Die Eishockey-Saison ist zu lang. Wer für die Nationalmannschaft spielt kommt wegen der unsinnigen künstlichen Aufblähung der Saison durch europäische Operetten- Klubwettbewerbe, durch Nationalmannschafts- Testpartien während der Saison, Saisonvorbereitungsspiele, Qualifikation, Playoffs, Cup, WM-Vorbereitung und WM auf rund 100 Spiele. Die Saison ist dann erst in der zweiten Hälfte Mai zu Ende.
Es gibt Spieler, die halten diese Belastung aus. Aber nicht jeder ist gleich. Priorität hat die Karriere beim Klub. Dort verdient einer sein Geld. Also muss er alles tun, damit er für den Klub sein bestes Hockey spielen kann. Und alles vermeiden, was seine Leistungsfähigkeit schmälern könnte.
Ein Spieler muss auf seinen Körper hören. In diesem Sommer habe ich mich ausführlich mit Sandy Jeannin über dieses Thema unterhalten. Er ist 38 und steht wegen den Folgen von Gehirnerschütterungen vor dem Ende seiner Karriere.
Er sagte unter anderem, dass er der Erholung wahrscheinlich zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt habe. Er hat für die Schweiz 14 internationale Turniere (WM und Olympia) bestritten. Wäre er in einer besseren Situation, wenn er ab 28 auf Nationalmannschaftseinsätze verzichtet hätte um sich mehr Erholung zu gönnen? Zumindest kann diese Frage diskutiert werden.
Wenn ein Spieler zum Schluss kommt, dass es für seine Gesundheit besser ist, auf die Einsätze mit der Nationalmannschaft zu verzichten, dann ist dieser Entscheid zu respektieren und nicht zu kritisieren.
Roman Wicks Nationalmannschafts-Rücktritt regt zum Nachdenken an: Wird im Eishockey genug zum Schutz der Gesundheit der Spieler getan? Diese Frage können wir nicht mit Ja beantworten. Nach wie vor gibt es zu viele Gehirnerschütterungen und diese Verletzungen sind auch eine Folge der Regeländerungen («Null Toleranz»), die eine Öffnung des Spiels, eine Erhöhung des Tempos und damit eine massive Vergrösserung der Aufprallenergien bei Zusammenstössen mit sich bringen.
Die Ausweitung der Belastung durch europäische Wettbewerbe, die in dieser Form ausser Spesen nichts bringen, und durch einen Zirkus-Cup (dessen Spiele gegen unterklassige Teams ein nicht zu unterschätzendes Gefahrenpotenzial bergen) geht ebenfalls auf Kosten der Spieler.
Wer nun argumentiert, in der NHL mit 82 Qualifikationspartien plus Playoffs sei das alles kein Problem, irrt sich. Auch in der wichtigsten Liga der Welt ist die Gesundheit der Spieler (Gehirnerschütterungen) ein ständiges Thema. Und NHL-Profis aus allen Ländern verzichten immer wieder auf eine WM-Teilnahme.
Eishockeyspieler werden besser bezahlt als «gewöhnliche» Angestellte. Es ist die Entschädigung dafür, dass sie hohe Risiken eingehen, und sie verdienen nur während einer verhältnismässig kurzen Lebensspanne viel Geld. Wenn einer sich dazu entschliesst, diese Zeit optimal zu nutzen, alles zu tun, dass er für seinen Arbeitgeber die bestmögliche Leistung erbringen kann und deshalb auf eine Zusatzbelastung verzichtet, dann handelt er professionell. So gesehen ist Roman Wick ein Musterprofi.