Sport
Eismeister Zaugg

Grégory Hofmann oder wenn es besser ist, einen Traum aufzugeben

Columbus Blue Jackets' Gregory Hofmann, center, celebrates his goal against the Dallas Stars during the second period of an NHL hockey game Monday, Oct. 25, 2021, in Columbus, Ohio. (AP Photo/Jay ...
Hofmann (Mitte) feiert mit den Kollegen einen seiner zwei NHL-Treffer.Bild: keystone
Eismeister Zaugg

Grégory Hofmann oder wenn es besser ist, einen Traum aufzugeben

Eigentlich war Grégory Hofmann gut genug für die NHL. Trotzdem kehrt er nach 24 Spielen wieder zum EV Zug zurück. Aber wenn der Titelverteidiger besser werden soll, benötigt Sportchef Reto Kläy noch einen «Königstransfer».
11.01.2022, 20:1812.01.2022, 13:23
Folge mir
Mehr «Sport»

Statistisch war er vor seinem Wechsel in die NHL so gut wie Pius Suter oder Dominik Kubalik, die sich beide in der wichtigsten Liga der Welt etabliert haben. Selbst langjährige NHL-Kenner wie der NHL-Spieleragent André Rufener attestieren Grégory Hofmann NHL-Talent.

Rufeners Urteil ist insofern interessant, weil er die Sache objektiv sieht: Er ist nicht Hofmanns Agent, verfolgt aber Columbus intensiv, weil er dort mit Nationalverteidiger Dean Kukan einen Klienten hat.

Warum aus der NHL nichts wurde

Der entscheidende Faktor bei einem Wechsel aus der National League direkt in die NHL: zum richtigen Zeitpunkt ins richtige Team zu kommen. Anders als ein hochkarätiger Draft, der schon aus politischen Gründen (wer gibt denn schon gerne zu, sich beim Draft geirrt zu haben?) mehrere Chancen bekommt, hat ein 29-jähriger Schweizer wie Grégory Hofmann nur eine Chance. Entweder er packt sie – oder der Traum ist zu Ende.

Auf den ersten Blick schien Columbus die richtige Wahl. Ein Team in einem Aufbauprozess, offensiv eines der schwächeren der Liga und gemanagt von einem Europäer (dem Finnen Jarmo Kekäläinen). Eigentlich ideale Voraussetzungen. Und doch sollte sich bald zeigen: Dieser Aufbauprozess ist Grégory Hofmann zum Verhängnis geworden.

Bei einem Neuaufbau werden in erster Linie die jungen Spieler forciert und ein paar Routiniers führen das Team. Grégory Hofmann ist im November 29 Jahre alt geworden. Zu alt, um zu den Jungen zu gehören. Und – logisch – als Liganeuling noch zu wenig gut und zu wenig produktiv, um ein Team führen zu können. 2 Tore und 5 Assists in 24 Partien reichen nicht aus, um eine offensive Schlüsselrolle zu bekommen und ein Leitwolf zu sein. Vielleicht hätte es funktioniert, wenn er sechs, sieben Jahre jünger wäre.

Zug muss noch weiter aufrüsten

Bleibt die Frage, ob es denn nicht besser wäre, sich durchzubeissen. Das mag für einen jungen Spieler mit viel Potenzial und einer realistischen Chance auf eine NHL-Karriere und Dollar-Millionen Sinn machen. Aber nicht für einen 29-jährigen Stürmer, der zudem seine Familie in der Schweiz hat. Die Auflösung des Vertrages mit Columbus und die Rückkehr zu Zug ist ein kluger Entscheid der Vernunft. Manchmal ist es besser, einen Traum aufzugeben.

Mit Grégory Hofmann kehrt nun einer der wichtigsten Meisterhelden nach Zug zurück. Einer, der eine Meisterschaft entscheiden kann. Allerdings können die Zuger nun nicht mehr fünf Ausländer einsetzen. Eine noch diese Saison gültige Regelung erlaubt es einem Team, einen Schweizer Spieler, der aus einem laufenden Vertrag in die NHL wechselt, durch einen zusätzlichen Ausländer zu ersetzen.

So spektakulär Hofmanns Rückkehr auch sein mag: Das Team wird dadurch noch nicht automatisch viel besser. Will Sportchef Reto Kläy seine Mannschaft nach dem Abgang von Marco Müller für nächste Saison aufrüsten, braucht er also noch einen «Königstransfer».

Noch ein NHL-Schweizer?

Logisch wäre die Verpflichtung von Sven Bärtschi. Der nächste Rückkehrer aus Nordamerika. Gleich alt wie Hofmann. 2010 hat er Langenthal verlassen, bevor er auch nur eine einzige Partie in der National League bestritten hatte. Er ist in Nordamerika Millionär geworden. In den letzten drei Jahren kam er allerdings nur noch sieben Mal in der NHL zum Einsatz. Für nächste Saison ist die Rückkehr in die Schweiz eine Option.

Bärtschi ist ein cooler Vollstrecker auf der Flügelposition. Mit einem ähnlichen Potenzial (30 Tore pro Saison) wie Hofmann. Seine Verpflichtung wäre schon fast ein «Kaisertransfer».

Vegas Golden Knights left wing Sven Baertschi (47) is greeted by his wife, Laura, and son Callan, 2, when taking the ice prior to the start of an NHL hockey preseason game against the San Jose Sharks, ...
Bärtschi spielt in der NHL keine Rolle mehr.Bild: keystone

Kein Sportchef der Liga kennt Sven Bärtschi so gut wie Zugs Reto Kläy. Er war damals in Langenthal Sportchef und kümmerte sich um die Ausbildung des künftigen NHL-Stürmers. Also gilt: Gute Beziehungen schaden nur jenen, die keine haben.

Der Poker hat begonnen

Ein bisschen Romantik spielt möglicherweise auch mit. Bärtschi dürfte sich bei einer Rückkehr in seiner Heimat, im Oberaargau, in der Umgebung von Langenthal niederlassen. Sein Agent André Rufener sagt, es sei noch überhaupt keine Entscheidung gefallen. «Im Laufe der nächsten Wochen wird es Zeit, die Zukunft zu regeln.»

Bei der Antwort auf die Frage nach möglichen Arbeitgebern in der National League wird er gar diplomatisch: «Es gibt ein paar Optionen. Von Langenthal aus ist es beispielsweise nach Bern oder Zug ungefähr gleich weit …»

watson Eishockey auf Instagram
Selfies an den schönsten Stränden von Lombok bis Honolulu, Fotos von Quinoa-Avocado-Salaten und vegane Randen-Lauch-Smoothies – das alles findest du bei uns garantiert nicht. Dafür haben wir die besten Videos, spannendsten News und witzigsten Sprüche rund ums Eishockey.

Folge uns hier auf Instagram.
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Diese 18 Bilder zeigen knallhart: So sieht Neid aus 😂
1 / 22
Diese 18 Bilder zeigen knallhart: So sieht Neid aus 😂
Bild: Imgur
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Hund steckt im gefrorenen See fest – und dann passiert das
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
2 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
2
Die ZSC Lions finden keine Antwort, weil sie (noch?) zu weich sind
Gegen das wahre, das raue, das «böse» Lausanne kassieren die ZSC Lions die erste Playoff-Niederlage (2:4). Der Final steht 1:1. Wenn die Zürcher nach dem «weichen Donnerstag» nun auch am Samstag zu weich sind, um richtiges Playoff-Hockey zu spielen, dann droht die zweite Niederlage. Sie hätte unabsehbare Folgen.

Guten Abend liebe ZSC Lions. Die Playoffs haben begonnen. Der offizielle Playoff-Start war eigentlich bereits am 16. März mit dem Beginn des Viertelfinals gegen Biel. Für die ZSC Lions war erst am Donnerstagabend in Lausanne Playoff-Start. Die zweite Finalpartie wird für die Zürcher nach neun Siegen in Serie die erste mit Playoff-Intensität, Playoff-Tempo und Playoff-Härte.

Zur Story