Cup im Eishockey. Der sportliche Wert hält sich in überschaubaren Rahmen. Der Cup hat im Vergleich zu einem Meistertitel ungefähr die gleiche gefühlte Bedeutung wie ein Sieg am Surentaler Frühjahrsschwinget im Vergleich zu einem Triumph beim Innerschweizerischen Teilverbandsfest.
SCB-General Marc Lüthi (ohne dessen Segen der Vertrag mit dem Cupveranstalter Infront Ringier von der Liga nicht bis 2021 verlängert worden wäre) sagt es so: «Der Cup hilft den kleinen Klubs in den Regionen und wir unterstützen alles, was das Eishockey fördert.»
Wo er recht hat, hat er recht: wenn die Amateurklubs in der ersten Runde im Herbst auf die renommierten Teams der beiden höchsten Ligen treffen, wird bei mildem Wetter eine Hockeyparty gefeiert und das Resultat ist Nebensache.
Der Ruhm ist schon ein wenig billig. Weil die Titanen der Liga den Sieg nicht mit letzter Konsequenz anstreben.
Ein Cupsieg mehrt das Ansehen eines Trainers nicht und noch keiner musste nach einer Cup-Niederlage um seinen Job bangen. Was trotzdem den sportlichen Reiz erhöht: die Überlegenheit der Klubs aus der höchsten Spielklasse ist nicht so gross wie anfänglich befürchtet worden ist. Inzwischen hat es bereits ein Amateurklub (Dübendorf) geschafft, im Herbst 2015 dem damaligen Meister Davos aus dem Wettbewerb zukippen (5:4 n.V).
Der Zustupf in die Klubkasse ist erfreulich. Infront-Ringier überweist insgesamt 1,65 Millionen Preisgelder an den Verband, die unter den 32 Teilnehmern aufgeteilt werden.
Rechenbeispiel: der EV Zug hat im laufenden Cup-Wettbewerb kein Heimspiel ausgetragen und darf sich doch über schöne Einnahmen freuen. Gewinnen die Zuger am Sonntag den Cup, dann lässt Cup-Chef Willi Vögtlin 30 Tage später insgesamt Prämien von exakt 355'000 Franken überweisen. Eine schöne Bescherung. Verlieren sie das Finale, kassieren sie immer noch eine Prämien-Gesamtsumme von 195'000Franken.
Die Lakers bekommen im Falle eines Cupsieg zwar«nur» Prämien von total 304'000 Franken und im Falle einer Niederlage «bloss» 144'000 Franken. Aus einem einfachen Grund: sie dürfen dafür die Zuschauereinnahmen für sich behalten. Das Stadion ist bereits ausverkauft und der Netto-Ertrag dürften gut und gerne 250'000 Franken betragen. Darüber hinaus bleiben ihnen auch die Zuschauer-Einnahmen aus dem Cup-Halbfinal gegen Langnau. Also auch eine schöne Bescherung für die Lakers. Im Cup darf das Heimteam alles Geld behalten und der Gast wird über höhere Prämien entschädigt.
Weil der Cup aber dann halt für den Titanen doch nicht ganz so wichtig ist, gibt es für die Spieler des «Grossen» keine Prämien. Sportchef Reto Kläy sagt: «Wenn wir den Cup gewinnen, zahlen wir etwas in die Mannschaftskasse. Es ist dann den Spielern überlassen, was sie damit anstellen.» Wie viel würde er in die Mannschaftskasse einzahlen? Fast ein wenig tadelnd sagt er: «Sie sollten doch wissen, dass solche Zahlen nicht öffentlich machen.»
Der Cup ist in der Saison 2014/15 nach 43 Jahren als kurzweilige Kommerzveranstaltung wieder eingeführt worden. Der Sportvermarkter Infront-Ringier suchte eine Einstiegsmöglichkeit ins Hockey-Business. Weil alle Wettbewerbe (Meisterschaft, Spengler Cup) schon besetzt waren, blieb nur die Kreation eines neuen Formates.
Zug hat im Cup noch nicht viel Ruhm und Ehre errungen:
Reto Kläy hat vor der Saison klar und deutlich erklärt, dass der Cup-Wettbewerb diesmal ernst genommen wird. Sein Wort hat ganz offensichtlich Gewicht und für die Spieler gilt: Wenn der Sportchef spricht, dann gehorche schnell und murre nicht.
Die Zuger haben durch Auswärts-Siege in Winterthur (4:1), in Lugano (4:3), in Kloten (4:3) und in Bern (3:2) zum ersten Mal das Finale erreicht. Und nun wollen sie zum ersten Mal seit dem Meistertitel von 1998 wieder einen «Chübel» holen.
Wie ein Blick zurück zeigt, wäre ein Cupsieg allerdings noch keine Garantie für ruhmreiche Playoffs. Mit Ausnahme der Lakers (Meister der Swiss League) ist der Cupsieger in der gleichen Saison nie Meister geworden.
Die bisherigen Finals (alle vor ausverkauftem Haus!):
Für die Lakers rockt der Cup sportlich. Ja, sie haben sich Kult-Status erarbeitet. Sie sind Titelverteidiger und es wäre in höchstem Masse respektlos, ihre Triumphfahrt zum Cup-Ruhm zum sportlichen Fasnachtsumzug abzuwerten.
Begonnen hat ihr Glück mit den 1/16-Finals zum letztjährigen Cupwettbewerb im Herbst 2017 in Winterthur.
Wenn wir diese Aufstellung von neun Siegen in Serie sehen – drei davon noch als Team der Swiss League gegen NL-Titanen errungen – dann verneigt sich auch der grösste Cup-Skeptiker.
Mag sein, dass der sportliche Ruhm aus dem Cup billig ist. Aber wer die sportlichen Lehren aus dem Cup nicht ernst nimmt, muss dafür teuer bezahlen. Im Rückblick sehen Kenner und Gewährsleute nämlich in der kläglichen Finalniederlage vom 4. Februar 2018 gegen die Lakers (2:7) den Anfang vom Ende der mehrals 20 Jahre währenden «Ära Del Curto» in Davos.
Und jetzt hat Arno Del Curto mit den ZSC Lions soeben schon wieder gegen die Lakers verloren.