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Vor zwei Jahren rühmte SCB-General Marc Lüthi den neu eingeführten Schweizer Cup. Der SCB nahm den Wettbewerb ernst, gewann die Trophäe und verdiente wohl eine halbe Million. Mit dem SCB bekam ein Wettbewerb eine gewisse Bedeutung, der aus rein kommerziellen Gründen eingeführt worden ist, um einer Vermarktungsagentur Präsenz im Hockey zu ermöglichen. Der erste Final in Bern wurde von einer würdigen Kulisse gespielt. Der SCB bescherte dem Cup respektable Zuschauerzahlen und etwas Legitimität.
Den Folklore-Charakter hat der Cup allerdings nie verloren und auch nie eine echte sportliche Bedeutung gewonnen. Die erste Runde mit den Partien hat in der Provinz den 1. Liga-Teams eine schöne Party und gute Einnahmen beschert. Und mit Davos flog vor einem Jahr sogar der Meister gegen den Erstligisten Dübendorf aus dem Cup. Eine Sensation, die der Aussenseiter feiern durfte. Der HCD war zwar nicht mit allen Stars angetreten – aber immer noch mit einem respektablen Team. Arno Del Curto hatte nicht per Medienmitteilung verkündet, er komme vorwiegend mit Junioren.
Nun sind wir im dritten Jahr angelangt und der Cup verliert selbst in der Provinz nach und nach seinen Reiz. Lediglich 684 Zuschauerinnen und Zuschauer wollten die Ticino Rockets gegen den SCB sehen. Wiki-Münsingen spielte in einer halbleeren Arena gegen den EV Zug. Gerade noch 521 Unentwegte sahen in Morges den grossen EHC Biel. Für die Auseinandersetzung mit dem Lokalrivalen Olten interessierten sich in Aarau bloss 702 Männer, Frauen und Kinder. Ohne den SCB wird der Zuschauerschnitt in den nächsten Runden ins Bodenlose sinken.
Ausgerechnet der SC Bern hat diesen Wettbewerb ganz offiziell vollends lächerlich gemacht. Ohne Ausländer und nur mit zwei Spielern, die regelmässig in den ersten beiden Blöcken zum Einsatz kommen (Krueger, Kamerzin) blamierte sich der Meister beim NLB-Letzten und schied mit 1:2 nach Penaltys aus dem Cup-Wettbewerb aus.
Wie vorher per Medienmitteilung angekündigt(!) traten die Berner sozusagen mit einer verstärkten Elite-Junioren-Mannschaft an. Neben Cheftrainer Kari Jalonen stand auch Elite-Junioren- Coach Marco Bayer an der Bande.
Wie absurd der Cup geworden ist, zeigt sich auch daran, dass bei den Tessinern Torhüter Gauthier Descloux einer der Helden der «Sensation» war. Am Vorabend war er mit Ambri blamabel gegen die GCK Lions aus dem Cup geflogen. So einen Wettbewerb kann niemand mehr ernst nehmen.
Aber der grosse SCB-General Kari Jalonen hat sein Ziel erreicht. Er muss nicht mehr im Cup antreten und kann sich mit dem SCB auf die Champions Hockey League und die Meisterschaft konzentrieren.
Das Spiel am Freitag gegen den EV Zug hat dadurch einen besonderen Reiz: die Zuger die das Cupspiel gegen Wiki ernst genommen haben, bis auf Torhüter Tobias Stephan mit allen Tenören angetreten sind und 10:1 gewonnen haben, treffen auf die im Cup geschonten und ausgeruhten SCB-Stars, denen die ungeheure Belastung einer Busreise ins Tessin und eines schier unglaublich schweren Spiels gegen den NLB-Tabellenletzten nicht zuzumuten war.
Es wäre eine Peinlichkeit sondergleichen für Kari Jalonen, wenn sein SCB am Freitag gegen Zug verlieren sollte. Er müsste sich dann überlegen, seine so arg belasteten Stars bis zur Nationalmannschaftspause im November oder vielleicht gar bis zum Spengler Cup bei NLA-Auswärtsspielen nicht mehr einzusetzen um sie zu schonen.
Neben Hohn und Spott gibt es auch eine ganz seriöse Seite. Die Hauptsponsoren des Cups (die sechsstellige Summen in diesen Wettbewerb stecken) sollten dem Verband (Swiss Ice Hockey) eine Rechnung schicken und einen Teil des investierten Geldes zurückverlangen – Verbandsgeneral Florian Kohler kann dann den Betrag beim SCB einfordern.
Es kann nicht sein, dass der Verband einen Wettbewerb veranstaltet und vermarkten lässt und es zulässt, dass der wichtigste Klub und der Sieger der ersten Austragung (der SCB) offiziell erklärt, die Sache nicht ernst zu nehmen. Und es ist unverzüglich sicherzustellen, dass das staatstragende öffentlich-rechtliche Fernsehen keine Gebührengelder mehr für Übertragungen von Cupspielen verschleudert.
Die Verträge rund um diesen Cup-Wettbewerb laufen nun nach drei Jahren aus. Nächste Saison ist das Gedränge im Terminkalender mit dem Olympischen Turnier noch grösser. Ein idealer Zeitpunkt, mit dem Cup Schluss zu machen. Die drei Austragungen haben uns allerlei Kurzweil beschert (wie mit der Auslosungspanne im letzten Herbst) und Gelegenheiten zum Polemisieren gegeben – aber inzwischen wird unser Hockey mit dem Cup lächerlich gemacht. Und das darf nicht sein.