Vor der Virus-Krise setzte das Hockeyunternehmen HC Davos rund 29 Millionen Franken um – 11 Millionen davon durch den Spengler Cup. Letzte Saison musste das Turnier abgesagt werden. Und der HCD hat überlebt. Mit einem Betriebsverlust von 3,8 Millionen. «Wir sind nun ohne Reserven in die neue Saison gestartet», sagt Präsident Gaudenz Domenig.
Eine Absage würde einen HCD ohne Reserven also viel härter treffen als letzte Saison. «Wir haben keinen Aktionär, der einfach so 14 Millionen einschiessen kann.» Der HCD-Vorsitzende meint damit wohl ZSC-Präsident Walter Frey. Sagt es aber nicht.
Was den HCD hart getroffen hat: Mit Bundesgeldern sind letzte Saison nur die entgangenen Ticket-Einnahmen aus Meisterschaftsspielen zu 50 Prozent abgegolten worden. Der Spengler Cup ist nicht unter diese Regelung gefallen.
Was nun? Gaudenz Domenig sagt, der Zeitpunkt für eine Absage sei längst vorbei. Nun werde alles unternommen, um das Turnier durchzuführen. In welcher Form sei offen. «Wir sind flexibel.» Von einem Spengler Cup wie geplant bis zu einer Absage sei alles möglich. «Dazwischen ist alles Spekulation.»
Zurzeit ist die drängendste Frage: Kann Sparta Prag aus Tschechien wegen der Quarantäne-Bestimmungen nach Davos kommen? Spengler Cup-Geschäftsführer Marc Gianola sagt: «Sparta will unbedingt kommen. Aber ob das möglich sein wird, hängt von Umständen ab, die wir nicht beeinflussen können.»
Also entwerfen die Bürogeneräle nun an den Kartentischen mögliche Alternativlösungen. Marc Gianola erklärt die möglichen Szenarien: «Wenn wir Absagen haben, gibt es verschiedene Möglichkeiten: Wir kehren zum Format mit fünf Teams zurück, das wir ja früher schon hatten. Oder wir ersetzen die Mannschaften, die nicht kommen können, durch solche aus dem näheren Ausland oder aus der National League.»
Aus dem näheren Ausland käme beispielsweise Bozen in Frage, der SCB des italienischen Hockeys. «Das würde uns natürlich freuen», sagt Bozen-Präsident und Besitzer Dr. Dieter Knoll. «Aber so kurzfristig wäre eine Teilnahme für uns fast nicht machbar.»
Welche Teams neben dem HC Davos und Ambri könnten aus der National League am Turnier teilnehmen? HCD-Präsident Gaudenz Domenig, ganz Anwalt, sagt es so: «Wir haben neben dem HCD und Ambri elf weitere Teams, die in Frage kommen.» Wird aber dann konkreter: «Wenn wir ein zusätzliches Team aus der Liga brauchen, dann werden wir wohl zuerst jene kontaktieren, die das Turnier in der Neuzeit schon mal bestritten haben.»
Das wären dann aus der National League wohl Lugano, Fribourg-Gottéron und Servette. Der HCD-Vorsitzende ergänzt: «Vergessen Sie nicht: Langnaus Präsident hat einmal gesagt, eine Spengler-Cup-Teilnahme wäre ein Traum ...» Was es wohl bleiben müsste: Die Langnauer haben mit Harri Pesonen und Jesper Olofsson bereits ihre beiden besten Skorer als Spengler-Cup-Verstärkungen für den HCD freigegeben.
Wäre es auch möglich, den Spengler Cup notfalls nur mit vier Teams durchzuführen? «Eher nicht», sagt Gaudenz Domenig. Die Durchführung des Spengler Cups 2021 hängt letztlich von den Einreise-Bestimmungen (Quarantäne) für die Teams aus Schweden, Tschechien und Finnland ab, auf die der HCD keinerlei Einfluss hat. Das Team Canada kann im Notfall mit Spielern aus der National League und der Swiss League und Coaches aus diesen beiden Ligen gebildet werden.
Die behördlichen Anordnungen für die Organisation, die bisher in Kraft sind oder diskutiert werden, dürften hingegen kein Problem sein. In erster Linie geht es um eine Maskenpflicht im Stadion und Sitzpflicht in der Restauration. Das ist machbar und dürfte wenig Einfluss auf den Publikumsaufmarsch haben.
Kann der Spengler Cup durchgeführt werden, rechnet Gaudenz Domenig mit gutem Verlauf und ähnlichem Ertrag wie vor der Virus-Krise. «Der Vorverkauf ist sehr gut angelaufen.»
Eine Absage können sich die Davoser eigentlich gar nicht leisten. Eine Absage würde den HCD wirtschaftlich sehr hart treffen und könnte zu einer sportlichen Redimensionierung (Budgetkürzung für die nächsten Jahre) führen. Aber untergehen würde der HCD nicht.
Finanziert wird dieses Hockey-Unternehmen, das dieses Jahr seinen 100. Geburtstag feiert, nicht nur von der Wirtschaft des Kantons Graubünden und seinen treuen Fans. Sondern mehr noch von Persönlichkeiten mit abgeschlossener Vermögensbildung aus dem Raum Zürich, einer der reichsten Gegenden der Welt.
Und hier hat HCD-Obmann Gaudenz Domenig ein Beziehungsnetz, dichter und weitreichender als das Wurzelwerk eines tausendjährigen Eichenbaumes. Er hat wohl recht, wenn er sagt, man habe keinen Aktionär, der mit einer Einlage von 14 Millionen helfen könne. Aber Gaudenz Domenig wird mehr als 14 Aktionäre finden, die in der Not mit einer Million helfen können.
Den haben andere Clubs auch nicht. Sie haben dazu nicht einmal einen Spengler-Cup der ihnen in guten Jahren das Kässeli füllt.