Am Ende stehen die tapferen Schweizer mit leeren Händen da. Sie verlieren das Spiel um Bronze gegen Kanada mit 2:5 und beenden das Heimturnier auf dem 4. Platz.
Trotz dieses Dämpfers haben wir soeben die beste medaillenlose Junioren- WM-Mannschaft seit 1999 erlebt. Damals wurde der Titel bei der ersten U18-WM der Geschichte nicht im K.O-System ausgespielt, sondern in einer Medaillenrunde. Die Schweizer fegten den späteren Weltmeister Finnland 6:1 vom Eis und besiegten die Russen 3:0. Am Ende blieb der undankbare 4. Platz, und es fehlte wegen einer überraschenden 3:6-Pleite gegen die Slowakei bloss ein Punkt zum WM-Titel.
Es gibt durchaus Parallelen zwischen den Teams von 1999 und 2015. Auch 1999 waren nicht die Goalies die Hauptdarsteller (Pascal Sievert und Martin Zerzuben teilten sich den Job), sondern überragende Feldspieler. Verteidiger David Jobin schaffte es ins All-Star-Team und Luca Cereda war damals, was heute Denis Malgin ist. Er wurde von Toronto in der ersten Runde gedraftet. Vom 1999er-Team spielen heute noch sieben Spieler in der NLA (Paolo Duca, Thibaut Monnet, Sebastien Reuille, David Jobin, Timpo Helbling, Beat Gerber, Steve Hirschi).
Das aktuelle WM-Team vermochte in lichten Momenten spielerisch so zu begeistern wie 1999 die Mannschaft von Alfred Bohren. Was 1999 das 6:1 gegen Finnland war, das war in diesen Tagen das 5:0 im Viertelfinale gegen Russland. Die Schweizer haben wieder einmal aus einem Minimum ein Maximum gemacht und mit zwei Siegen (3:2 n.V. gegen Lettland, 5:0 gegen Russland) Platz vier geholt.
Das Finale am Sonntagabend in Zug hat noch einmal gezeigt, wie gut unser WM-Team war. Die Schweizer hatten das Halbfinale gegen die Finnen äusserst unglücklich in der Verlängerung durch einen weiteren haltbaren Gegentreffer 4:5 verloren. Gegen jene Finnen, die im Endspiel gegen die USA den Titel erst in der Verlängerung verloren (1:2 n.V.).
Seit gut 20 Jahren gehören unsere Junioren zu den Besten der Welt. Es ist gelungen, das hohe Niveau von 1999 über Jahre hinweg zu halten und seit Michel Riesen (1997, Nr. 14) werden Schweizer regelmässig von den NHL- Klubs in der ersten Draft-Runde ausgewählt – beim nächsten Umgang sind Jonas Siegenthaler und Denis Malgin Erstrunden-Kandidaten. Diese U18-WM in Zug hat gezeigt, dass kein anderes Land so viel aus seinem Hockey- Potenzial macht.
Mit 13'740 Junioren ist die Schweiz das gallische Dorf des Welteishockeys. Die Zahlen der registrierten Junioren bei den grossen Nationen sind so eindrücklich, dass man sie immer wieder nennen muss. 518'000 Junioren in Kanada, 39'263 in Finnland, 81'592 in Russland, 41'521 in Schweden, 302'303 in den USA und selbst die Deutschen sind zahlenmässig mit 18'014 Junioren besser als wir. Diese Zahlen publiziert der Internationale Eishockey-Verband IIHF auf seiner Website.
Für unsere Hockeykultur spricht auch der Erfolg der gesamten Veranstaltung. Die U18- WM wird seit 1999 ausgetragen und noch kein Turnier war in Europa so erfolgreich wie jenes in Zug und Luzern. Über 40'000 Zuschauer und ein Europarekord für U18-WM-Spiele beim Halbfinale gegen Finnland (7015 Fans). Peter Lüthi ist ein erfahrener Organisator und steht hinter diesem Erfolg. Der ehemalige Verbandsdirektor arbeitet heute als «Aussenminister» des Verbandes, ist für die Organisation von internationalen Anlässen zuständig und orchestriert auch die WM- Bewerbung 2020. Er hat mit dieser U18-WM mehr Zuschauer mobilisiert als das Tennis Swiss Open in Gstaad.
Geld kann mit Junioren-WM-Turnieren in Europa allerdings nicht verdient werden. Trotz der Subventionen des Internationalen Hockeyverbands und der Austragungsorte, der Unterstützung durch Sponsoren und einem erfreulichen Zuschaueraufmarsch (10'000 mehr als budgetiert) rechnet Peter Lüthi mit einem Minus: «Wir setzen alles daran, eine schwarze Null zu schreiben. Aber es wird wohl nicht ganz reichen.» Der Fehlbetrag sei aber nicht sechsstellig und werde vom Verband bezahlt. «Es ist eine Investition in die Zukunft.»
Der scheidende U18-Nationaltrainer Manuele Celio (wechselt in die Nachwuchsorganisation der ZSC Lions, Thierry Paterlini wird sein Nachfolger) sagt, diese erfolgreiche WM sei als Werbung für Juniorenhockey, aber auch für die weitere Karriere der jungen Spieler enorm wichtig: «Dieses WM-Erlebnis, die Partie gegen Finnland in einem ausverkauften Stadion, die Begeisterung der Zuschauer hat jedem gezeigt, was Eishockey in diesem Land auslösen kann. Es ist eine Motivation für die Jungen, Eishockeyspieler zu werden und für die Klubs, in den Nachwuchs zu investieren.»
Manuele Celio betont auch die Wichtigkeit der Infrastruktur für die Förderung des Nachwuchses. Dass mitten in unserem Land in Huttwil ein Eisstadion mit zwei Eisfeldern seit drei vier Jahren leer steht und die Verbandsgeneräle keinen Finger krümmen, um diese «Todsünde», diesen Missstand zu korrigieren, ist ein Skandal und ein Armutszeugnis.