Den NHL-Traum hat er inzwischen aufgegeben. Reto Berra sagt, man wisse zwar nie. «Aber ich will jetzt Verantwortung in einem Team übernehmen.» Es sei an die Zeit, sesshaft zu werden. In den letzten fünf Jahren hat Berra in Nordamerika für neun verschiedene Teams in der NHL und in der AHL gespielt. Die Nummer 1 in der NHL ist er bei Calgary, Colorado, Florida und Anaheim nicht geworden. Letzte Saison hatte er unverhofft noch einmal eine Chance bekommen: «Aber von allem Anfang an war klar, dass ich in Anaheim nur die Nummer 3 bin und meistens im Farmteam spielen muss. Ich bin nicht enttäuscht. Ich habe mit einem sehr guten Goalietrainer nochmals viel gelernt und die Zeit in Kalifornien hat mir sehr gefallen.»
Berra spielte entweder mit Anaheim in der NHL oder mit San Diego in der AHL. Er bereue nichts. «Natürlich waren da Träume von einer grossen NHL-Karriere. Aber es ist gut so, wie es ist. Ich habe so viel erlebt, so viel gelernt und freue mich jetzt auf die Zeit mit Gottéron.» Er habe schon immer gern in Fribourg gespielt. Berra mag die Stimmung in dieser Hockeystadt und das Team sei vielversprechend. Reto Berra ist mit sich und der Hockeywelt im Reinen.
Aber bevor es «Allez Gottéron!» heisst, wartet die Herausforderung WM. Wohin die Reise in Dänemark gehen wird – bis hinauf in den Halbfinal oder nur bis in den Viertelfinal – ist offen.
Reto Berra spielte bei der Silber-WM 2013 eine zentrale Rolle – er hexte die Schweiz im Halbfinal (3:0 gegen die USA) ins Endspiel. Und noch heute sagen viele: Wenn Sean Simpsosn auch im Final gegen Schweden Berra statt Martin Gerber eingesetzt hätte, dann wären wir vielleicht Weltmeister geworden. Aber nur vielleicht.
Berra sagt, ein Vergleich mit der Silber-WM sei nicht möglich. «Schon deshalb nicht, weil ich jetzt der zweitälteste in der Mannschaft bin.» Der Turnierverlauf sei anders gewesen. Man habe gleich nacheinander alle Spiele gegen die Grossen gewonnen. Aber er spüre die Energie im Team.
Die «Ausscheidung» für den WM-Viertelfinal 2018 läuft also: Reto Berra spielt am Samstag gegen Russland, Leonardo Genoni voraussichtlich am Sonntag gegen Schweden. Und wer den besseren Eindruck hinterlässt, wird am nächsten Donnerstag im Viertelfinal im Tor stehen. Sofern die Schweizer diesen erreichen. Theoretisch gibt es ja noch immer eine Möglichkeit, bereits in den Gruppenspielen zu scheitern. Aber nur theoretisch.