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Mit der ersten Halbfinalpartie gegen die ZSC Lions beginnt nach fast zwei Jahren beim SCB für Kari Jalonen der Ernst des helvetischen Hockeylebens.
Ja, gewiss, diese Behauptung mag polemisch oder sogar respektlos klingen. Immerhin hat der SCB mit dem finnischen Erfolgstrainer zweimal die Qualifikation und einmal die Meisterschaft gewonnen. Ich verbeuge mich so tief ich es vermag.
Die Dominanz der Berner trägt die Handschrift eines grossen Trainers. Kari Jalonen hat dieses unberechenbare Spiel auf rutschiger Unterlage so berechenbar gemacht wie keiner seiner Vorgänger in Bern. Und wie kein anderer Trainer seit John Slettvolls «Grande Lugano» Ende der 1990er Jahre. Detailarbeit Tag für Tag. Das SCB-Spiel funktioniert nach der Philosophie der japanischen Architektur: so einfach und so funktionell wie möglich und katastrophensicher. Die einfachen Dinge richtig machen. Keine spielerischen Schnörkel im Landhaus-Stil.
Der SCB hat nicht die talentiertesten Einzelspieler. Aber den besten Torhüter (Leonardo Genoni) und die beste Spielorganisation. Wie sehr die Überlegenheit auch taktischer Natur ist, mag eine Statistik zeigen: die Berner haben am wenigsten Strafminuten in der Qualifikation und nun auch im Viertelfinale abgesessen. Sie sind das disziplinierteste, taktisch intelligenteste, aber nicht das weichste Team.
So ist aus dem SCB eine praktisch fehlerfrei laufende, unheimlich gut funktionierende Hockey-Maschine geworden. Sie rollte unaufhaltsam zu zwei Qualifikationssiegen und einem Meistertitel. Und rollt nun scheinbar unaufhaltsam dem dritten Titel in Serie entgegen. Dem zweiten unter Kari Jalonen.
Und doch steht die grosse Bewährungsprobe noch aus. Hand aufs Herz: die Playoffs im letzten Frühjahr konnte, durfte Kari Jalonen ganz einfach nicht verlieren. Biel war im Viertelfinale ein Freilos. Lugano spielte im Halbfinale tapfer. Aber auch da wäre ein Scheitern schmählich gewesen: unter Lars Leuenberger hatte der SCB 2016 gegen Lugano das Finale gewonnen.
Es konnte einfach nicht sein, nun unter dem grossen Kari Jalonen ein Halbfinale gegen diesen Gegner zu verlieren. Und von der ersten Sekunde an war klar, dass der SCB das Finale gegen Zug nicht verlieren konnte. Wenn Harold Kreis an der Bande, Raphael Diaz in der Verteidigung und Tobias Stephan im Tor stehen, dann ist es unmöglich, einen Titel zu gewinnen. Bei Lichte besehen war auch das Finale von 2017 ein Freilos für den SCB. Und über das soeben gewonnene Viertelfinale gegen das Operettenteam aus Genf wollen wir gar nicht erst ein Wort verlieren.
Aber nun die ZSC Lions. Zum ersten Mal tritt der SCB in den Playoffs unter Kari Jalonen gegen eine Mannschaft an, die sich nicht einschüchtern lässt. Die ein unerschütterliches Selbstvertrauen hat, weil sie weiss, wie man den SCB besiegt. Auf eigenem Eis und auswärts. Und die mit Lukas Flüeler einen starken Meister-Torhüter als Rückhalt hat. Der bessere Torhüter wird diese Halbfinalserie letztlich entscheiden. Entweder der 29-jährige Titan und Blocker Lukas Flüeler (192 cm/99 kg) oder der 30-jährige flinke Hexer Leonardo Genoni (180 cm/80 kg).
Verliert Kari Jalonen gegen die ZSC Lions, dann wird er als guter, aber gewöhnlicher Trainer in die SCB-Geschichte eingehen. So ungefähr auf Augenhöhe mit Larry Huras, Antti Törmänen und Lars Leuenberger. Im Falle eines Sieges jedoch als einer der Grössten aller Zeiten. Weil er dann als erster SCB-Trainer seit Bill Gilligan zweimal hintereinander Meister wird. Die Meisterschaft 2018 wird nämlich in diesem Halbfinale entschieden. Der Sieger hat anschliessend im Finale gegen Biel oder Lugano ein Freilos.
Der Tipp? Nachdem ich alle Viertelfinals richtig getippt habe, mag ich mein Glück nicht mehr strapazieren, tippe wie ein Politiker, der Bundesrat werden möchte und sage: Beide können gewinnen. Der Verstand sagt: der SCB kommt ins Finale. Das Bauchgewühl warnt: die ZSC Lions schaffen es. Denn die Zürcher sind auf einer Mission. Der SCB hat hingegen seit Mitte November keinen echten Ernstkampf mehr bestritten. Der Meister konnte es sich sogar leisten, in «Folklore-Qualifikationsspielen» gegen Langnau, Biel, Lausanne oder Servette zu verlieren ohne den Qualifikationssieg zu gefährden.
Die SCB-Saison beginnt erst am Dienstag mit dem ersten Halbfinalspiel gegen die ZSC Lions.