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Das Rapperswil-Jona des Südens: Lugano und die schlechte Angewohnheit des Verlierens

Bern feiert den Einzug in die nächste Cup-Runde, Lugano hat wieder einmal das Nachsehen.
Bern feiert den Einzug in die nächste Cup-Runde, Lugano hat wieder einmal das Nachsehen.Bild: Michela Locatelli/freshfocus
Notorisch erfolglos

Das Rapperswil-Jona des Südens: Lugano und die schlechte Angewohnheit des Verlierens

Der SC Bern besiegt Lugano im Cup 3:2 nach Verlängerung. Das muss Lugano zutiefst beunruhigen. Die Tessiner patzen immer, wenn es darum geht, eine Runde weiter zu kommen.
29.10.2014, 07:4230.10.2014, 10:45
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Wir können jetzt sagen: Es ist ja nur der Cup. Ein Retorten-Wettbewerb, den noch niemand so recht ernst nimmt. Die Meisterschaft ist alles, was zählt. Aber mit dieser Argumentation machen wir es uns zu leicht. Grosse Mannschaften – und Lugano muss bei seiner ruhmreichen Tradition und dem investierten Geld den Anspruch haben, eine grosse Mannschaft zu sein – wollen jedes Spiel gewinnen. Sonst gehen sie nicht aufs Eis. Nur so wird Gewinnen eine Gewohnheit.

Der HC Lugano hat seit dem Meistertitel von 2006 nie mehr eine Partie gewonnen, bei der es darum geht, eine Runde weiter zu kommen. Lugano hat seit 2006 alle Playoff-Serien verloren (gegen Kloten, Davos, Bern, Fribourg, Zug und Servette), zwischendurch sogar zweimal die Schmach der Playouts durchlitten (2008, 2011) und nun auch das Achtelfinale im Cup verloren. Seit nunmehr acht Jahren ist Lugano ein notorisches Verliererteam. Sozusagen ein Rapperswil-Jona des Südens. Ein bisschen glamouröser und viel teurer als die Lakers. Aber am Ende des Tages genauso notorisch erfolglos.

Zwischendurch wird auch gejubelt, doch am Ende zieht Lugano immer den Kürzeren.
Zwischendurch wird auch gejubelt, doch am Ende zieht Lugano immer den Kürzeren.Bild: Michela Locatelli/freshfocus

Eine verpasste Gelegenheit

Diese Saison ist eigentlich vieles anders geworden. Lugano erinnert im Herbst 2014 zeitweise an das meisterliche «Grande Lugano» der späten 1980er Jahre. Trainer Patrick Fischer hat den welschen Schlendrian weitgehend ausgetrieben.

Die Cup-Partie gegen den SC Bern war nun eine wunderbare Gelegenheit, endlich einmal ein Spiel zu gewinnen, das wirklich zählt. Ein Test um zu sehen, ob Lugano endlich, endlich wieder eine Winner-Mentalität entwickelt hat.

Lugano-Trainer Patrick Fischer hat dem Team noch keine Winner-Mentalität eingeimpft.
Lugano-Trainer Patrick Fischer hat dem Team noch keine Winner-Mentalität eingeimpft.Bild: KEYSTONE

Lugano hat die Spieler, doch es fehlt ein Konzept

Die Art und Weise, wie Lugano dieses phasenweise intensive, schnelle und hochstehende Spiel verloren hat, sollte Trainer Patrick Fischer beunruhigen. Das Resultat ist viel zu knapp ausgefallen. Seine Mannschaft hatte gar keine echte Siegeschancen.

Die Absenzen spielen bei der Beurteilung keine Rolle. Nur Verlierer jammern über Absenzen. Auch dem SCB fehlten wichtige Spieler (Moser, Jobin, Ruefenacht). Lugano hatte bei weitem die Spieler, um den SC Bern aus dem Cup zu kippen. Aber nach wie vor noch nicht das Konzept und die Einstellung. Wie immer seit 2006.

Die Berner sind hingegen drauf und dran, den Schwefelgeruch des Verlierens aus den Kleidern zu spielen. Sie treten immer stilsicherer, selbstsicherer und bissiger auf. Ihr Spiel wird immer geradliniger und präziser. Sie dominierten die Räume vor dem eigenen und dem gegnerischen Tor und sie beherrschten die Mittelzone. Sie machten weniger Fehler und gewannen mehr Zweikämpfe. Sie hätten die Partie schon in den ersten 30 Minuten entscheiden müssen.

Die Bären beissen wieder. Bern dominiert Lugano auch in den Zweikämpfen.
Die Bären beissen wieder. Bern dominiert Lugano auch in den Zweikämpfen.Bild: Michela Locatelli/freshfocus

Lugano liess sich den Schneid abkaufen, zog das Spiel in die Breite und verbrauchte Energie in Räumen, die im Eishockey Niemandsland sind. Deshalb war das Schussverhältnis so klar zu Gunsten des Gegners (19:26). Selbst der wundersame Ausgleich 81 Sekunden vor Schluss, mit sechs gegen vier Feldspieler erzielt, beflügelte Lugano nicht. In der Verlängerung machte der SCB kurzen Prozess.

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Keiner weiss mehr wie es geht

Wer wissen will, wie es um den SCB steht, findet eine Antwort auch in der Statistik. Letzte Saison hat der SCB in Lugano beide Partien sang- und klanglos verloren (1:5 und 0:4). In der Meistersaison 2012/13 hingegen einmal und in der Finalsaison 2011/12 sogar zweimal in Lugano gewonnen.

Siegen ist eine Gewohnheit. Verlieren auch. Lugano hat in diesem Herbst schon mehrmals und eindrücklich gezeigt, dass es wieder grandioses Hockey spielen kann. Aber auch unter Patrick Fischer hat die Mannschaft die schlechte Gewohnheit des Verlierens trotzdem noch nicht überwunden. Lugano hat inzwischen alles (und mit Daniel Manzato in der aktuellen Form auch den Torhüter), um in der Qualifikation und in den Playoffs weit zu kommen. Aber niemand scheint mehr zu wissen, wie das eigentlich geht. Es bleiben in der Qualifikation weitere 33 Spiele zum Üben.

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