäzen

Auch das ist gefährlicher Unsinn. Weil nicht kontrollier- und durchsetzbar. Ein ganz banales Beispiel: Falls nötig, kann ein Klub jederzeit eine Aktienkapitalerhöhung durchführen, die ein einzelner Gönner bezahlt. Niemand wird einem Klub verbieten können, sich legal zu sanieren. Und was heisst hier Begrenzung? Will man Walter Frey etwa verbieten, in den Nachwuchs zu investieren? Notfalls könnte er so viel in den Nachwuchs einzahlen, dass die Nachwuchsabteilung das Defizit der ZSC Lions bezahlt. Die Klubmanager sollten froh sein, dass es noch Männer und Frauen gibt, die ihr Geld ins Hockey investieren.

Walter Frey ist Gönner bei den ZSC Lions.
Walter Frey ist Gönner bei den ZSC Lions.
Bild: Valeriano Di Domenico/freshfocus

Das Fazit

Es gibt unter den Klubs keine Solidarität. Die Manager sind bezahlt, um die Interessen ihres Klubs zu vertreten und wenn sie den kleinsten Vorteil wittern, verraten sie die Ligainteressen. Das war schon immer so und wird immer so bleiben. Dieses fehlende Ligadenken gehört zum Geschäft und sorgt für Dynamik im Hockeygeschäft.

Sind die Löhne zu hoch? Nein. Der Durchschnittslohn liegt inzwischen bei 200'000 Franken und Topstars haben die Schallmauer von 600'000 Franken durchbrochen. Na und? Es sind am Ende des Tages die Klubmanager, die diese Verträge unterschreiben. Diese Löhne werden bezahlt, weil das Geld vorhanden ist. Würde jeder Klub eine Million mehr zur Verfügung haben, würde dieses Geld umgehend in die Löhne investiert. Wenn die Einnahmen zurückgehen, dann werden auch die Löhne wieder sinken. So einfach ist das.

Es genügt, bei einer Lohnforderung «Nein» zu sagen. Selbst Lugano und die Kloten Flyers, die schlimmsten Lohntreiber der letzten Jahre, können pro Spiel nur 22 Mann aufs Matchblatt schreiben. Lugano mit seinen unbegrenzten finanziellen Mitteln hat seit 2006 nie mehr eine Playoffserie gewonnen.

Ein bisschen gesunder Menschenverstand hilft viel mehr, als unsinnige Reglemente auszuarbeiten. Beispiel: Wenn ein Spieler bzw. dessen Agent pokert, hilft ein Telefon von Sportchef zu Sportchef.

Doug Shedden möchte Lugano erstmals seit 2006 wieder zu einem Sieg in einer Playoffserie führen.
Doug Shedden möchte Lugano erstmals seit 2006 wieder zu einem Sieg in einer Playoffserie führen.
Bild: KEYSTONE/TI-PRESS

Unsere Klubs werden ganz gut gemanagt. Aber wenn diese Manager an Reglementen schrauben dürfen, dann wird es gefährlich. Sie sollen managen und es dabei bewenden lassen. Und ihre guten Ideen, die bloss die Liga zerstören würden, auf Papier bringen und das Papier dann entsorgen. So war es bis heute – und so soll es bleiben.

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14 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Amboss
16.12.2015 09:53registriert April 2014
Da gibt's eigentlich nichts hinzuzufügen.
Die Liga ist gut, ausgeglichen, die Zuschauer kommen, es ist spannend (Playoff-Quali, Meister, Abstieg)

An der NLA gibt's nichts zu ändern.
Eher sollte sich die Frage gestellt werden, was für die NLB verbessert werden könnte.
Die läuft mit zehn Teilnehmern schon an der unteren Grenze und die diversen Vereine, die Konkurs gingen zeigen, dass es da schwierig ist, zu überleben...
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f303
16.12.2015 08:54registriert Februar 2014
Dem ist fast nichts hinzuzufügen. Einzig, dass die geringe Ausländerzahl extrem wichtig für die Qualität der Nati ist, hätte man durchaus noch etwas deutlicher herausheben können. Denn unsere Nati ist auch deshalb so weit oben im Ranking, weil CH Spieler und Nachwuchs Platz und Verantwortung in der NLA haben und sich auf hohen Niveau entwickeln können. ... dazu wird es allerdings auch weiterhin Mäzene oder halt Gastrokohle wie beim SCB brauchen.
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Bruno Wüthrich
16.12.2015 08:24registriert August 2014
Generell richtig so. Sämtliche aufgeführten Punkte sind entweder kontraproduktiv oder nicht machbar. Einzig die Lobhuddelei an die Mäzene (da gibt es übrigens auch Frauen) ist nur bedingt angebracht. Ihr Geld fliesst (es gibt Ausnahmen) meistens vollständig in die Taschen der Spieler. Mit ihrem Geld wird Lohntreiberei betrieben. Ihr Gelds deckt die Unfähigkeit der Manager und die Fehler der Sportchefs zu, die eben auch zu einer attraktiven Liga gehören. Aber sie verbieten oder beschränken zu wollen, ist trotztem barer Unsinn. Die Klubmanager sollen sich lieber um ihr Marketing kümmern.
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