Wenn Trainer Luca Cereda nach dem 2:3 in Biel sagt, der Hockeygott habe Ambri nicht geholfen, dann sagt er einen Teil der Wahrheit. Tatsächlich hätte Ambri für eine grandiose Leistung in einem hochstehenden, intensiven Spiel einen Punkt verdient. Nach 39:09 war das 0:2 aus der Startphase wettgemacht und in einem spektakulären Schlussdrittel schien alles möglich.
Und damit kommen wir zum anderen Teil der Wahrheit: Mit einem Dominic Zwerger in Bestform hätte Ambri womöglich die Partie gewonnen. Das kann sein Trainer natürlich so nicht sagen.
Aber Ambri hat nicht viele so talentierte Offensivspieler wie Dominic Zwerger. Wenn er nicht trifft oder für seine Mitspieler auflegt wird es schwierig. Der österreichische Nationalstürmer mit Schweizer Lizenz gehört zu den smartesten Stürmern und feinsten Stocktechnikern der Liga («Montanara-Gretzky»).
Nach vier Jahren Junioren-Hockey auf höchstem Level kam er 2017 nach Ambri und ist zu einem Leistungsträger gereift. In den vergangenen vier Jahren hat er zweimal mehr als 40 Punkte produziert. Aber nun ist er in seiner fünften Saison so unproduktiv wie noch nie. Nach 25 Partien hat er erst drei Tore und zwölf Assists auf dem Konto. In den letzten 16 Partien hat er nie mehr getroffen und seit sechs Spielen ist er ohne Skorerpunkt. Und Ambri hat nur noch eines der letzten sechs Spiele gewonnen.
Was ist los? Trainer Luca Cereda kritisiert sein sensibles Genie nicht. Auch nicht andeutungsweise. Er hat sehr viel Verständnis für die Situation. Dominic Zwergers Vertrag läuft aus und er muss sozusagen zwischen Geld und Geist entscheiden. Bleiben oder für mehr Geld gehen? Das ist die Frage. Luca Cereda sagt: «Es gefällt ihm bei uns und er ringt mit sich um eine Entscheidung. Solche Situationen können einen sensiblen Spieler belasten und ihn Energie kosten.»
So wird es sein. Wenn die Entscheidung erst einmal gefallen ist – für oder gegen Ambri – wird eine befreiende Wirkung nicht ausbleiben. Wenn Dominic Zwerger wieder trifft, wird Ambri wieder öfters siegen.
Es gibt also Spieler, deren Leistungsfähigkeit durch die Vertragssituation beeinflusst wird. Andere bleiben hingegen in der gleichen Lage völlig cool. Beispielsweise Yannick Rathgeb. Biels produktivster Verteidiger (26 Spiele/18 Punkte) hat einen auslaufenden Vertrag – und es kümmert ihn nicht. Gegen Ambri dominierte er das Spiel. Er erzielte das 2:0, legte für Fabio Hofer zum Siegestreffer (3:2) auf und beendete die Partie mit einer +2-Bilanz. Besser geht nicht.
Martin Steinegger hofft natürlich, dass er seinen besten Schweizer Verteidiger halten kann. Aber er drängt nicht zur Eile und kann gut damit leben, dass sich Yannick Rathgeb Zeit lässt. «Das ist mir eigentlich lieber, als wenn einer schon im September wissen will, ob der Vertrag verlängert wird.»
So cool wie auf dem Eis, so cool ist der Langenthaler eben auch neben dem Eis. Ein wenig ähnelt seine Situation jener von Dominic Zwerger. Auch er kann anderswo mehr Geld verdienen – aber in Biel gefällt es ihm. Martin Steinegger sagt: «Ich glaube schon, dass er weiss, welche Freiheiten er bei uns hat.» Gemeint sind die Freiheiten auf dem Eis.
Wahrscheinlich wird kein anderer Trainer Yannick Rathgeb so viel offensiven Auslauf gewähren wie Biels Antti Törmänen.