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Eismeister Zaugg

Wie der SC Bern in den Playoffs dominieren kann

Die Berner mit Marc Kaempf, mitte, feiern das 2:5 fuer Bern beim Eishockey Meisterschaftsspiel in der Qualifikation der National League zwischen dem EV Zug und dem SC Bern vom Freitag, 22. Dezember 20 ...
Der SC Bern setzt ein Ausrufezeichen.Bild: KEYSTONE
Eismeister Zaugg

Oha, der SCB kann doch «böse» sein

Der Meister «zerstört» Zug, siegt 5:2 und setzt ein kräftiges Ausrufezeichen. Diese Zuger dürften in den Playoffs für die Berner bloss ein Freilos sein.
23.12.2017, 12:1523.12.2017, 14:34
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Warum hat Zug ein wildes, intensives Spektakelspiel verloren? Diese Frage treibt uns um. Denn Zug definiert sich in seinem Selbstverständnis nach dem Finale vom letzten Frühjahr richtigerweise nicht mehr über Erfolge gegen Ambri oder Gottéron. Sondern über Siege gegen Titanen wie Bern.

Es sind solche Spiele wie am Freitagabend, die zählen. Mag sein, dass im März niemand mehr von einer Niederlage im Dezember spricht. Aber ein so emotionales Spiel wie Hockey ist eben auch Kopfsache. Gerade für aufstrebende Teams wie Zug sind Niederlagen gegen den Meister wie Nadelstiche ins Selbstvertrauen. Für die Berner ist der Sieg eine wichtige Pflichtaufgabe. Unter dem Motto: «Zug den Meister zeigen». Die ist erledigt. Langnau, Biel, Ambri, Servette oder Kloten muss man nicht den Meister zeigen. Weil die im Frühjahr kein Faktor mehr sein werden, wenn für den SCB das wahre Hockey beginnt.

Mark Arcobello, links, von Bern und Raphael Diaz, rechts, von Zugu beim Eishockey Meisterschaftsspiel in der Qualifikation der National League zwischen dem EV Zug und dem SC Bern vom Freitag, 22. Deze ...
Die Berner scheuen den Nahkampf nicht mehr.Bild: KEYSTONE

Für Zug hingegen ist es eine Niederlage, die lange nachhallen wird und Zweifel bleiben zurück: «Sind wir am Ende doch nicht gut genug für den Titel?». Zweifel, die in den Playoffs zur Neurose werden können.

Zug macht viel zu viele Fehler

Für Zug gilt nach diesem ernüchternden 2:5: Wer den Meister besiegen will, wer gar Meister werden möchte, darf nicht so viele Fehler machen und darf sich vor allem nicht so naiv provozieren lassen.

Sven Senteler, mitte, von Zug im Spiel gegen Beat Gerber, rechts, von Bern beim Eishockey Meisterschaftsspiel in der Qualifikation der National League zwischen dem EV Zug und dem SC Bern vom Freitag,  ...
Bild: KEYSTONE

Im ersten Drittel sehen wir den weichen SCB, der sich auf sein Talent verlässt und nicht so recht bei der Sache ist. Den «Larifari-SCB». Auch Leonardo Genoni ist nur Durchschnitt. Zug rockt und führt 2:0.

Aber dann sehen wir nach der ersten Pause endlich, endlich, endlich wieder einmal den wahrhaftigen, den bösen, den echten, den unverwechselbaren, den urigen, den meisterlichen SC Bern. Der SCB kann also doch «böse» sein. Und wie!

Einstellung beim SCB stimmte endlich wieder

Die Berner erhöhen als Reaktion auf das 0:2 die Intensität und die Bösartigkeit und sie «zerstören» ihren Gegner. Es ist, als ob die Zuger von den grimmig entschlossenen Bernern in die Flucht geschlagen werden.

Die Berner Simon Bodenmann, links, und Marc Kaempf, rechts, feiern das 2:5 fuer Bern beim Eishockey Meisterschaftsspiel in der Qualifikation der National League zwischen dem EV Zug und dem SC Bern vom ...
Die Berner drücken aufs Tempo und dann geht's ab.Bild: KEYSTONE

Der Meister war in Zug mit einer ganz anderen Einstellung bei der Sache als in den Wochen mit den Heimniederlagen gegen die SCL Tigers und Biel. Es ist eben wichtiger, gegen den Vorjahresfinalisten Präsenz zu markieren als gegen Mannschaften, die in den Playoffs sowieso kein Faktor sein werden.

Zugs Trainer Harold Kreis suchte gar keine Ausreden. Er schildert den kläglichen Untergang seiner Mannschaft ganz sachlich und ohne Zorn so: «Die Berner gingen uns nach dem 2:0 mit ihrer Härte und mit Provokationen unter die Haut und wir liessen uns vom Spiel ablenken. Wir verloren die Konzentration und die Balance. Wir waren mal zu aggressiv und dann wieder zu passiv.» Dem ist nichts beizufügen.

Ausfall des Leitwolfs nicht zu kompensieren

Dass Garrett Roe nach dem ersten Drittel in der Kabine bleiben musste, war also kein entscheidender Faktor. Der Amerikaner litt nach einem Check unter Kopfschmerzen und wurde nicht mehr eingesetzt. Ob er heute in Langnau wieder spielen kann, ist offen.

Roe Garrett von Zug beim Eishockey Meisterschaftsspiel in der Qualifikation der National League zwischen dem EV Zug und dem SC Bern vom Freitag, 22. Dezember 2017 in Zug. (PPR/Urs Flueeler)
Für Garrett Roe war das Spiel nach dem ersten Drittel vorbei.Bild: PPR

Gewiss, die Zuger spielten mutig, leidenschaftlich, manchmal etwas wild. Aber nach dem Ausfall des offensiven Leitwolfes zeigte sich ein beunruhigender Mangel an Führungskräften: Die vermeintlichen Leitwölfe wie Raphael Diaz, David McIntyre oder Reto Suri vermochten keine Akzente zu setzen. Sie waren fleissige, brave Mitläufer.

Der SCB als grosse, furchteinflössende «Hockeymaschine». Was macht eine «Hockeymaschine» aus? Es ist das Spiel ohne Scheibe. Die Laufwege ohne Puck. Dann wird das Spiel für den Gegner unberechenbarer und gegnerische Fehler können noch besser ausgenützt werden.

Zu dieser «maschinellen» Überlegenheit gehörte ein besseres Powerplay, die Fähigkeit, sein Talent mit Härte und Provokationen zu schützen und zu würzen. Die Stilsicherheit, um auch den Ausfall von Leitwölfen zu kompensieren – der SCB demütigte Zug ohne seinen wuchtigsten und seinen smartesten Schweizer Spieler. Ohne Captain Simon Moser und Gaëtan Haas.

Zug kann Bern herausfordern, wenn ...

Die Art und Weise, wie der SCB dazu in der Lage war, das Tempo, die Härte, die Intensität und die Konzentration zu erhöhen, ist bemerkenswert. Es schien, als habe Kari Jalonen an der Bande einfach das Handzeichen zum Umschalten und Siegen gegeben.

Zugs Torhueter Tobias Stephan, Zugs Johann Morant und Zugs Raphael Diaz, von links, beim Eishockeyspiel der National League zwischen dem EV Zug und dem EHC Kloten, am Freitag, 15. Dezember 2017, in de ...
Von ihm hängt's ab: Torhüter Tobias Stephan.Bild: KEYSTONE

Die Zuger hätten dieses zeitweise wilde, intensive und mitreissende Spiel trotz allem viel länger offenhalten können. Wenn sie den besseren Torhüter gehabt hätten.

Tobias Stephan ist im Startdrittel (2:0) ein grosser, im Mitteldrittel (0:4) ein knapp durchschnittlicher und im letzten Drittel (0:1) ein guter NLA-Torhüter.

Um es auf den Punkt zu bringen: Zug kann Bern nur herausfordern, wenn Tobias Stephan (Fangquote 87,50 %) mindestens auf Augenhöhe von Leonardo Genoni (Fangquote 92,86 %) spielt.

Zug hat nun seit dem Finale dreimal gegen den SC Bern verloren. 3:6 (h), 1:2 (a) und nun erneut auf eigenem Eis (2:5). Beim SCB ist eine taktische und spielerische Weiterentwicklung seit dem Titelgewinn erkennbar. Beim EV Zug hingegen nicht. Vieles spricht dafür, dass diese Zuger, sollten sie denn auf den SCB treffen, für die Berner in den Playoffs ein Freilos sein werden.

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quelle: keystone / fabrice coffrini
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16 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Darkside
23.12.2017 13:04registriert April 2014
Der erste Freilos-Artikel der Saison, darauf ein Bierchen.
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goldmandli
23.12.2017 14:13registriert November 2014
Wenn wir etwa gelernt haben, dann dass die Zaugschen Freilose gewinnen.
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Yannick Hürlimann
23.12.2017 13:45registriert September 2016
Letztes Jahr galt Zug auch als Freilos und war laut Zaugg für alle Teams der Wunschgegner in den Playoffs, Hat dann aber erst im Final geendet.
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