Trainer versuchen sich innerhalb eines Hockeyunternehmens eine Machtbasis aufzubauen. Manche werden allmächtig wie Arno Del Curto in Davos. Andere bleiben ohnmächtig wie Kevin Schläpfer in Kloten. In Langnau versucht Heinz Ehlers, sein Reich mit einem bedingungslos loyalen Assistenten abzusichern. Deshalb hat er sich bei der Vertragsverlängerung (um ein Jahr) ausbedungen, für nächste Saison den Assistenten selber auswählen zu dürfen.
Aber was, wenn schon ein Assistent da ist, mit dem alle ausser dem Cheftrainer zufrieden und restlos glücklich sind? Es geht ja nicht, Marco Bayer zu feuern. Er hat sich gut in Langnau eingelebt und ist ein angesehenes Mitglied der Dorfgemeinschaft geworden. Und so ist nun ein hockeydiplomatisches Meisterstück inszeniert worden, das selbst den alten Albert Bitzius* inspiriert hätte.
Hat nicht Marco Bayer schon mal durchblicken lassen, dass er gerne einen anderen Job machen würde? Und ist das Murren im Volk über Sportchef Jörg Reber nicht gar gross geworden? Ja, gewiss. Aber der Reber ist ein «gäbiger» und so schlecht hat er seine Arbeit auch nicht gemacht. Eine Entlassung kommt nicht in Frage. Was ist also zu tun? Betont nicht Präsident Peter Jakob zu Recht, wie wichtig das zweite Eisfeld und der Ausbau der Juniorenabteilung sei? Und wäre es nicht «gäbig», wenn sich einer mit umfassenden Kenntnissen um die gesamte Nachwuchsorganisation kümmern würde?
Und so sind nun klug die Jobs neu vergeben worden. Reber ist zum «strategischen Sportchef» befördert worden. Er kümmert sich um die gesamte sportliche Ausrichtung auch im Zusammenhang mit dem zweiten Eisfeld. Seine Position als Sportchef übernimmt Bayer. Um nach aussen einen tipptoppen Eindruck zu machen, sind formell Bewerbungen für den Posten eines Sportchefs entgegengenommen worden – neben Pascal Müller (Ex-Sportchef in Kloten) ist sogar SCB-Legende Marc Reichert auf diese Scharade hereingefallen und hat sich beworben. Natürlich hat am Ende Marco Bayer den Job bekommen.
Und nun ist der Weg frei, um die Forderung von Heinz Ehlers zu erfüllen. Er bekommt seinen neuen Assistenten und hat auch gleich gesagt, wen er haben möchte: Rikard Franzén. Der 50-jährige Schwede, einst Verteidiger beim SC Bern, arbeitet seit 2014 als Assistent in Lausanne. In den ersten Jahren noch unter Cheftrainer Heinz Ehlers.
Langnaus Sportchef Reber (er übergibt erst am 1. August an Bayer) ist beauftragt worden, Franzén als neuen Assistenten, als bedingungslos loyalen Diener von Heinz Ehlers, anzustellen. «König Heinz» formt sein Reich.
* = Der geneigte Leser ahnt vielleicht, um wen es sich bei Albert Bitzius handelt. Es war der bürgerliche Name des Pfarrers und Dichterfürsten Jeremias Gotthelf.