Der Eishockey-Cup ist eigentlich eine gute Sache. Er hat in diesem Herbst schon für mehrere Hockey-Volksfeste gesorgt. Weitere werden im Dezember folgen. Vor allem wenn die SCL Tigers gegen den SC Bern antreten.
Aber dieser Wettbewerb leidet an Ursünden, die fast nicht mehr zu korrigieren sind. Darauf zielt letztlich Arno Del Curtos durchaus berechtigte Kritik.
Dass Medien Wettbewerbe erfinden, um Geschäfte zu machen, ist nicht neu. Sogar die Tour de France ist so entstanden. Dass Sport ein Business ist, stört im 21. Jahrhundert eigentlich niemanden mehr. Nur sollte die ganze Sache nicht gar zu plump aufgezogen werden.
Der Cup im Eishockey ist eine reine Geschäftsidee. Erfunden von Armin Meier, dem Chef der Vermarktungsagentur InfrontRingier. Er suchte eine Einstiegsmöglichkeit ins Eishockey. Weil alle wichtigen Wettbewerbe besetzt waren, erfand er halt einen neuen: den Cup.
So weit, so gut. Aber von allem Anfang an ist die Sache so plump aufgezogen worden, dass die aktuelle Kritik geradezu programmiert war.
Erstens hängt die sportliche Glaubwürdigkeit von einem fairen Auslosungsverfahren ab. Entweder wird ausgelost oder nicht ausgelost. Schwarz oder weiss. Schwanger oder nicht schwanger. Der Geburtsfehler des Cups ist es, dass bei der ersten Runde durch eine unsinnige Regionalisierung schon von allem Anfang an an der Auslosung herumgeschraubt worden ist. In einem so kleinen Land wie der Schweiz einen nationalen Cup zu regionalisieren, ist absurd.
Zweitens hat sich der Cup so unverfroren mit dem «Blick» ins Bett gelegt, dass Kritik geradezu provoziert wird. Die Zeitung gehört, wie InfrontRingier, zum Medien-Milliardenkonzern Ringier. Konzerneigene Interessen hat die Zeitung zu berücksichtigen. Eine Stärke unserer Hockeykultur ist die durch Rivalitäten angeheizte Dynamik. Aber bei der Enge unseres Landes gehören eben auch Misstrauen und die Liebe zu Verschwörungstheorien dazu.
Wenn ein Wettbewerb so offensichtlich von der einzigen Boulevard-Zeitung im Land forciert wird, wenn die Spiele im Internet nur auf der «Blick»-Webseite zu sehen sind, dann darf sich niemand wundern, wenn die Sache da und dort den Schwefelgeruch des Unseriösen bekommt.
Die Hoheit in diesem Wettbewerb hätte von allem Anfang an und in allen Bereichen beim Verband (Swiss Ice Hockey) bleiben müssen. Auch so wäre es für InfrontRingier möglich gewesen, gute Geschäfte mit der Vermarktung zu machen. Und Swiss Ice Hockey hätte niemals eine so einseitige mediale Bindung mit dem «Blick» akzeptieren dürfen.
Wenn schon, dann müssten die Internet-TV-Übertragungen über die eigene verbandseigene Webseite laufen – und dort könnte Werbung ja auch verkauft werden. Dieser Cup entlarvt auch die Führungsschwäche des Verbandspräsidenten Marc Furrer. Stossend ist zudem, dass das Staatsfernsehen diesen so offensichtlichen Geschäftemacherei-Wettbewerb unterstützt und den Cup-Final übertragen will.
Ungeschickte Äusserungen der Liga-Generäle schüren noch das latent vorhandene Misstrauen. So hat ein hochrangiger Funktionär nach dem Spiel Langenthal–Lakers mit dem Eishockeychef der angesehenen Nachrichtenagentur «Sportinformation» zum Nachtessen vor dem Cupspiel SCL Tigers gegen den SC Bern im Hirschen zu Langnau abgemacht – da war die Auslosung noch gar nicht gemacht.
Ob es ein Spass war oder nicht, ist unerheblich. Solche Episoden untergraben letztlich die Glaubwürdigkeit und es ist kein Wunder, hat dann die «Sportinformation» die von Arno Del Curto im TV-Interview mit dem «Teleclub» geäusserte Kritik an alle Medien verbreitet. Und letztlich ist die regionale Verbreitung der Viertelfinals so auffällig und die Schlagerpartie zwischen den SCL Tigers und dem SC Bern so klar und zwingend, dass diese Auslosung ganz einfach Misstrauen weckt.
Arno Del Curto ist halt der ehrlichste Mann des gesamten Eishockeygeschäftes. Er hat in seiner offenen, ehrlichen Art nur das öffentlich zu sagen gewagt, was so viele denken, aber nicht zu sagen wagen: Dass im Cup gemischelt und gemauschelt wird.
Ich gehe davon aus, dass dies nicht der Fall ist. Dass alles mit rechten Dingen zu und her geht. Aber durch naives, gedankenloses, unüberlegtes und teilweise sogar arrogantes Vorgehen der Verantwortlichen ist der Eindruck entstanden, es sei vielleicht gemischelt und gemauschelt worden. Diesen Schwefelgeruch bringt der Cup nicht mehr aus den Kleidern. Und das ist sehr, sehr schade.