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Wem die Stunde schlägt: Die Lakers sind endlich in der Ligaqualifikation

Nach der finalen Pleite gegen Ambrì müssen die Lakers in der Ligaqualifikation antreten.
Nach der finalen Pleite gegen Ambrì müssen die Lakers in der Ligaqualifikation antreten.Bild: KEYSTONE
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Wem die Stunde schlägt: Die Lakers sind endlich in der Ligaqualifikation

Zum ersten Mal müssen die Rapperswil-Jona Lakers in der Ligaqualifikation um den Klassenerhalt spielen. Ob gegen die SCL Tigers oder Olten ist einerlei: Die Zeit für den ersten Abstieg der Klubgeschichte ist gekommen.
29.03.2015, 08:0829.03.2015, 12:58
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«Lohn der Angst» ist ein Schwarz-Weiss-Film, der eine dramatische Geschichte erzählt: Zwei Männer transportieren mit einem alten Lastwagen eine Ladung hochexplosives Nitroglyzerin über die Berge. Sie schaffen es, kassieren die Prämie – und verunglücken, als alle Gefahren vorüber waren, auf dem Rückweg.

Ein Ausschnitt aus «Lohn der Angst».
Ein Ausschnitt aus «Lohn der Angst».bild: twitter/arte

«Lohn der Angst» mahnt ein wenig an die Lakers. Sie haben jahrelang alle Gefahren überstanden und sich in der Liga gehalten. Nun schien eigentlich die Gefahr vorüber. Die Lakers sind als Hockeyunternehmen gut strukturiert und wirtschaftlich durch den Milliardär Hans-Ueli Rihs abgesichert. Sie haben mit Anders Eldebrink den Wunschtrainer und bereits ein tolles Farmteam-Projekt in der NLB mit Herisau aufgegleist, um eine breitere Basis zu bekommen. Aber jetzt ist die Abstiegsgefahr so gross wie nie.

Auch die SCL Tigers hat es im Frühjahr 2013 erwischt, als alle glaubten, man sei endlich, endlich nach Jahren des Bangens und des Zitterns definitiv in der NLA angekommen und für lange, lange Zeit gerettet. Das Stadion wunderbar neu renoviert und im Herbst 2012 eingeweiht. Mit John Fust, dem Vater des Play-off-Wunders von 2011, den perfekten Trainer und dank dem neuen Stadion nun auch die wirtschaftlichen Grundlagen für die höchste Liga. Dann hat es die SCL Tigers im Frühjahr in der Ligaqualifikation gegen Lausanne doch erwischt.

Zähe Lakers in den letzten Jahren

Siebenmal hintereinander haben die Lakers nun die Play-offs verpasst. Sie sind nacheinander auf den Rängen 10, 10, 11, 12, 11, 12 und 12 gelandet. Sie kamen also in den letzten vier Jahren dreimal nicht mehr über den letzten Platz hinaus. Wir können die Widerstandsfähigkeit dieses Sportunternehmens bewundern. Ja, wir können uns davor sogar verneigen.

Die Lakers: Immer wieder gefallen, immer wieder aufgestanden.
Die Lakers: Immer wieder gefallen, immer wieder aufgestanden.Bild: KEYSTONE

Wir können es aber auch ganz nüchtern betrachten. In dieser Saison haben es die Lakers übertrieben. Seit Ende September sind sie ausser Konkurrenz durch die Qualifikation getingelt. Die Resultate waren unerheblich. Ob Sieg oder Niederlage spielte gar keine Rolle mehr. Der letzte Platz war bereits sicher. Trainer und Spieler konnten sich seit September auf die Play-outs vorbereiten. Dabei wurden sie zuletzt in der Platzierungsrunde übermütig und verzichteten schon mal auf den Einsatz ihrer besten Spieler. Nun sind sie in den Play-outs gegen Ambrì kläglich gescheitert.

Es widerspricht allen Grundsätzen des gesunden Leistungssportes, wenn sieben Jahre Versagen keine sportlichen und wirtschaftlichen Konsequenzen haben. Die jahrelange, permanente sportliche Überforderung hat ihre Spuren hinterlassen. Die Lakers sind im Laufe dieser Zeit durch und durch Verlierer geworden. Der Trainer und die Spieler. Deshalb sind sie jetzt zum ersten Mal in die Ligaqualifikation verbannt worden.

Olten und die Tigers auf Augenhöhe

Dort treffen sie entweder auf Olten oder die SCL Tigers. Zwei Teams, die aufsteigen wollen und können. Es wird keine Operetten-Ligaqualifikation wie zuletzt jene mit den NLB-Meistern Langenthal und Visp. 

Möglicherweise wären die SCL Tigers der noch schwierigere Gegner. Weil die Langnauer über vier Linien eine Spur ausgeglichener sind. Aber ein Olten, das die NLB gewinnt, ist ebenso gefährlich. Zudem haben sowohl Olten wie auch Langnau die Unternehmensstrukturen und das Stadion für die NLA. Das Niveau der NLB-Finalpartien war in jeder Beziehung (Intensität, Tempo, taktische Disziplin) höher als jenes der NLA-Play-outs.

Die SCL Tigers liegen in der Serie gegen Olten mit 2:3 zurück.
Die SCL Tigers liegen in der Serie gegen Olten mit 2:3 zurück.Bild: KEYSTONE

Die Lakers sind ein NLB-Team, verstärkt mit recht guten Ausländern. In der Ligaqualifikation dürfen sie nur noch zwei ausländische Spieler einsetzen. Damit sind sie auf Augenhöhe mit dem NLB-Meister abgesunken. Olten wie Langnau haben ungefähr die gleich guten Schweizer Spieler.

Ohne jede Boshaftigkeit dürfen wir sagen: Endlich sind die Lakers in die Ligaqualifikation geraten. Ihr Abstieg wäre gut für die NLA. Denn sowohl der EHC Olten als auch die SCL Tigers wären eine Bereicherung für die höchste Spielklasse. Es ist Zeit für einen Wechsel. Die Lakers hatten in der NLA in der Qualifikation den tiefsten Zuschauerschnitt (4276 pro Partie, weniger als Langnau in der NLB mit 5053). Wie wenig das Schicksal dieses Klubs die Fans noch interessiert, zeigt sich jetzt dramatisch. In Langnau (5053) und in Olten (5670) sind in den Play-offs im Schnitt über 5000 Fans herbeigeeilt. Die Lakers haben in der Abstiegsrunde und in den Play-outs im Schnitt gerade noch 3634 Fans mobilisiert. Erst im letzten Spiel gegen Ambrì waren es erstmals mehr als 5000.

Steigen die Lakers ab?

Den Schwefelgeruch des Verlierens loswerden

Mit ziemlicher Sicherheit wäre der Abstieg nicht nur für die NLA sondern auch für die Lakers ein Segen. Sie bekämen endlich jene Atempause, die es möglich machen würde, neu anzufangen, den Schwefelgeruch des Verlierens endlich loszuwerden, sich in der NLB zu erneuern und mit frischem Elan und ohne die notorischen Verlierer an der Bande und in der Kabine den Wiederaufstieg anzustreben. Bleiben die Lakers oben, so wird es wieder ein unseliges Darben am Tabellenende geben, und jedem Gegner graut es schon vor den Heimspielen gegen die Lakers. Diese Partien sind langweilig und bescheren jedem Klub Zuschauer-Minusrekorde.

Die Frage ist allerdings: Haben die Lakers, so wie Langnau und Olten, die Fanbasis für einen Wiederaufstieg? Die starke Kultur, um mehrere Jahre ohne Schaden an der Seele in der NLB zu überstehen wie Langnau, Biel, Lausanne oder eben Olten? Oder folgt im Falle eines Abstieges der Sturz ins Bodenlose, weil es gar keinen Plan B, kein Szenario für den Abstieg gibt?

Die Ligaqualifikation wird uns so oder so ein Drama bescheren. Titel: Wem die Stunde schlägt. Frei nach Ernest Hemingway.  

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12 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Flens
29.03.2015 11:44registriert März 2015
Die Fakten:

1. Die Zuschauerzahlen in der Platzierungsrunde als Grundlage für Rechenspiele zu nehmen ist eine kalkulierte Dreckelei; es waren de facto die einzigen Spiele der Saison, in denen es tatsächlich um nichts mehr ging. Das weiss der Autor.

2. Das Nichteinsetzen der besten Spieler in ebenjener Platzierungsrunde ist aus oben genanntem Grund nur logisch. Und keineswegs überheblich. Auch das weiss der Autor.

3. Dass die sportlichen Meriten des Teams aus Rapperswil weit grösser sind als jene der verklärten Tigers wird, wie immer, bewusst unterschlagen. Rapperswil war in 20 Jahren NLA 10 mal in den Playoffs. Und hat es vor nicht allzu langer Zeit gar in den Halbfinal geschafft. Dem Autor ist aus dies natürlich bekannt.
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manolo
29.03.2015 08:51registriert Februar 2014
so "klausi" jetzt ist dein wunsch wirklichkeit geworden! nun wollen wir sehen wieviel du vom hockey verstehst! du hast ja vor längerer zeit behauptet,-dass wenn es zur ligaquali zwischen rappi und deinen langnauer kommen wird, die st.galler keine chance haben würden!
nun muss aber langnau zuerst einmal gewinnen dann wollen wir sehen!
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Flens
29.03.2015 12:16registriert März 2015
Und noch zum Kern der Sache:

Seit Jahren wird aufgrund von Zuschauerzahlen und so genannt fehlender Tradition dem Verein aus Rapperswil das Existenzrecht in der obersten Liga abgesprochen. Der Autor dieses Artikels engagiert sich dabei mit besonderem Elan.

Würde tatsächlich das Einzugsgebiet für den Erhalt der NLA-Lizenz massgeblich sein, wäre Davos schon lange zwangsabgestiegen (was notabene schade wäre, wie bei jedem anderen Klub auch). Im Playofffinal vor einigen Jahren gegen, ich glaube, Lugano waren dort etwa 3500 Zuschauer im Eisstadion. Ein Grund Zetermordio zu schreien. Oder nüchtern zu analysieren, das Davos aufgrund der Lage und dem ebenfalls eher peripher gelegenen Gegner die Zahl durchaus nachvollziehbar ist. So wie es in Rapperswil aufgrund des von vier Eishockeyclubs abgedeckten Einzugsgebietes ebenfalls nachvollziehbar ist. Aber auch über diese Tatsache wird der Mantel des Schweigens gehüllt. Damit flugs die gute, alte Traditionsmetapher ins Spiel gebracht werden kann.

Traditionen und Mythen entstehen durch die Zelebrierung und Wiederholung des immer gleichen. So wie alles, was aus Langnau kommt, konsequent überhöht wird, wird alles aus Rapperswil niedergeschrieben. So ist über die Jahre auch ein Image entstanden....
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