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Nach der zweiten Viertelfinal-Pleite unter Harold Kreis, hätte es eine einfache Lösung gegeben: Den Trainer entlassen und im Sturm aufrüsten.
Die Zuger haben eine andere Lösung gewählt. Sie transferierten Verteidiger Daniel Sondell und Dario Bürgler (mit einem Jahressalär 480'000 Franken der teuerste Schweizer Stürmer) aus laufenden Verträgen nach Lugano. Bürgler hatte das Heu mit dem Trainer nicht mehr auf der gleichen Bühne. Zudem beendete «Zauberflügel» und Topskorer Pierre-Marc Bouchard seine Karriere.
RECAP: Zug still perfect, win in Helsinki ➡️ https://t.co/1nX34EtasJ #CHL #IFKvsEVZ pic.twitter.com/IE5FZ9aebw
— Champs Hockey League (@championshockey) 2. September 2016
Wer soll nun die Tore produzieren? Auf den ersten Blick kein Problem: Es sind auf dem Transfermarkt «nur» 33 Tore verloren gegangen (Ramholt, Bürgler, Bouchard, Sondell). Zug hat jetzt vier ausländische Stürmer und Raphael Diaz.
Aber auf den zweiten Blick zeigt sich: Die neuen ausländischen Stürmer Carl Klingberg (letzte Saison in der KHL 63 Partien/9 Tore) und David McIntyre (letzte Saison in Finnland 64/16) sind keine Vollstrecker. Und mit Lino Martschini, Reto Suri haben nur zwei Flügel das Potenzial für mehr als 20 Tore. Die offensive Feuerkraft ist wahrscheinlich nicht meisterlich.
Immerhin ist der EVZ mit Rückkehrer Timo Helbling, Carl Klingberg und Johann Morant wieder fast so böse und hart wie im Meisterjahr 1998. Aber ist Zug auch so gut wie 1998? Wahrscheinlich nicht. Auf den Aussenbahnen fehlen neben Reto Suri und Lino Martschini weitere torgefährliche Flügel.
Dank einer starken Mittelachse (mit drei Ausländern) und Raphael Diaz ist Zug ein Titelaspirant. Aber einer mit gestutzten Flügeln (zu wenig Vollstrecker auf den Aussenbahnen).
Wäre das Wortspiel nicht gar zu simpel, so müssten wir sagen: Zug dreht sich mit seinem Trainer sportlich im Kreis. Der freundliche Harold Kreis hat in der Schweiz zwar zwei Meistertitel gefeiert. 2006 nach der Entlassung von Larry Huras in Lugano. Und 2008 bei den ZSC Lions. Seither hatte er kein Glück mehr und wurde in Düsseldorf und Mannheim entlassen.
In Zug droht ihm nach zweimaligem Scheitern im Playoff-Viertelfinal das gleiche Schicksal. Er hat zwar durchaus seine Qualitäten. Der langjährige Verteidiger mit Kultstatus kennt Eishockey. Er kann eine Mannschaft organisieren und stabilisieren. Und er ist ein guter Kommunikator, der nie den Anstand verliert, jede Niederlage schönredet und die Spieler nie öffentlich kritisiert.
In der Kabine ist er deshalb beliebt. Und mit einem konservativen Coaching ist er in der Qualifikation in Zug noch nie in eine Krise geraten. Weil er halt immer die Routiniers, die Besten einsetzt und, weil das Risiko zu gross ist, den jungen Spielern nur wenig Eiszeit gibt. Ein Trainer für den Alltag, aber nicht für die Weiterentwicklung der jungen Spieler und nicht für die Festtage der Playoffs. Ob das reicht, um im Frühjahr noch an der Bande zu stehen?
Zum ersten Mal seit der Saison 2001/02 steigt der EVZ ohne ausländischen Verteidiger in eine Saison. Alles steht und fällt mit dem Rückkehrer Raphael Diaz. Die Frage ist, ob der Nationalspieler so viel Verantwortung zu schultern vermag – er kann nicht viel besser spielen als vor seiner Abreise in die NHL. Er wird wohl Abend für Abend 25 Minuten Eiszeit verkraften müssen.
So oder so muss in Zug der Titel das Ziel sein. Der EVZ ist ein Musterunternehmen geworden. Der Klub ist schuldenfrei, wirtschaftet vernünftig, die Infrastruktur gehört zu den besten im Land und Präsident Hans-Peter Strebel hat genug Geld, um die Zuger Antwort auf Walter Frey (ZSC Lions) zu sein. Patrick Lengwiler ist einer der fähigsten Sportmanager im Land. Mit der «EVZ Academy» (NLB-Farmteam) und dem Trainingszentrum in Cham («Oym») ist der EVZ für die Gegenwart und die Zukunft exzellent aufgestellt.
Aber am Ende des Tages zählt gerade für ein wirtschaftlich so erfolgreiches Unternehmen wie Zug die sportliche Leistung. Die Zuger haben es noch nicht geschafft, aus ihren grandiosen Voraussetzungen ein sportliches Maximum herauszuholen. Wird nicht mindestens das Finale erreicht, ist die sportlichen Zielsetzung nicht erfüllt.
Niveau knapp gehalten.
Kann Josh Holden die neue Captain-Bürde mit Würde tragen – oder neigt der charismatische Leitwolf unter dieser Belastung zum Ausrasten?
Nicht mehr so hoch wie letzte Saison.