Wir haben 8 Punkte, Deutschland 6. Deutschland spielt noch gegen Tschechien und Österreich. Wir treten noch gegen Schweden, Kanada und Tschechien an. Es ist also möglich, dass Deutschland am Ende vor uns steht.
Ein Vergleich zeigt, wie viel Talent die Schweiz und wie wenig Talent Deutschland hat. Der wichtigste Verteidiger bei den Deutschen heisst Justin Krueger. Der Bub des ehemaligen Nationaltrainers ist nicht gut genug fürs erste Powerplay beim SC Bern. Aber bei den Deutschen spielt er die gleiche Rolle wie Roman Josi bei uns. Er hat am meisten Eiszeit (20:43 Min.). Roman Josi arbeitet im Schnitt länger (26:04 Min.) und ist in jeder Beziehung ein paar Nummern grösser. Er hat in der NHL in 81 Partien 40 Punkte produziert. Justin Krueger beim SCB gerade mal 14 Punkte in 41 NLA-Spielen. Die Deutschen haben mit Justin Krueger an der blauen Linie das klar bessere Powerplay (Erfolgsquote 18,75 Prozent) als wir mit Roman Josi und Mark Streit (5,26 Prozent).
Die Deutschen haben nach 22 Absagen noch einen aktuellen NHL-Spieler im Team (Tobias Rieder). Die Schweiz mit Roman Josi, Mark Streit, Kevin Fiala und Reto Berra vier.
Der Vergleich zeigt uns wieder einmal, warum die Nordamerikaner sagen, Eishockey sei der letzte, wahre Mannschaftsport. Mit einem guten Konzept und Leidenschaft ist es möglich, ein viel talentierteres Team zu besiegen. Deshalb haben die Deutschen immer noch eine Chance aufs Viertelfinale. Nach einem 0:10 gegen Kanada und einem 0:1 gegen die Schweiz, nach heftiger medialer und sonstiger Kritik ist die Mannschaft wieder intakt, hat selbst gegen Schweden nur 3:4 verloren und Lettland 2:1 besiegt.
Wenn die Mannschaft, das Konzept, die Leidenschaft wichtiger sind als der einzelne Spieler, wenn Namen nur die auf dem Dress aufgenähten Buchstaben sind, dann haben die Schweizer auch die Chance, gegen die nominell besseren Teams Schweden, Kanada und Tschechien die Viertelfinals aus eigener Kraft zu erreichen.
Wenn wir scheitern, dann scheitern wir an der Bande. Bei den Deutschen ist Pat Cortina so umstritten wie bei uns Glen Hanlon. Weil sein Vertrag ausläuft, gilt er als «lame duck». Aber kurz vor der WM hat er mit Mannheims Meistercoach Geoff Ward einen hochkarätigen Bandengeneral als Assistenten bekommen. Eigentlich führt Geoff Ward das Team. Das ist so, wie wenn Arno Del Curto unserem Nationaltrainer bei dieser WM zur Seite stehen würde. Was wäre das für ein Spektakel! Glen Hanlons Assistent heisst John Fust – und der spielte bei der U20-WM mit einer Mannschaft gegen den Abstieg, die genug Talent für die Halbfinals hatte.
Wie wir es auch drehen und wenden: Die Viertelfinals sind für die Schweiz hier in Prag Pflicht. Alles andere wäre kläglichstes Scheitern.